Nel ASA und Plug Power: Wie ist das zu erklären?

Die Aktie von Wasserstoffspezialist Nel ASA zeigt sich aktuell stabil, Plug Power verliert massiv. Dabei hatte nur das US-Unternehmen gute Nachrichten verbreitet.

Auf einen Blick:
  • Die Nel-Aktie notiert knapp über dem Allzeittief, verliert aktuell aber nicht weiter
  • Die Aktie von Plug Power hingegen büßte binnen einer Woche rund 25 Prozent ein
  • Dabei hatte der US-Wettbewerber einen neuen Vertrag mit einem Autobauer vermeldet
  • Die Anleger aber haben offenbar Angst vor den Quartalszahlen, die demnächst anstehen

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von Nel ASA erlebt, wenn man so will, aktuell eine ruhige Zeit. Am Mittwoch hatten die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten bei einem Kurs von genau 0,407 in Frankfurt zwar ein neues Allzeittief ausgebildet, an diesem Punkt allerdings waren sie am 8. Februar mit einer Bewertung von 0,408 Euro praktisch schon einmal. Mit anderen Worten: Die Nel-Aktie befindet sich mit aktuell wieder 0,42 Euro in einer stabilen Seitwärtsbewegung. US-Wettbewerber Plug Power hingegen verlor in der vergangenen Woche rund 25 Prozent (!) an Wert. Und das, trotz eines vermeldeten Megadeals. Wie ist das zu erklären.

Plug Power meldet Vertrag mit Autobauer

Denn tatsächlich hatte Plug Power jüngst nicht nur ein Programm zur operativen Konsolidierung angekündigt, Personalabbau inklusive, das beim Hersteller von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen die jährlichen Betriebskosten um mehr als 75 Millionen US-Dollar senken sollen. Am Mittwoch meldete Plug zudem einen Vertrag zur Lieferung von Wasserstoffinfrastruktur und Brennstoffzellenlösungen zur Unterstützung beim Materialtransport bei einem großen US-Automobilhersteller.

  • Die gesamte Materialtransportflotte des Fertigungscampus, einschließlich Gabelstapler und Schlepper, werde mit Plug-Brennstoffzellen betrieben
  • Die Vereinbarung umfasse zudem eine Wasserstoffinfrastruktur vor Ort, darunter unter anderem zwei Flüssigwasserstoff-Speichertanks, hieß es

Anleger schicken Plug-Aktie nach unten

Noch in diesem Jahr wird Plug Power laut Mitteilug die Installation und Inbetriebnahme der Wasserstoffinfrastruktur übernehmen und damit die Voraussetzungen für die Inbetriebnahme der Anlage im ersten Quartal 2025 schaffen. „Diese neue Partnerschaft stärkt unsere Erfolgsbilanz in der Automobilindustrie weiter und markiert einen bedeutenden Sprung bei der Förderung der Nachhaltigkeit in der Branche“, betonte Andy Marsh, CEO von Plug, ohne eine Auftragssumme zu verraten. Auch der Kundenname wurde nicht genannt, Plug wies lediglich auf langjährige Kooperationen mit Branchengrößen wie BMW, Daimler, Honda, GM und Stellantis hin.

Am Tag der Mitteilung allerdings reagierten die Anleger keinesfalls mit Aktienkäufen, im Gegenteil gab die Plug-Aktie am Mittwoch von zuvor 3,73 auf 3,34 US-Dollar nach. Nach einem weiteren massiven Abschlag von acht Prozent am Donnerstag notieren die Anteilscheine aktuell bei nur noch 3,13 Dollar, rund ein Viertel unter dem Kurs von Ende Januar. Wie passt das zusammen?

Plug steckt in großen Finanznöten

Es ist ganz offensichtlich die Angst vor den Zahlen aus dem 4. Quartal und fürs Gesamtjahr 2023, die Plug Power am 1. März vorlegen wird. Der jüngste Quartalsbericht aus dem November war bereits ein Desaster, der Umsatz war im Jahresvergleich um nur fünf Prozent auf 198,7 Millionen Dollar gestiegen, das Minus vergrößerte sich indes deutlich von 170,8 auf 283,5 Millionen Dollar. Somit überstiegen die Verluste die Erlöse nicht nur bei weitem. Mehr noch: Die aktuell vorhandenen finanziellen Mittel würden „keine zwölf Monate mehr ausreichen“, hatte Plug gegenüber der Börsenaufsicht SEC eingeräumt.

  • Ob ein mittlerweile kolportierter Milliardenkredit durch die US-Regierung die Rettung bringen wird?
  • Oder die im Januar angekündigte Kapitalerhöhung von bis zu einer Milliarde US-Dollar?

Nel ASA hatte noch positiv überrascht

Die Anleger reagierten nach dieser Meldung jedoch erneut mit einem Abverkauf, obwohl neue Kapitalzuflüsse für Plug zweifellos die einzige Chance darstellen, die drohende Insolvenz abzuwenden. Sie haben demnach die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ob die Situation bei Nel ASA ähnlich dramatisch ist, lässt sich seriös nicht abschätzen. Die Quartalszahlen von Ende Oktober waren noch positiv aufgenommen worden, nachdem bei Nel der Umsatz deutlich gestiegen und die Verluste eingedämmt worden waren.

Doch die Stimmung im gesamten Wasserstoffsektor hat sich seitdem extrem eingetrübt. Tatsache ist, dass die Aktie des norwegischen Unternehmens sich zwar seit Wochen stabil zeigt, allerdings auf niedrigstem Niveau. Allein im vergangenen Vierteljahr hat die Nel-Aktie mehr als ein Drittel abgegeben.

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Klage gegen Nel statt neuer Aufträge

Und auch das hat Gründe. Dass Nel ASA im Oktober einen Einbruch bei den Neuaufträgen im 3. Quartal 2023 um 55 Prozent vermelden musste, war das eine. Seitdem ist nur eine einzige Neubestellung dazugekommen: Am 19. Januar berichtete Nel von einer Bestellung über 10 Megawatt alkalische Elektrolyseausrüstung im Wert von etwa 5 Millionen Euro durch Samsung C&T. Damit nicht genug: Im Dezember war die Stornierung eines Auftrags durch HyCC im Umfang von 12 Millionen Euro bekanntgeworden. Der Kunde habe die Realisierung seines H2eron-Projekts auf frühestens 2028 verschoben, hieß es.

Anfang Februar dann der nächste Schlag: Die Norweger teilten mit, dass die Iwatani Corporation of America eine Klage mit Schadensersatzansprüchen in unbestimmter Höhe gegenüber Nel und einigen ihrer Tochtergesellschaften „im Zusammenhang mit bestimmten Vereinbarungen zur Lieferung von Betankungsausrüstung und -dienstleistungen eingereicht hat“. Man werde „den Vorwürfen und der Klage energisch entgegentreten“, gab man sich kämpferisch.

Quartalszahlen noch im Februar

Wie die Sache ausgehen wird, ist völlig offen; genauso die mögliche Höhe der Ansprüche, die Iwatani geltend macht. Wie es um die finanzielle Situation bei Nel ASA bestellt ist, wird man jedoch noch vor der Offenbarung bei Plug Power erfahren: Nel wird bereits am 28. Februar seine Quartalszahlen bekanntgeben – und insbesondere die Auftragslage dürfte für Enttäuschung sorgen. Oder für Entsetzen.

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