Liebe Leserin, lieber Leser,
nur kurz konnte sich die Aktie von Nel ASA in der vergangenen Woche über die Marke von 50 Cent schieben, als die Neuausrichtung eines bestehenden Vertrags mit dem US-Truck-Entwickler Nikola bekannt wurde. Kurz danach allerdings rauschten die Papiere wieder abwärts, am Dienstag erstmals auf 0,42 Euro, der tiefste Stand seit 2018. Nach zwischenzeitlicher Erholung und erneutem Rücksetzer notiert die Nel-Aktie aktuell wieder auf diesem Niveau. Das kommt überraschend: Eine weitere Hiobsbotschaft beim norwegischen Wasserstoff-Spezialisten blieb an den Märkten zunächst ohne größere Wirkung. Es scheint, als habe sich die Aktie von der realen Ebene wirklich völlig losgelöst.
Nel ASA auf Schadensersatz verklagt
Denn wie Nel ASA am Mittwoch vermeldete, wurde das Unternehmen „heute darüber informiert, dass die Iwatani Corporation of America eine Klage mit Schadensersatzansprüchen in unbestimmter Höhe gegenüber Nel und einigen ihrer Tochtergesellschaften im Zusammenhang mit bestimmten Vereinbarungen zur Lieferung von Betankungsausrüstung und -dienstleistungen eingereicht hat“. Es betrifft demnach Verträge zwischen Nel Hydrogen Inc. und Iwatani Corporation of America. Die Klage wurde beim US-Bezirksgericht im Central District of California eingereicht.
- Nel und seine Tochtergesellschaften weisen die in der Klage erhobenen Vorwürfe allerdings „entschieden zurück“, wie es hieß
- Man werde „den Vorwürfen und der Klage energisch entgegentreten“, ließ Nel in der Mitteilung wissen, ohne ins Detail zu gehen
Es geht um Nels Wasserstoff-Tankstellen
Im Juni 2020 hatte Nel ASA von der Iwatani Corporation of America, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der japanischen Iwatani Corporation, einen Kaufauftrag für mehrere H2Station™-Einheiten zur Betankung von leichten Nutzfahrzeugen in Kalifornien erhalten. Der Auftragswert wurde mit mehr als 150 Millionen NOK (rund 13 Millionen Euro) angegeben und umfasste 14 H2Station-Module, die im Jahr 2021 an sieben Standorten in Kalifornien, USA, installiert werden sollten. Im März 2021 meldete Nel zudem die Bestellung von vier weiteren Wasserstoff-Tankstellen durch Iwatani im Wert von umgerechnet 3,5 Millionen Euro.
„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Iwatani und Toyota unsere H2Station™-Tankstellenlösungen zur Stärkung der Wasserstoffinfrastruktur in Südkalifornien ausgewählt haben“, kommentierte Ulrik Torp Svendsen, Key Account Manager, Nel- Nel Hydrogen Fueling, den Deal damals. Die Stationen sollten sowohl bestehende als auch neue Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge, wie den Toyota Mirai, bedienen. „Da unsere neue Nel Inc.-Einheit im Raum San Francisco ansässig ist, freuen wir uns nun darauf, unser Geschäft in Kalifornien auszubauen und Iwatani zu unterstützen“, so Svendsen.
12 Millionen Euro Umsatz werden fehlen
Doch diese Freude ist nun eher Entsetzen gewichen. Wenngleich unklar ist, wie hoch die finanziellen Forderungen sind, auch Details der Klage über die behaupteten Mängel an den Tankstellen nichts offiziell bekanntgegeben wurde, ist es für Nel ein weiterer Tiefschlag. Im Dezember 2023 mussten die Norweger bereits eine Auftragsstornierung vermelden: Nel Hydrogen Electrolyser AS hatte im Februra 2023 einen 40-MW-Vertrag über alkalische Elektrolyseure mit HyCC unterzeichnet. Doch daraus wird erst einmal nichts: „Der Kunde hat die Realisierung seines H2eron-Projekts auf frühestens 2028 verschoben und daher die Bestellung storniert“, hieß es.
- Ursprünglich sollte die Wasserstoffproduktion im vierten Quartal 2025 beginnen
- 12 Millionen Euro an Umsatz wird dem Unternehmen durch den Wegfall entgehen
Kurios: Die Nel-Aktiefiel nach Auftrag
Der Stornierung entgegen steht seit Juli des vergangenen Jahres ein einzige vermeldeter Neuauftrag, zudem ein vergleichsweise kleiner: Am 19. Januar berichtete Nel von einer Bestellung über 10 Megawatt (MW) alkalische Elektrolyseausrüstung im Wert von etwa 5 Millionen Euro durch Samsung C&T.
Die Samsung-Tochter unterzeichnete einen entsprechenden Auftrag für ihr erstes netzunabhängiges Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff, das in Südkorea umgesetzt wird. Doch die Märkte reagierten auf diese Nachricht schon damals eher irrational: mit einem weiteren Kursrückgang. Am Tag der Meldung fiel die Nel-Aktie von zuvor 0,49 auf 0,44 Euro, zu diesem Zeitpunkt zugleich ein neues Mehrjahrestief.
Langfristig mit fast 90 Prozent im Minus
Nun also geschah das Gegenteil: Eine schlechte Nachricht ließ die Anleger seltsam unberührt. Am Mittwoch ging es kurz erneut abwärts bis auf 0,42 Euro, am Donnerstag standen bereits wieder 0,43 Euro auf dem Kurszettel. Es scheint, als habe sich der Kurs der Nel-Aktie längst vom operativen Geschäft entkoppelt, da die Papiere sich offenbar überwiegend in Händen von Leerverkäufern und Zockern befinden, die entweder auf einen weiteren Absturz oder aber auf die wundersame Wiederauferstehung der Nel-Aktie wetten. Ausgang völlig ungewiss.
Zur Erinnerung: Vor genau einem Jahr, am 8. Februar 2023, notierten die Anteilscheine am Handelsplatz Frankfurt kurzzeitig bei 1,72 Euro. Seitdem hat Nel ASA drei Viertel an Börsenwert eingebüßt. Geht man gut drei Jahre zurück, zum 27. Januar 2021, wird es schwindelerregend: Damals war die Aktie den Anlegern tatsächlich 3,36 Euro wert. Doch dann begann der Absturz: Der Abschlag seitdem beträgt annähernd 90 Prozent!
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