Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Nel ASA steckt fest: Eine Auftragsmeldung in aller Kürze hatte die Papiere des norwegischen Wasserstoffspezialisten am Anfang vergangener Woche zwar wieder über die Marke von 50 Cent getragen. Die kurzfristig erreichten 0,54 Euro allerdings haben sie seitdem nicht wieder erreicht. Bei 0,53 Euro war am vergangenen Mittwoch Schluss, und auch an diesem Montag. Am Dienstag zum Handelsbeginn fiel die Nel-Aktie in Frankfurt um 1,6 Prozent auf wieder 0,52 Euro, bevor sie erneut auf 0,53 Euro kletterte. Ein echter Aufschwung sieht anders aus. Vielleicht hätte das Unternehmen in der Vorwoche einfach mit offenen Karten spielen sollen.
Nel ASA verrät kaum etwas zu Folgeauftrag
Denn es war schon wirklich außergewöhnlich, wie wortkarg sich Nel ASA am 1. Juli gab: „Nel ASA: Kaufauftrag für Elektrolyseurausrüstung“, hieß es in der Mitteilung lediglich. Und weiter: „Eine Tochtergesellschaft von Nel ASA (Nel, OSE:NEL) hat einen Folgegeräteauftrag von mehr als 7 Millionen Euro für ein europäisches Projekt erhalten.“ Kein Wort von Nel zum Projekt oder dem Bestandskunden, auch keine weiterem Erklärungen. Weder über den Produktionszeitraum für die Elektrolyseure noch den geplanten Auslieferungszeitpunkt gab es Hinweise. Warum?
- In der Regel wird ein Auftrag in dieser Größenordnung von Nels CEO Håkon Volldal eingeordnet und kommentiert
- Somit aber ist unklar, wann die gemeldete Auftragssumme überhaupt in den Geschäftszahlen von Nel ASA auftauchen wird
Auftragseingänge das große Nel-Problem
Möglicherweise ist das mit ein Grund für die Zurückhaltung der Anleger. Denn gerade die Auftragseingänge sorgten bis zuletzt für Sorgenfalten, nachdem diese im zweiten Halbjahr 2023 massiv eingebrochen waren.
Im ersten Quartal 2024 hatte er sich immerhin stabilisiert, lag mit 459 Mio. norwegischen Kronen (NOK, umgerechnet rund 39 Mio. Euro) nur noch knapp unter dem Niveau des Vorjahresquartals (467 Mio. NOK). Zugleich allerdings war der Auftragsbestand bei Nel im Jahresvergleich um 13 Prozent auf umgerechnet 207 Millionen Euro gesunken. Keine wirklich beruhigende Situation.
Nel ASA berichtet über Wasserstoff-Forschung
Statt zum aktuellen operativen Geschäft Auskunft zu geben, macht Nel ASA derzeit aber lieber auf dem Unternehmensblog auf die Beteiligung an der Forschung zum Thema Wasserstoff aufmerksam. Am National Renewable Energy Laboratory (NREL) in Colorado arbeiten demnach rund 4.000 Wissenschaftler „an einer der dringendsten Herausforderungen der Welt: der Energie“, wie Nel ASA es formuliert. Dabei kooperiert das Labor nach eigenen Angaben mit zahlreichen Industriepartnern, darunter eben Nel Hydrogen. Gemeinsam erforschen sie „das Potenzial von Wasserstoff als Schlüsselkomponente für eine nachhaltige Energiezukunft“, heißt es in dem Blog-Beitrag.
Wasserstoff werde immer stärker genutzt, was die Größenordnung von Leistung und Energie angeht, versichert Daniel Leighton, Teamleiter für Wasserstoffinfrastruktur und Endverbrauch bei NREL. Es sei eine sehr spannende Zeit, insbesondere an Wasserstoffsystemen zu arbeiten. Und: „Nel hat wichtige Beiträge zur Forschung von NREL geleistet, insbesondere zur Elektrolysestapeltechnologie“, bestätigt Leighton.
- NREL und seine Partner tragen laut Nel dazu bei, die Klimaprobleme anzugehen und den Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft zu erleichtern.
- „Ja, ich glaube, wir können die globale Erwärmung bekämpfen, und wir tun das bereits“, lässt sich Teamleiter Leighton zitieren
Nel-Aktie noch weit im Jahresminus
Das mag langfristig stimmen, für einen echten Aufschwung an der Börse reichen solche Veröffentlichungen nicht. Und so hat sich die Nel-Aktie zwar etwas von ihrem jüngsten Tiefstand bei 0,48 Euro abgesetzt. Doch auch mit der aktuellen Bewertung liegt sie damit weiter knapp 20 Prozent im Monatsminus. Ganz zu schweigen vom Abschlag seit ihrem letzten Höchststand bei 1,22 Euro Ende Juli 2023. Das Minus beläuft sich seitdem auf fast 60 Prozent.
Die Kursziele für Nel ASA liegen weit auseinander
Ob sich daran mittelfristig etwas ändern wird? Die Meinungen gehen bei Nel ASA extrem weit auseinander. So sieht die notorisch optimistische Bank RBC Capital die Aktie ernsthaft bei 13 NOK. Umgerechnet müsste sie sich damit auf 1,13 Euro im Wert weit mehr als verdoppeln. Weitaus realistischer blicken wohl andere Analysten laut finanzen.net auf die Nel-Aktie:
- Bernstein Research, 6,75 NOK
- Berenberg Bank: 8,00 NOK
- Goldman Sachs: 6,20 NOK
- UBS Bank: 3,70 NOK
Quartalszahlen in der kommenden Woche
Die Schweizer Großbank UBS bildet mit ihrer Einstufung ersichtlich den Gegenpol zur kanadischen RBC. Sie hatte Nel ASA bereits im Frühjahr auf „Sell“ mit einem Kursziel von 3,70 norwegischen Kronen belassen – und an dieser Prognose bislang festgehalten. Mit umgerechnet 0,32 Euro sagt Analyst Christopher Leonard somit einen Kursrutsch um 40 Prozent voraus. Die Norweger bräuchten noch Aufträge, um die Umsatzziele für 2025 zu erreichen, begründete auch er seine Skepsis damals. Und das ebenso knapp, wie Nel ASA mittlerweile neue Aufträge vermeldet.
Klarheit wird dann wohl die kommende Woche bringen: Am 17. Juli wird Nel ASA nach eigenen Angaben seine jüngsten Quartalszahlen vorlegen. Und dann werden wohl alle Augen auf den Auftragseingang gerichtet sein.
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