Nel ASA und Plug Power: Gefahr von allen Seiten!

Die Aktien der Wasserstoffplayer Nel ASA (Norwegen) und Plug Power (USA) stehen derezeit massiv unter Druck. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nel ASA wurde nach dem Quartalsbericht zweistellig durchgereicht
  • Die guten Zahlen beruhten beim Wasserstoffspezialisten vor allem auf Einmaleffekten
  • Plug Power sieht sich ganz anderen Problemen gegenüber und verlor zuletzt ebenfalls deutlich
  • Dem US-Unternehmen droht juristischer Ärger, doch auch gegen Nel ist eine Klage anhängig

Liebe Leserin, lieber Leser,

hinter den Aktien der Wasserstoff-Spezialisten Nel ASA (Norwegen) und (Plug Power) liegt erneut eine Woche zum Vergessen, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Die Norweger hatten Quartalszahlen vorgelegt, und die Anleger ganz offensichtlich enttäuscht. Mehrere Analysten senkten daraufhin ihre Kursziele. Die US-Amerikaner hingegen, die sich erst im Mai in die Bücher schauen lassen, sehen sich laut Medienberichten mit einer Sammelklage wegen angeblicher, irreführender Angaben bezüglich der unternehmerischen Situation konfrontiert. Die Gefahr droht im Moment offenbar von allen Seiten. Im Ergebnis gab Plug Power innerhalb einer Woche gut 9 Prozent Prozent ab. Die Nel-Aktie verlor im Wochenvergleich sogar zweistellig auf rund 0,40 Euro.

Nel ASA: Quartalszahlen mit Einmaleffekten

Das überrascht zunächst, denn vordergründig waren die Zahlen von Nel ASA aus dem ersten Quartal 2024 am Mittwoch so übel nicht. Tatsächlich hatte das Unternehmen seinen Umsatz im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 387 Millionen Norwegische Kronen (NOK) gesteigert, umgerechnet rund 33 Millionen Euro. Das war jedoch weitaus weniger als von Experten erwartet. Doch immerhin hatte Nel den Verlust (EBITDA) von 121 auf 16 Millionen NOK massiv verringert.

Zugleich hielt Nel auch die Auftragseingänge im Jahresvergleich einigermaßen stabil bei 459 Millionen NOK und blieb damit erstmals nach zwei besorgniserregenden Quartalen über dem ausgewiesenen Umsatz. Und doch ist beim Wasserstoffunternehmen nicht alles eitel Sonnenschein. Die Zahlen profitierten vor allem von gleich zwei Einmaleffekten: Im Vorjahresquartal war im EBITDA laut Nel noch eine belastende Fair-Value-Anpassung von -69 Millionen NOK aus Beteiligungen an Everfuel enthalten. 96 Millionen NOK des Umsatzes resultierten zudem nicht aus dem operativen Geschäft, sondern aus der Neuverhandlung eines alten Liefervertrags mit Nikola

Analysten kürzten Nel-Kursziele

Das war auch den Analysten nicht entgangen – und  so schraubten gleich zwei Häuser ihre Prognose für die Aktie von Nel ASA nach unten. Der Umsatz des Wasserstoffspezialisten sei 26 Prozent niedriger als vom Markt erwartet ausgefallen, schrieb  Analyst Michele della Vigna von der US-Bank Goldman Sachs laut Medienberichten. Er habe deshalb seine Erlösprognosen für die Jahre 2024 und 2025 reduziert. Zugleich senkte er das Kursziel von 7,00 auf 6,20 NOK, behielt angesichts von erwarteten 0,53 Euro die Einstufung allerdings auf „Buy“.

Dies galt auch für die zuvor extrem optimistische Privatbank Berenberg: Die Resultate bei Nel ASA signalisierten einen relativ langsamen Jahresstart des Wasserstoffspezialisten, so Analyst James Carmichael. Er reduzierte seine Umsatzprognosen für 2024 und 2025 in der Folge um 9 beziehungsweise 11 Prozent. Auch das Kursziel für die Nel-Aktie senkte er, jedoch lediglich von 11 auf 8 NOK. Mit umgerechnet 0,68 Euro und einem prognostizierten Anstieg um rund 70 Prozent beließ er die Einstufung auf „Buy“. Andere hingegen warnten bereits vor dem Quartalsbericht vor der Nel-Aktie.

  • Pareto Securities etwa hatte Nel von „Hold“ auf „Sell“ und das Kursziel  von 5,00 auf 4,00 NOK gesenkt, lediglich 0,34 Euro
  • Analyst Gard Aarvik erkannte bei Nel ASA unter anderem einen „steigenden Druck, Cash zu generieren“

Sammelklage gegen Plug Power eingereicht

Das gilt für Plug Power mindestens genauso, doch zur prekären finanziellen Situation des US-Unternehmens könnte nun noch juristischer Ärger kommen. Es geht laut dem Anlegermagazin Der Aktionär um eine Sammelklage gegen Plug Power die darauf abzielt, Aktionären zu entschädigen, die zwischen dem 9. Mai 2023 und dem 16. Januar 2024 durch angeblichen Wertpapierbetrug geschädigt wurden.

Konkret behauptet die Anklage nach Informationen der Agentur Bloomberg vom Mittwoch, „dass der Wasserstoff-Konzern falsche Aussagen über die Auswirkungen von Lieferkettenproblemen und Materialknappheit gemacht beziehungsweise die Tatsachen beschönigt hat“, wie es heißt. Plug Power habe die Probleme heruntergespielt und die kurzfristigen Aussichten für sein operatives Wasserstoffgeschäft übertrieben positiv dargestellt.

  • Anleger erhielten über die Probleme demnach erst Kenntnisse, als am 9. November 2023 die Zahlen für das dritte Quartal bekanntgegeben wurden
  • Die Kanzlei Hagens Berman fordere Plug-Anleger „dringend auf“, ihre Verluste jetzt einzureichen heißt es auf Wallstreet Online

Plug-Aktie mit 80 Prozent Kursverlust seit Juli

Kein Wunder also, dass die Aktien von Plug Power sich wieder im Rückwärtsgang befindet. Nach einem weiteren Kursverlust von fünf Prozent vor dem Wochenende an der Nasdaq notiert sie aktuell bei noch 2,57 US-Dollar. Seit ihrem Zwischenhoch im Juli 2023, als 13,44 Dollar für die Papiere aufgerufen wurden, beläuft sich der Abschlag auf unfassbare 80 Prozent.

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Nicht viel besser zeigt sich die Kursentwicklung bei Nel ASA. Seit ihrem Höchststand im Mai vergangenen Jahres bei 1,29 Euro verloren die Papiere der Norweger rund 70 Prozent an Wert.  Und auch Nel ASA wird sich wohl in absehbarer Zeit vor Gericht wiederfinden: Seit Februar ist eine Klage der Iwatani Corporation of America vor einem kalifonischen Bezirksgericht anhängig. Nel werden Mängel an den an das Unternehmen gelieferten Wasserstofftankstellen vorgeworfen, es droht Schadensersatz in noch unbekannter Höhe. Die Norweger ließen wissen, dass sie „den Vorwürfen und der Klage energisch entgegentreten“ werden. Der Ausgang des Verfahrens ist völlig offen.

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