Liebe Leserin, lieber Leser,
kurze Zeit schien es so, als ob die Aktien aus dem Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Segment das Schlimmste überstanden hätten. Die Aktie von Nel ASA (Norwegen) hatte sich am Montag wieder auf wenigstens 0,42 Euro verbessert, US-Wettbewerber Plug Power erreichte bei 4,33 US-Dollar bereits am Freitag seine höchste Bewertung seit Mitte Februar. Doch am Dienstag war es mit der guten Laune an den Märkten plötzlich vorbei: Nel und Plug rutschten gleichermaßen wieder deutlich ab – und schuld war wohl ein Dritter.
Wettbewerber Ballard Power weitete Verluste aus
Es war die kanadische Ballard Power, die am Dienstag als letztes Unternehmen der Dreien die Zahlen aus dem 4. Quartal und fürs Gesamtjahr 2023 vorlegte – und enttäuschte. Die Aktie des Brennstoffzellen-Urgesteins gab an der Nasdaq zeitweilig sechs Prozent nach bis auf 2,97 US-Dollar, ging letztlich bei glatt 3,00 Dollar aus dem Handel. Am Freitag war die Ballard-Aktie den Anlegern noch 3,37 Dollar wert. Zwar hatte Ballard auf Quartalsbasis und im Gesamtjahr die Umsätze deutlich gesteigert, gleichzeitig aber die Verluste ausgeweitet.
- Im 4. Quartal hat Ballard Power einen Umsatz von insgesamt 46,8 Millionen US-Dollar erzielt. Im Vergleich zum Vorjahressquartal ist ein Plus von 132 Prozent
- Zugleich verbuchte Ballard laut IWR einen deutlich gestiegenen Nettoverlust von minus 48,9 Millionen US-Dollar, nach minus 27,6 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum
Das alles kam nicht gut an – und verunsicherte zugleich offenbar die Anleger für die gesamte Branche. Mit der leicht positiven Entwicklung bei den anderen Aktien war es just vorbei, als Ballard so deutlich verlor. Nach dem Mittag ging es mit der Aktie von Nel ASA wieder zurück auf nur noch 0,40 Euro. Die Anteilscheine von Plug Power rutschten gar auf zunächst 3,48 US-Dollar ab, rund 20 Prozent unter ihren Höchststand vom Freitag. Was sich somit nicht verändert hat, ist die hohe Volatilität im Wasserstoff-Segment.
Nel ASA mit Achterbahnfahrt nach Quartalsbericht
Das war bereits so, als Nel ASA Ende Februar seine Quartalszahlen vorgelegt hatte und zunächst für Optimismus sorgte: Am Tag der Veröffentlichung lag die Aktie der Norweger zwischenzeitlich mit 14 Prozent im Plus, verbesserte sich von 0,42 auf zunächst 0,48 Euro. Und klar, Nel hatte aus dem 4. Quartal einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 46,59 Millionen Euro vermeldet, eine Steigerung um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zudem war der EBITDA-Verlust von 18,83 auf 9,24 Mio. Euro in etwa halbiert worden.
Doch schon nach wenigen Stunden kam es zur Trendumkehr. Möglicherweise war den Anleger aufgefallen, dass der Auftragseingang bei Nel ASA zugleich um 81 Prozent auf nur noch 16 Millionen Euro eingebrochen war. Schon am Abend jedenfalls war der gesamte Zugewinn wieder weg, am Tag danach ging es weiter nach unten bis auf 0,38 Euro. Allzu weit ist die Nel-Aktie von diesem Kursstand aktuell nicht mehr entfernt.
Plug Power mit desaströsen Zahlen
Plug Power hat es noch schlimmer erwischt: Auf 3,89 US-Dollar waren die Papiere der US-Amerikaner am 1. März nach oben gezogen, ein Plus am Tag des Quartalsberichts von neun Prozent. Mittlerweile notiert sie aber wieder deutlich niedriger. Die damalige Zuversicht war wohl allein der Tatsache geschuldet, dass Plug die befürchtete Zahlungsunfähigkeit zunächst abgewendet hatte, wie man mitteilte. Die Zahlen aus dem 4. Quartal jedenfalls waren desaströs:
- Plug Power kam auf einen Jahresumsatz von rund 891 Millionen Dollar, kaum über dem des Vorjahresquartals
- Zugleich war der Nettoverlust auf unfassbare 1,37 Milliarden US-Dollar angeschwollen, weit über den Umsatz
Und so kommt es nicht wirklich überraschend, dass die Plug-Aktie noch immer mit gut 20 Prozent im Monatsminus notiert. Aufs Jahr gesehen hat das Unternehmen sogar mehr als 70 Prozent seines Börsenwerts eingebüßt. Nur wenig besser steht die Aktie von Nel ASA da: Sie hat im vergangenen Vierteljahr gut ein Drittel abgegeben. Innerhalb des vergangenen Jahres sind es mehr als zwei Drittel.
Analysten für Nel und Plug verhalten optimistsich
Die Analysten sind sich derweil völlig uneins, ob es mittelfristig mit der Aktie von Nel wieder nach oben geht. Die UBS glaubt an einen weiteren Rücksetzer, hat nach den Quartalszahlen ein Kursziel von umgerechnet lediglich 0,33 Euro ausgegeben. Die notorisch optimistische RBC sieht Nel dagegen bei 13 Norwegischen Kronen, was 1,13 Euro entspricht. Dafür müssten sich die Papiere annähernd im Wert verdreifachen. Im Durchschnitt aber erwarten derzeit 23 Beobachter laut marketscreener.com einen Anstieg um rund 55 Prozent auf 0,63 Euro.
Bei Plug Power, lange Zeit der Liebling der Analysten, sind die Prognosen hingegen mittlerweile deutlich zurückgefahren worden. Waren sie im Januar m Schnitt noch von einem Kursanstieg auf 8,24 US-Dollar ausgegangen, liegt das Kursziel aktuell nur noch bei 5,17 Dollar. Das angenommene Kurspotenzial der Plug-Aktie liegt somit inzwischen bei weniger als 50 Prozent.
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