Liebe Leserin, lieber Leser,
zum Wochenstart keimte bei den gebeutelten Anlegern von Nel ASA wieder Hoffnung auf: Zeitweilig um mehr als elf Prozent ging es mit der Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten nach einer Auftragsmeldung nach oben bis auf 1,13 Euro in Frankfurt. Am Ende blieb von der Euphorie aber nicht mehr viel übrig, 1,08 Euro, ein Plus von rund vier Prozent um genau zu sein. Und es ist wirklich kurios: In New York lag das Plus bei der Nel-Aktie letztendlich bei bescheidenen 3,3 Prozent auf 1,07 Dollar, der US-Konkurrent Plug Power legte in genau derselben Größenordnung auf 18,62 Dollar zu. Und dieser hatte erst am Freitag seine Jahresprognose kassiert.
Nel ASA meldet nächsten Millionenauftrag
Dabei hatte Nel ASA kurz vor der Veröffentlichung der Zahlen zum 3. Quartal, die am Donnerstag vorgelegt werden, einen wirklich stattlichen Auftrag vermeldet: Die US-Tochter Nel Hydrogen Electrolyser AS habe einen Vertrag über alkalische Elektrolysegeräte durch das australische Unternehmen Woodside Energy für dessen geplantes Wasserstoffprojekt H2OK im Bundesstaat Oklahoma, USA, abgeschlossen, hieß es. Der Vertrag habe einen Gesamtwert von rund 600 Millionen Norwegischen Kronen, umgerechnet etwa 58 Millionen Euro. Damit überträfe die Bestellung den im Juli vermeldeten, bisherigen Rekordauftrag durch einen nicht genannten US-Kunden im Wert von 45 Millionen Euro sogar.
H2OK ist nach Nel-Angaben Woodsides erstes Wasserstoffprojekt in den USA. Die Australier werden demnach die Anlage in Ardmore, Oklahoma, errichten, einem Gebiet, das sich gut für die Wasserstoffproduktion eigne und über eine gute Verfügbarkeit von Wasser und Energie verfüge. Woodsides werde diese Ressourcen nutzen, um flüssigen Wasserstoff für brennstoffzellenbetriebene Nutz- und Schwertransportfahrzeuge herzustellen.
Nel-Kunde arbeitet an weiteren Wasserstoffprojekten
„Wir sind sehr stolz darauf, von Woodside Energy, einem Qualitätsunternehmen mit einer starken Erfolgsbilanz, für dieses aufregende und sinnvolle Projekt ausgewählt worden zu sein“, sagt Håkon Volldal, CEO von Nel ASA. Woodside wolle damit seine US-Präsenz erweitern und arbeite zudem an zwei Wasserstoffprojekten in Australien: H2Perth und H2Tas. Die Elektrolyseur-Stacks für das jetzt gemeldete Projekt werden in Nels Werk in Herøya hergestellt, so die Mitteilung. Die Produktion werde wohl über das gesamte Jahr 2024 erfolgen, heißt es.
Das Ardmore-Projekt werde zu einem „hervorragenden Schaufenster für die Elektrolyseur-Technologie von Nel, da es darauf abzielt, eine breitere Nutzung erneuerbarer Energien im Transport- und Industriesektor zu ermöglichen“, glaubt Tom Skoczylas, Regional Sales Manager für Nel Hydrogen US. Dass die Aktie von Nel ASA dennoch nur kurz ansprang, könnte auch an JP Morgan gelegen haben.
JP Morgan bleibt bei niedrigem Kursziel
Die US-Bank JPMorgan hatte die Einstufung für Nel ASA am Montagmorgen auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 10,10 norwegischen Kronen belassen, was 0,97 Euro entspricht. Dass das Wasserstoffunternehmen einen Großauftrag des australischen Konzerns bekommen habe, werde den Anlegern gefallen, schrieb Analyst Patrick Jones laut Medienberichten. Allerdings bestehe weiterhin das Risiko, dass eine niedrige Auslastung auf die Margen in der Elektrolyse-Industrie drücke.
Ähnlich kritisch ist die Credit Suisse, die sich am Montag aber nicht zu Wort gemeldet hatte. Andere waren nach dem zweiten Großauftrag innerhalb von drei Monaten positiver gestimmt: Sowohl die Analysten von Jefferies als auch RBC Capital bestätigten am Montagmittag ihre deutlich höheren Kursziele. Der Großauftrag zeige, „dass Nel zu den sehr wenigen Herstellern gehöre, die dazu in der Lage seien, die große Nachfrage nach Elektrolyseuren zu bedienen“, begründete RBC-Analyst Erwan Kerouredan seinen Optimismus – und erwartet mithin eine Kursverdopplung bei Nel ASA:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Jefferies | 19,00NOK | +72,88% |
RBC Capital | 23,00NOK | +109,28% |
JP Morgan | 10,10NOK | -8,10% |
Credit Suisse | 10,70NOK | -2,64% |
Plug Power kürzt Prognose für 2024
So zuversichtlich sind die Experten ansonsten allenfalls beim US-amerikanischen Wettbewerber Plug Power, und zwar fast schon traditionell. Das mittlere Kursziel für die Aktie des US-Wasserstoff-Spezialisten liegt laut marcetscreener.com derzeit bei 36,55 US-Dollar, und damit nur unwesentlich niedriger als noch vor einer Woche. Das überrascht, hatte Plug am Freitag doch schlechte Nachrichten verbreitet: Bislang war man im Management davon ausgegangen, im Jahr 2024 900 bis 925 Millionen US-Dollar umzusetzen. Das ist offenbar nicht mehr zu halten, wie Plug Power kurz vor dem Wochenende einräumen musste.
- Man gehe nun davon aus, dass die bisherige Umsatzprognose um fünf bis zehn Prozent niedriger anzusetzen sei
- Einige größere Projekte werden demnach „möglicherweise 2024 statt 2024 abgeschlossen werden“
Plug nannte Probleme in der Lieferkette als entscheidende Ursache. „Das Unternehmen wurde sich vor kurzem der potenziellen Auswirkungen auf seine Einnahmen im Gesamtjahr 2024 bewusst und hält es für ratsam, die Stakeholder auf den neuesten Stand zu bringen“, hieß es.
Plug-Aktie wieder deutlich erholt
Die Reaktion an der Nasdaq kam prompt: Die Plug-Aktie rutschte vom Tageshoch bei 19,29 US-Dollar am Freitag bis auf 17,88 Dollar ab. Die Erholung aber setzte bereits vor dem Wochenende ein, als die Papiere bei 18,03 Dollar aus dem Handel gingen, und setzte sich am Montag fort. So wie die guten Nachrichten in der Wasserstoffbranche derzeit nicht mehr allzu nachhaltig verfangen, scheint dies auch bei negativen Meldungen zu sein. Immerhin: Die Nel-Aktie verbesserte sich am frühen Dienstagmorgen wieder auf 1,11 Euro. Wirklich abgerechnet aber wird wohl am Donnerstag.
Nel ASA-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nel ASA-Analyse vom 25. November liefert die Antwort:
Die neusten Nel ASA-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nel ASA-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 25. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.