Nel ASA und Plug Power: Keine Rettung!

Der Absturz der Wasserstoff-Aktien von Nel ASA und Plug Power scheint auch im neuen Jahr weiterzugehen. Beide Unternehmen leiden unter demselben Problem.

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Jahr 2024 war praktisch für die gesamte Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Branche ein Desaster. Nel ASA (Norwegen) und Plug Power (USA) etwa verloren im Jahresverlauf weit mehr als die Hälfte ihres Börsenwerts. Wer nun glaubte, das Schlimmste sei überstanden, sieht sich getäuscht. Zwar starteten die Papiere von Plug Power zunächst mit einem kleinen Aufschlag ins neue Jahr, doch dieser ist längst mehr als aufgebraucht. Die Nel-Aktie machte es noch schlechter: Sie verlor seit dem 2. Januar Tag für Tag an Wert. Für die angeschlagenen Unternehmen scheint es keine Rettung zu geben. Aus Gründen.

Nel und Plug ohne relevante Aufträge

Denn nach bereits erschreckenden Zahlen aus dem 3. Quartal fehlt es beiden Unternehmen nach wie vor am Wichtigsten: neuen Aufträgen.  Die beiden letzten diesbezüglichen Meldungen liegen bei Plug Power ziemlich genau zwei Monate zurück. Nel ASA hat sogar vor einem halben Jahr die letzte relevante Bestellung gemeldet. Es war der Vertrag von Nel Hydrogen Electrolyser AS mit Bondalti über 40 MW alkalische Elektrolyseurausrüstung im Wert von rund 11 Millionen Euro für die erste Phase des H2 Enable-Projekts im portugiesischen Estarreja.

  • Damit haben die Norweger keinen einzigen größeren Auftrag im 4. Quartal 2024 verzeichnet
  • Dabei war der Auftragseingang bei Nel bereits im 3. Quartal um mehr als die Hälfte eingebrochen

Nel ASA verliert massiv an Börsenwert

Was nützt es da, dass die Gesellschaft für den Zeitraum Juli bis Oktober einen Umsatzanstieg im Jahresvergleich um 121 Prozent auf 405 Millionen Norwegische Kronen (NOK) vermeldet hatte, entsprach dies gegenüber dem 2. Quartal mit 475 Millionen NOK doch bereits einem Rückgang um 15 Prozent. Unter dem Strich hatte Nel den Quartalsverlust im Jahresvergleich immerhin von 260 Millionen auf 226 Millionen NOK reduziert. Es war ein schwacher Trost.

Denn wie soll ein Unternehmen, das weiter hohe Defizite einfährt, in einer solchen Lage überleben? Das fragen sich offenbar auch die Anleger, die ihre Anteilscheine in Scharen auf den Markt warfen. Die Kursperformance aus dem zurückliegenden Jahr ist eine einzige Katastrophe. Seit einem Zwischenhoch im Februar 2024 bei rund 1,70 Euro hat die Aktie von Nel ASA rund zwei Drittel an Wert eingebüßt.

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Plug-Aktie mit 80 Prozent Minus

Und doch geht es noch schlimmer: 4,27 US-Dollar lautet der aktuelle Kurs bei der Aktie des US-Konkurrenten Plug Power. 18,88 Dollar standen im Februar des vergangenen Jahres beim Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Hersteller noch zu Buche. Mit anderen Worten: Plug hat innerhalb von rund elf Monaten fast 80 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Seit ihren zwischenzeitlichen Höchstständen vor knapp zwei Jahren bei mehr als 60 Dollar beläuft sich das Minus gar auf mehr als 90 Prozent.

Doch auch das kommt nicht von Ungefähr: Laut des Berichts an die Börsenaufsicht  SEC vom November bestehen nach eigener Einschätzung „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen“, wie das Plug-Management einräumen musste. Die aktuell vorhandenen Mittel würden demnach keine zwölf Monate mehr ausreichen. Mit anderen Worten: An einer weiteren Kapitalerhöhung kommt Plug Power nicht vorbei, sonst droht noch im laufenden Jahr die Zahlungsunfähigkeit.

Plug Power lieferte Elektrolyseur für Amazon

Noch aber läuft das operative Geschäft. Und wenn schon keine neuen Aufträge zu vermelden sind, hat Plug Power Ende Dezember immerhin den Abschluss eines Projekts bekanntgeben können: Man habe die Installation und Inbetriebnahme eines Elektrolysesystems in einem Amazon-Versandzentrum in Aurora, Colorado, abgeschlossen, hieß es in einer Mitteilung. Der Protonen-Austauschmembran-Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt sei der erste für Amazon und produziere kohlenstoffarmen Wasserstoff, um mehr als 225 Gabelstapler mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb am Standort anzutreiben, so Plug.

Der Plug-1-MW-Elektrolyseur, der Strom und Wasser zur Herstellung von Wasserstoff nutzt, könne perspektivisch bis zu 400 Gabelstapler versorgen. Der erzeugte Wasserstoff werde vor Ort komprimiert und in einem gasförmigen Wasserstoffspeicher für die Nutzung durch die Stapler gespeichert.

Die unterschiedlichsten Kursziele

Es sind wohl Kooperationen wie diese, die den Analysten insgesamt weiter noch Hoffnung machen. Wie sonst wäre zu erklären, dass das mittlere Kursziel für die Plug-Aktie laut Marketscreener derzeit noch immer bei 8,23 US-Dollar liegt. Angesichts des aktuellen Kursstandes von 4,27 Dollar verspricht dies annähernd eine Kursverdopplung. Doch nicht alle Beobachter sind positiv gestimmt. Nachem Morgan Stanley bereits alle Hoffnung bezüglich Plug Power verloren hatte und den fairen Wert auf 3,00 Dollar kürzte, hatte Ende Dezember Piper Sandler seine Einschätzung von „Neutral“ auf „Underweight“ geändert.

  • Das Kursziel wurde drastisch von 6,50 Dollar auf nur noch 2,30 Dollar zusammengestrichen
  • Die US-Investmentbank geht somit von einem Kurssturz bei der Aktie von gut 45 Prozent aus

Bei Nel ASA sind die Analysten mehrheitlich hingegen von einer Rückkehr überzeugt. Laut finanzen.net liegt das durchschnittliche Kursziel für die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten aktuell bei 14,34 NOK, was 1,26 Euro entspricht. Die Anleger aber sind weiter skeptisch: Nach einem weiteren Minus von gut drei Prozent am frühen Montagmorgen notierte die Nel-Aktie in Frankfurt bei gerade einmal 0,57 Euro.

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