Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von Nikola hält die Börsen noch immer auf Trab. Das Unternehmen hat auch am Donnerstag mit einem anfänglichen Abschlag nicht einmal den Sprung über die Marke von 1 Euro geschafft. Dennoch gibt es geradezu unglaubliche Kursziele von Research-Häusern. Möglicherweise kommen die bei der Bewertung der Aktie einfach nicht hinterher. Oder wissen sie mehr? 248 % Kurspotenzial scheinen sehr hoch gegriffen.
Das Truck-Unternehmen aus den USA hat zumindest an den Aktienmärkten noch deutlich weniger Kredit, als es die Analysten ihm noch geben. Das Unternehmen ist wirtschaftlich offensichtlich sehr schwer angeschlagen, wie auch die Börsenentwicklung verdeutlicht.
Nikola: Ab Ende März endgültig im Tiefflug
Der aktuell sichtbare Tiefflug in Richtung eines Penny-Stocks mit Kursen von weniger als 1 Euro (sowie natürlich 1 Dollar) nahm Anfang März noch einmal richtig Fahrt auf und setzte ihre dramatische Entwicklung Ende März fort. Das Unternehmen hatte gemeldet, für ca. 29,9 Millionen Stammaktien ein „gezeichnetes öffentliches Angebot“ zu haben sowie ein zugleich registriertes Direktangebot über gut 59 Millionen Stammaktien zu haben. Dieses Angebot sei mit 1,12 Dollar pro Aktie bewertet worden. Damit konnte Nikola den damaligen Schätzungen zufolge einen Bruttoerlös in Höhe von 100 Millionen Dollar erwarten.
Die Nachricht traf zu einem Zeitpunkt ein, als die Aktie noch mit 1,20 Euro oder etwas höher bewertet war. Das Angebot lag also niedriger als der Börsenkurs selbst, wobei der Abschlag in einer Notsituation noch erklärbar wäre. Das Problem, das die Börsen offenbar danach selbst mit diesem Angebot hatten: Damit war auch klar, in welcher Region sich das Unternehmen an den Märkten bewerten lassen müsste. Eine Rückkehr auf z. B. gut 2,20 Euro wie noch Anfang März war für das angeschlagene Papier verbaut.
Die Kapitalerhöhung war offenbar mehr als letzte Maßnahme denn als sinnvolle Rettungsaktion verbucht worden und wies an den Aktienmärkten den Weg.
Die Notierungen sanken in der Folge teils sogar auf weniger als 0,80 Euro, bis der lange Absturz endlich ein kleines oder vorläufiges Ende zu finden schien. Im Chartbild zeigt sich die Entwicklung von Nikola über einen längeren Zeitraum noch etwas deutlicher.
Die Kurse waren über einen längeren Zeitraum massiv abgestürzt: Vor einem Jahr notierte der Titel noch annähernd bei 10 Euro.
Die Kursperformance der Nikola-Aktie
Um die Entwicklung nachzuvollziehen, lohnt der Blick zurück. Nikola hat im Jahr 2022 erheblich Geld verbrannt. Das EBITDA war auf -450 Millionen Dollar gesunken, das Betriebsergebnis EBIT hatte mit -749 Millionen Dollar ein noch schlechteres Niveau als etwa 2021, als das Unternehmen ein EBIT von -694 Millionen Dollar verzeichnete. Vor Steuern blieb 2022 ein EBT in Höhe von -764 Millionen Dollar. Der Nettoverlust belief sich auf -784 Millionen Dollar.
Alle Ertragszahlen waren schlechter als im Jahr zuvor, womit Nikola die Börsen ersichtlich überraschte. Noch zu Beginn des Jahres schien der Traum von emissionsfreien LKWs deutlich realer und zielführender zu sein als im Jahresverlauf.
Nun wird es spannend. Nikola wird am 9. Mai seine Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Am 6. Juli erst wird die jährliche Hauptversammlung zusammenkommen. Die Prognosen, die in verschiedenen Studien zu lesen sind, lesen sich auch für das Jahr 2025 noch nicht gut und werden sich ggf. auch in den Diskussionen rund um die beiden Termine widerspiegeln.
Für das Jahr 2025 wird aktuell ein Betriebsergebnis (EBITDA) von -442 Millionen Dollar erwartet. Dies entspricht annähernd dem Ergebnis für 2022. Der Betriebsgewinn (EBIT) könnte mit -542 Millionen Dollar einen deutlich geringeren Verlust ausweisen als 2022, heißt es. Das Nettoergebnis wird in den Schätzungen auf -642 Millionen Dollar taxiert.
All diese Werte sind vor dem Hintergrund der Umsatzschätzungen relevant. 2025 soll der Umsatz sich mit 152 Millionen Dollar gegenüber 2022 deutlich erhöhen, heißt es. Dennoch ist das Geschäft selbst dann, wenn diese Annahmen zutreffen, noch extrem verlustreich. In Kombination mit der Kapitalerhöhung sollten die Aussichten daher nicht besonders gut sein. Die Analysten, die sich mit dem Unternehmen beschäftigen, sehen im Mittel jedoch ein Kursziel bei 3,17 Dollar.
Dies sind auf Basis des aktuellen Kurses immerhin +248 % Kurspotenzial, so jedenfalls die Meldungen dazu. Dieses Kursziel ist indes kaum glaubhaft. Als Annäherung dient die Entwicklung der Kursziele im Laufe der vergangenen Jahre. Diese zeigt, dass die Kursziele analog zu den fallenden Kursen immer wieder nach unten angepasst wurden – das heißt, die Analysten haben bis dato weitgehend danebengelegen. In den vergangenen drei Jahren sind die Kursziele fast durchgehend jeweils etwas höher gewesen als der reale Kurs. So lagen die Kursziele vor etwa einem Jahr noch bei 10 Dollar, während die Aktie ihren Sinkflug in Richtung von 5 Dollar aufnahm.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das höchste Kursziel noch immer bei 5 Dollar liegt. Dies wären 449 % Kurspotenzial. Angesichts der – in Absolutzahlen – weiterhin geringen Umsatzentwicklung 2025 und einem hohen Verlust (EBITDA, EBIT und Netto-Ergebnis) ist ein solches Kursziel offenbar sehr hoch gegriffen.
Real ist hingegen der anhaltende Abwärtstrend. Wenn schon wirtschaftliche Kennzahlen – dies wird auch zum 9. Mai mit den Zahlen zum ersten Quartal nicht ändern – enttäuschen, sind Stimmungsindikatoren aus der technischen Analyse ggf. ein Hoffnungsschimmer. Hier ist bei Nikola keine Rettung in Sicht. Alle sogenannten „GD“ – gleitende Durchschnittskurse – etwa über 50, 100 oder auch 200 Tage, sind weit unterkreuzt. Der Abstand zum GD100 beläuft sich auf 142 %. Dies ist gerade für technische Investoren – wie es Fonds zum Teil sind – ein klares, schwaches Signal.
Die jüngsten hohen Kursgewinne im Laufe der Woche sind Teil der Spekulation in solchen Situationen. Die Aktie bleibt extrem angeschlagen.
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