Nel ASA und Plug Power: Das wahre Gesicht!

Die Zuversicht um die Wasserstoff-Aktien Nel ASA und Plug Power hatte eine kurze Halbwertszeit. Der erneute Absturz folgte prompt, aus unterschiedlichen Gründen.

Auf einen Blick:
  • Nel ASA und Plug Power hatten einen kurzen Höhenflug erlebt – und stürzten wieder ab
  • Die norwegische Nel hatte in der vergangenen Woche mit den Quartalszahlen enttäuscht
  • Der US-Wasserstoff- und Brennstoffzellenhersteller Plug mit einer weiteren Kapitalerhöhung
  • Auch wenn Anleger in diversen Börsenforen hoffen, beide Aktien sind hoch riskante Wetten

Liebe Leserin, lieber Leser,

was wurde in diversen Anlegerforen schon gejubelt, als die Aktien der beiden Wasserstoff-Unternehmen Nel ASA und Plug Power zuletzt ihre Schwächephase überwunden zu haben schienen. Die Nel-Aktie hatte Ende Mai einen kurzen Höhenflug erlebt, als ein Lizenzvertrag mit der indischen Reliance Industries unterzeichnet worden war und kurzzeitig 0,79 Euro für die Papiere aufgerufen worden waren. Die Plug-Aktie hingegen schoss kurz zuvor nach einer „bedingten Kreditzusage“ durch die US-Regierung an einem Tag um knapp 70 Prozent bis auf 4,88 US-Dollar. Und in der vergangenen Woche? Zeigten beide Papiere ihr wahres Gesicht: Es ging aus unterschiedlichen Gründen dramatisch nach unten.

Sondereffekt schönte Quartalszahlen von Nel ASA

Da wäre zum einen die norwegische Nel ASA, die am Mittwoch die mit Spannung erwarteten Quartalszahlen vorlegte – und abermals enttäuschte. Nach Abspaltung des Bereichs Fueling im Juni (die Sparte wird seitdem unter Cavendis Hydrogen als eigenständiges Unternehmen geführt), war der Umsatz aus den fortgeführten Geschäftsbereichen nach Nel-Angaben um zehn Prozent auf 332 Millionen Norwegische Kronen (NOK) zurückgegangen. Der Umsatz sei „durch die geringere Liefermenge an alkalischen Elektrolyseuranlagen im Quartal negativ beeinflusst worden“, hieß es lapidar zur Erklärung.

Und auch eine vermeintlich positive Entwicklung erweist sich als Trugschluss: Dass der Nettoverlust aus den fortgeführten Geschäftsbereichen sich im zweiten Quartal von -228 auf -118 Millionen NOK im Jahresvergleich verbesserte, ist laut Nel ASA „hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass das Vorjahresquartal eine Fair-Value-Anpassung von -166 Millionen NOK aus Beteiligungen an Everfuel enthielt“. Ohne den Sondereffekt wäre das Minus sogar deutlich angewachsen.

  • Der Auftragseingang stieg im Jahresvergleich zwar um 18 Prozent auf 270 Millionen NOK
  • Der Auftragsbestand hatte sich zugleich aber um 13 Prozent auf 2.071 Millionen NOK verringert

Nel-Aktie mit knapp 60 Prozent im Jahresminus

Was nützt es, dass Håkon Volldal, CEO von Nel, nach der Abspaltung von Cavendish sich guter Dinge zeigt: „Dies ist eine natürliche Folge unserer Geschäftsstrategie, die darin besteht, alle unsere Ressourcen für das einzusetzen, was wir am besten können: die Herstellung der energieeffizientesten und zuverlässigsten Elektrolyseure der Welt“, sagte er. Mit diesem strategischen Schritt mache Nel „einen großen Schritt in Richtung Profitabilität“, so Volldal. Nur glauben das die Anleger offenbar nicht mehr.

Anfangs vergagener Woche waren sie ebenfalls noch voller Hoffnung. Vor dem Quartalsbericht war die Nel-Aktie kurzzeitig bis auf 0,64 Euro gestiegen, die notorisch optimistische RBC Bank hatte die Papiere zudem zum Kauf empfohlen. Und jetzt? Nach ihrem Einbruch am Mittwoch auf bis zu 0,52 Euro und nachfolgend leichter Erholung rutschte die Nel-Aktie am Freitag sogar kurzzeitig wieder unter die 50-Cent-Marke. Auch wenn sie sich Montagfrüh leicht auf 0,52 Euro verbesserte: Nel ASA hat damit innerhalb eines Jahres somit wieder fast 60 Prozent an Börsenwert eingebüßt.

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Plug Power mit erneuter Kapitalerhöhung

Es geht, zugegeben, noch schlimmer. Diesen Beweis trat mal wieder US-Wettbewerber Plug Power an. Nach ihrem völlig unverständlichen Aufstieg in den vergangenen Tagen, als die Märkte auf bedeutungslose Wasserstandsmeldungen positiv reagierten, krachte die Plug-Aktie am Freitag im Xetra-Handel zeitweilig um 23 Prozent (!) bis auf 2,23 Euro ab. An der Nasdaq verloren die Papiere letztlich knapp 14 Prozent und gingen bei 2,52 Dollar aus dem Handel. Das alles hatte freilich einen Grund.

Nachdem Plug Power bereits im Januar eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund einer Milliarde Dollar durchgeführt hatte, um damit eine Insolvenz zu verhindern, geht dem US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Hersteller nach einem halben Jahr schon wieder das Geld aus. Am Donnerstag nach Börsenschluss gab Plug Power bekannt, dass man „ein öffentliches Zeichnungsangebot im Wert von 200 Millionen US-Dollar seiner Stammaktien“ gestartet habe. Den Zeichnungsgebern werde eine 30-tägige Option zum Kauf von zusätzlichen Stammaktien im Wert von bis zu 30 Millionen Dollar einzuräumen.

Plug verliert 80 Prozent an Börsenwert

Dies sei „ein Schlag ins Gesicht für die Bestandsaktionäre, notiert die Aktie von Plug Power in der Nähe eines Mehrjahrestiefs“, kommentierte das Anlegermagazin Der Aktionär die erneute Geldbeschaffung.  In der Tat sind die 2,22 US-Dollar, die Anfang Juli den absoluten Tiefpunkt der Plug-Aktie markierten, nicht mehr allzu weit entfernt. Auch wenn sich im frühen europäischen Handel am Montag eine leichte Erholung abzeichnet:

  • Nach dem Einbruch vor dem Wochenende notieren die Anteilscheine somit nicht nur wieder deutlich im Monatsminus
  • Aufs Jahr gesehen hat das US- Unternehmen sage und schreibe fast 80 Prozent an Börsenwert eingebüßt

Analysten hatten Kursziele drastisch gesenkt

Viele Analysten hatten angesichts des anhaltenden Insolvenzrisikos vor der Plug-Aktie gewarnt. So hatte etwa die US-Bank Morgan Stanley ihr Kursziel für die Plug-Aktie nach den mal wieder enttäuschenden Quartalszahlen Anfang Mai von 3,00 auf 2,50 Dollar geskürzt. Die Citigroup hatte die Zahlen nicht einmal abgewartet und die Plug-Aktie bereits im April auf Verkaufen zurückgestuft. Die Prognose strich die US-Bank von zuvor 3,25 auf 2,00 Dollar zusammen. Selbst von dieser Marke ist Plug Power nicht mehr allzu weit entfernt.

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