Nel ASA und Plug Power: Es sieht wirklich düster aus!

Die Aktien von Nel ASA und Plug Power befinden sich nach kurzer Erholung längst wieder auf dem absteigenden Ast. Wasserstoff-Titel sind und bleiben Risiko-Papiere.

Auf einen Blick:
  • Nel ASA profitierte an der Börse zum Wochenstart nur kurz von einem millionenschweren Auftrag
  • Auf Monatssicht hat die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten 30 Prozent abgegeben
  • Konkurrent Plug Power helfen selbst vermeintlich gute Nachrichten nicht mehr
  • Beim US-Unternehmen geht es schlicht ums Überleben, die Kursziele brachen zuletzt ein

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist man Nel ASA gegenüber wohlgesonnen, könnte man auf ein deutliches Wochenplus bei der Aktie verweisen. Denn in der Tat haben die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten am Handelsplatz Frankfurt mit aktuell 0,51 Euro in den vergangenen fünf Handelstagen noch immer gut sechs Prozent zugelegt. Allerdings: Zwischenzeitlich notierte die Nel-Aktie sogar bei 0,54 Euro, konnte diese Bewertung nach einem am Montag gemeldeten Auftrag in Millionenhöhe aber nicht halten. Mittel- und langfristig sieht es für die Aktie ohnehin düster aus. Der einzige Trost: Den US-Konkurrenten Plug Power traf es noch weitaus übler.

Nel ASA meldete Millionen-Auftrag aus Europa

Doch zunächst zu den Norwegern: In bemerkenswert knapper Form hatte Nel ASA zum Wochenstart einen Folgeauftrag für Elektrolyseurausrüstung im Wert von mehr als 7 Millionen Euro für ein europäisches Projekt verkündet. Es war lediglich ein Satz, zum Kunden oder dem erwähnten Projekt verlor Nel kein Wort. Dennoch legte die Aktie bis Börsenschluss am Montag von zuvor 0,49 Euro um mehr als neun Prozent auf 0,54 Euro zu, hat seitdem allerdings den Großteil des Zugewinns wieder abgegeben. Ganz zu schwiegen von der Kursentwicklung im zurückliegenden Monat:

  • Auf 0,73 Euro war die Aktie am 3. Juni in der Spitze gestiegen
  • Der Abschlag bei Nel ASA seitdem beträgt bereits satte 30 Prozent

Nel-Deal in Indien mit kurzer Wirkung

Es war ein kurz davor bekanntgewordener Deal in Indien, der den Wasserstoff-Titel angetrieben hatte – seine Wirkung aber offenbar längst verbraucht hat. Durch eine Lizenzvereinbarung mit der indischen Reliance Industries Limited (RIL) erhält der Partner „eine exklusive Lizenz für die alkalischen Elektrolyseure von Nel in Indien“, wie es hieß. Es ermögliche RIL außerdem, die alkalischen Elektrolyseure von Nel ASA für firmeneigene Zwecke weltweit herzustellen.

Dadurch erhalte Nel im Gegenzug „eine Einnahmequelle aus einem schnell wachsenden Markt, auf den Nel allein nicht hätte zugreifen können“, sagte CEO Håkon Volldal, ohne nähere Details zu verraten. Und so bleibt völlig offen, in welcher Form sich die Abgabe der Rechte in Indien in den Zahlen von Nel ASA mittel- oder langfristig auswirken könnte. Dass man auf absehbare Zeit defizitär arbeiten wird, davon ist ohnehin auszugehen.

Plug Power bangt um Milliardenkredit

Das gilt für den US-amerikanischen Konkurrenten Plug Power in weitaus verschärfter Form. Die am 9. Mai vorgelegten Zahlen aus dem ersten Quartal 2024 waren schlichtweg ein Desaster: Der Umsatz beim in Finanznot steckenden Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Spezialisten war von 210,3 Millionen im Vorjahr auf 120,3 Millionen US-Dollar eingebrochen. Zugleich war der Nettoverlust von 207,8 Millionen auf 295,8 Millionen Dollar um 42 Prozent gestiegen. Bereits im Vorjahr hatte Plug mehr als eine Milliarde Verlust angehäuft und ist auf einen milliardenschweren Kredit durch das US-Energieministerium angewiesen, um überhaupt das Geschäftsjahr überstehen zu können.

  • Ob dieser gewährt werden wird, ist weiterhin unklar, da hierfür einige Bedingungen gelten, an deren Erfüllung Plug nach eigenen Angaben noch arbeitet
  • Ein ranghoher republikanischer Senator forderte unlängst zudem die Prüfung des Milliardenkredits, weil er bei der Vergabe Vetternwirtschaft wittert

Plug-Aktie mit 75 Prozent im Jahresminus

Die Folge: Nachdem die bedingte Zusage Mitte Mai für einen völlig irrationalen Sprung der Plug-Aktie um zeitweilig fast 70 Prozent auf bis zu 4,88 US-Dollar gesorgt hatte, hat das Unternehmen wieder mehr als die Hälfte an Börsenwert eingebüßt. Mit aktuell 2,27 US-Dollar beläuft sich das Minus aus dem vergangenen Jahr gar auf rund 75 Prozent.

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Und so konnte auch eine Reihe von vermeintlich guten Nachrichten aus den vergangenen Tagen der Plug-Aktie nicht wieder auf die Beine helfen. Weder, dass man mittlerweile 7,5 Gigawatt (GW) an so genannten BEDP-Verträgen (Basic Engineering and Design Package) abgeschlossen  habe, die Grundlage für neue Aufträge sein könnten. Noch, dass Plug als eines der ersten US-Unternehmen Steuervorteile für die Produktion von sauberem Wasserstoff gemäß Abschnitt 45V des Inflation Reduction Act (IRA) nutzen werde. Eine Reihe von Analysten hatten zuletzt ohnehin jegliche Hoffnung verloren.

Kursziele für Plug gesenkt, die für Nel stabil

  • Die US-Bank  Morgan Stanley hatte das Kursziel für die Plug-Aktie nach den Quartalszahlen Anfang Mai von 3,00 auf 2,50 Dollar gesenkt
  • Die Citigroup stufte die Plug-Aktie kurz davor von Halten auf Verkaufen zurück, das Kursziel wurde von 3,25 auf sogar 2,00 Dollar eingedampft

In diesem Sinne steht es um Nel ASA etwas besser. Das Analysehaus Bernstein Research hatte die Aktie der Norweger Anfang Juni immerhin auf „Halten“ belassen, das Kursziel liegt bei 6,75 Norwegischen Kronen (NOK), was 0,59 Euro entspricht. Die Berenberg Bank hält sogar 8,00 NOK (0,70 Euro) für ein realistisches Kursziel, was für die Nel-Aktie ein Aufwärtspotenzial von knapp 40 Prozent entspräche.

Dass die kanadische RBC Capital gar von 13 NOK, umgerechnet 1,13 Euro, für Nel ASA ausgeht, hat hingegen keinerlei Relevanz. Zur Einordnung: Bis Anfang des Jahres sagte RBC-Analyst Erwan Kerouredan für die Aktie von Nel ASA noch einen mittelfristigen Kursstand von umgerechnet 1,89 Euro voraus.

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