Nel ASA- und Plug Power-Aktie: Das ist noch gar nichts!

Wasserstoffaktien waren zuletzt massive Verlustbringer. Auch die Papiere von Nel ASA gaben deutlich ab. Richtig übel aber steht’s um das US-Unternehmen Plug Power.

Auf einen Blick:
  • Nel ASA hat nach einem Zwischenhoch Mitte November zuletzt wieder abgegeben
  • Richtiggehend abgeschmiert aber ist die Aktie von US-Wettbewerber Plug Power
  • Hier steht das gesamte Unternehmen auf der Kippe, eine Insolvenz nicht ausgeschlossen
  • Doch auch bei Nel ASA bleiben seit Monaten die Auftragsmeldungen aus

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Wasserstoffbranche bleibt sich treu, in ihrer Krise. Sicherlich, der norwegische Vertreter Nel ASA hatte an der Börse am Freitag um 2,5 Prozent auf 0,68 Euro zugelegt. Doch nach einem erneuten Rücksetzer der Aktie um zwei Prozent am Montagmorgen auf 0,66 Euro steht allein seit dem Zwischenhoch von Mitte November bei 0,74 Euro nun wieder ein Minus von elf Prozent. Der US-Wettbewerber Plug Power hat das noch bei weitem überboten, im negativen Sinn. 4,66 US-Dollar war die Plug-Aktie am 15. November wert, 3,46 Dollar sind es aktuell. Das Minus von 15 Prozent innerhalb von knapp zwei Wochen allerdings ist noch gar nichts, geht man nur ein paar Tage weiter zurück.

Plug Power verliert glatt die Hälfte an Wert

Denn, man mag es kaum glauben, am 4. November standen bei der Plug-Aktie noch 6,95 US-Dollar auf dem Kurszettel. Seitdem haben die Papiere also glatt die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Der Einbruch ist mit den verheerenden Quartalszahlen dazwischen zu erklären – und mit der Sorge um das Unternehmen insgesamt. Laut eigener Einschätzung bestehen „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen“, wie Plug Power gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC einräumte. Die aktuell vorhandenen Barmittel und zur Veräußerung verfügbaren Wertpapiere reichen demnach keine zwölf Monate mehr.

Mit anderen Worten: An einer erneuten Kapitalerhöhung kommt der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialist faktisch nicht vorbei. Ansonsten stünde eine Insolvenz ins Haus. Für den Aktienkurs von Plug ist eine solche Aussicht natürlich Gift. Und so haben zuletzt eine ganze Reihe von Analysten, die bislang treu an der Seite des US-Unternehmens standen, ihre Kursziele für die Papiere massiv nach unten geschraubt.

  • Morgan Stanley etwa kürzte das Kursziel für die Plug-Aktie am 14. November massiv von 9,00 auf nur noch 3,50 US-Dollar
  • Die renommierte US-Bank sieht bei den Papieren des Wasserstoff-Spezialisten somit keinerlei Spielraum mehr nach oben
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Irreführende Plug-Kursziele

Doch Andrew Percoco ist mit seiner Einschätzung, Plug Power müsse „klare und entschlossene Maßnahmen ergreifen, um seine Bruttomargen zu verbessern, Kosten zu senken und den Kapitalbedarf zu reduzieren“, keinesfalls allein. Auch andere Analysten kamen ins Grübeln und gaben ihre irrealen Kursprognosen auf.  RBC Capital und Morgan Stanley haben ihre Kaufempfehlung für Plug Power genauso gestrichen wie die Citigroup. Das weiter hohe durchschnittliche Kursziel von 8,53 US-Dollar aus 30 Analysen, was einem Anstieg um knapp 150 Prozent entspräche, resultiert aus früheren Einschätzungen, noch lange vor dem Kurssturz, die aber nie zurückgenommen wurden.

Dass die Plug-Aktie wieder zurückkommt, ist also allenfalls eine Hoffnung. Mit 569 Millionen US-Dollar Cash in der Bilanz zu Ende September könne Plug ohne Kapitalerhöhung „noch genau bis zum Q1 2025 bei der aktuellen Burn-Rate überleben“, rechnete in der vergangenen Woche Börse Online. „Gleichzeitig dürfte aber eine Finanzierung mit Fremdkapital aufgrund der gestiegenen Zinsen fast unmöglich geworden sein.“

  • Zu allem Überfluss flog Plug Power jüngst aus dem millionenschweren Wettbewerb einer  Power-to-X-Ausschreibung der dänischen Energieagentur (DEA)
  • Das US- Unternehmen hatte laut Medienberichten seiner vertraglichen Verpflichtung zur Stellung einer Bankgarantie nicht nachkommen können

Nel ASA durch Isidertrades gestützt

Eine Hiobsbotschaft jagt bei Plug also die nächste. Doch auch beim europäischen Konkurrenten Nel ASA lief es zuletzt alles andere als rund. Das letzte, was die Norweger meldeten, waren Insidertrades um den Monatswechsel, was den Kurs der Aktie zweifellos stützen half. Mehrere Vorstandmitglieder kauften zwischen dem 30. Oktober und dem 2. November insgesamt 76.000 Nel-Aktien – und tatsächlich stiegen die Papiere in diesem Zeitraum von 0,57 auf 0,74 Euro.

  • Der zwischenzeitliche Sprung der Aktie um rund 30 Prozent war also kein Zufall
  • Allerdings ebenso wenig die fast 40 Prozent Minus aus dem vergangenen Vierteljahr

Weiter Auftragsflaute bei Nel

Denn was bei Nel ASA ebenso fehlt wie bei Plug Power, sind Auftragsmeldungen. Die letzte relevante Nachricht aus Oslo stammt noch vom 17. Juli. Die Bestellung über 40 MW alkalische Elektrolyseausrüstung im Wert von rund 11 Millionen Euro aus Portugal war noch in die Zahlen zum 3. Quartal eingeflossen. Gleichwohl war der Auftragseingang zwischen Juli und September im Jahresvergleich um 55 Prozent eingebrochen. Sollte sich die nächsten vier Wochen nichts Spektakuläres mehr tun, ist für das 4. Quartal bei Nel ASA ein noch größeres Desaster zu erwarten.

Immerhin hatte man im Gegensatz zum Wettbewerber den Verlust im 3. Quartal etwas eindämmen können, den Umsatz zugleich weit mehr als verdoppelt. Und so sind auch die Analysten zuletzt umgeschwenkt: Waren sie bei Nel bislang weitaus skeptischer als bei Plug, hat sich das nun geändert. So hatte sich vor gut zwei Wochen die Privatbank Berenberg gemeldet und das Kursziel für die Aktie zwar gesenkt, jedoch lediglich von 12 auf 11 norwegische Kronen (NOK). Bei umgerechnet 0,92 Euro sieht Analyst James Carmichael bei der Nel-Aktie somit ein mittelfristiges Aufwärtspotenzial von rund 40 Prozent. Die Kaufempfehlung hielt er demzufolge bei.

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