Nel ASA- und Plug Power-Aktie: Es gibt nur einen Sieger!

In der Wasserstoffbranche werden aktuell die Karten neu verteilt. Die Aktie von Nel ASA schwächelt, Plug Power legt massiv zu. Das kommt nicht von ungefähr.

Auf einen Blick:
  • Wasserstoffspezialist Nel ASA kommt an der Börse einfach nicht mehr voran
  • Seit einem Vierteljahr gab es keine neue Auftragsmeldung aus Norwegen
  • US-Konkurrent Plug Power greift dagegen sogar Neukunden aus Europa ab
  • Die Analysten sind bei der Plug-Aktie daher weiter äußerst zuversichtlich
  • Dabei legten die Papiere binnen eines Monats bereits fast 40 Prozent zu

Liebe Leserin, lieber Leser,

zugegeben, der Kurs von 11,78 US-Dollar, den die Aktie von Plug Power in der vergangenen Woche an der Nasdaq ausbildete, hatte nicht lange Bestand. Nur ganz kurz schossen die Papiere des Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Spezialisten in diese Höhe, es war die Reaktion auf mehrere gute Nachrichten im Rahmen des Analyst Day des US-Unternehmens. Und dennoch lässt Plug die europäische Konkurrenz von Nel ASA an der Börse derzeit richtig alt aussehen. Ein Monatsplus von knapp 40 Prozent steht einem deutlichen Kursverlust gegenüber. Kein Zweifel, aktuell gibt es in der Branche nur einen Sieger – und der heißt nicht Nel.

Nel ASA seit März ohne neuen Auftrag

Denn, man mag es kaum glauben, Nel ASA hatte zwar Ende April ermutigende Quartalszahlen veröffentlicht, was der Aktie damals einen kleinen Schub verlieh, seit dem 14. März allerdings gab es keine einzige Auftragsmeldung aus Norwegen. Nel Hydrogen Electrolyser AS hatte seinerzeit einen Festvertrag mit dem deutschen Unternehmen HH2E über 120 MW an alkalischer Elektrolyseurausrüstung unterzeichnet. Das war es dann aber auch – und ist tatsächlich bereits ein Vierteljahr her.

Kein Wunder also, dass die Nel-Aktie im Zuge der enormen Kursperformance der Papiere von Plug Power zwar immer wieder zuckte, am Freitag zum Beispiel, als wieder kurzzeitig 1,23 Euro auf dem Kurszettel standen. Doch genauso schnell fallen die Papiere stets auch wieder zurück.

  • Aktuell wird die Aktie von Nel ASA am Handelsplatz Frankfurt bei nur noch 1,18 Euro gehandelt.
  • Damit hat die Nel-Aktie im zurückliegenden Monat acht Prozent an Wert eingebüßt
  • Seit Anfang Februar verlor das Unternehmen rund ein Drittel seines Börsenwerts
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Linde und ITM Power als Nel-Konkurrenten

Daran änderte auch die Ministerpräsidentenkonferenz am vergangenen Donnerstag nichts, als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte, Bund und Länder hätten nun den Aufbau eines Wasserstoffnetzes in Deutschland vereinbart. Noch in diesem Jahr sollen laut ZDF „die notwendigen Entscheidungen“ dafür getroffen werden. Das sei ein großes wirtschaftliches Projekt, es gehe darum, jetzt das Kernnetz zustande zu bringen, so Scholz. Überhaupt mahnte er an, die Energiewende nun „im neuen Deutschland-Tempo“ voranzutreiben.

Dass Nel ASA davon profitieren könnte, ist unbestritten. Bei HH2E, das skalierbare Projekte in Deutschland umsetzen will wie beispielsweise in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern), wo die Wasserstoffproduktion bis 2025 beginnen soll, hat es geklappt. Eine Gewissheit allerdings ist das für andere Projekte beileibe nicht. Längst sind auch große Player wie Linde ins Wasserstoffgeschäft eingestiegen. Der Industriegaseriese hat dafür eigens mit dem britischen Nel-Konkurrenten ITM Power ein Joint Venture gegründet, das die Elektrolyseure liefern wird.

Plug Power liefert Wasserstoff-Ökosystem nach Europa

Doch auch Plug Power ist für Nel längst zum echten Konkurrenten in Europa geworden. Zum Analystentag am Mittwoch vergangener Woche machte das US-Unternehmen den nächsten Auftrag öffentlich: Plug werde zwei Vertriebszentren von Blue EnerFreeze mit einem grünen Wasserstoff-Ökosystem beliefern, hieß es in einer Mitteilung. Eines der Vertriebszentren liegt in der Nähe von Paris, das andere bei Madrid. Blue EnerFreeze, Energietochter des europäischen Spezialisten für Kühllogistik STEF, werde die Technologie möglicherweise über sein Netzwerk von mehr als 100 Standorten ausrollen.

Die Temperaturen in den Tiefkühllagern von STEF können laut Plug im extremsten Fall auf minus 30 Grad Celsius sinken. Unter diesen Bedingungen verlieren Gabelstapler mit Bleisäurebatterien demnach schnell ihre Ladeleistung. „Unterdessen zeigen Wasserstoff-Brennstoffzellen in Kühllagerungsumgebungen eine überlegene Leistung und bieten eine höhere Anlagenauslastung und ein höheres Maß an Autonomie in anspruchsvollen, typischerweise mehrschichtigen Mobilitätsanwendungen“, so Plug.

Elektrolyseure für Südkalifornien

Es war nicht die einzige Auftragsmeldung an jenem Tag: Plug Power werde containerisierte Elektrolyseure (PEM) an Avina Clean Hydrogen für eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff liefern, teilte das Unternehmen zudem mit. Die Elektrolyseure werden demnach die erste Wasserstoffproduktionsanlage für schwere Lkw in Südkalifornien unterstützen. Plug habe zudem ein Vorkaufsrecht bei der Lieferung von Elektrolyseuren für Avinas nächste Wasserstoffproduktionsanlage. Jede Elektrolyseureinheit von Plug werder es Avina ermöglichen, bis zu zwei Tonnen grünen Wasserstoff pro Tag (TPD) zu produzieren.

  • Die Lieferung der Systeme wird im zweiten Quartal 2024 erwartet
  • Die Anlage werde voraussichtlich Mitte 2024 voll betriebsbereit sein
  • Zum Auftragsvolumen machte Plug Power hingegen keine Angaben

Plug schlägt Nel bei Kurszielen deutlich

Dennoch schoss die Plug-Aktie am Tag der guten Nachrichten von zuvor 10,69 US-Dollar bis auf besagte 11,78 Dollar nach oben, ein Plus von gut zehn Prozent. Wenngleich die Papiere mittlerweile wieder auf 10,57 Dollar nachgegeben haben, beträgt der Aufschlag aus dem vergangenen Monat aktuell noch rund 38 Prozent. Geht es nach der Mehrheit der Analysten muss es das noch nicht gewesen sein.

  • Das mittlere Kursziel für die Plug-Aktie liegt laut marketscreener.com aktuell bei 19,11 US-Dollar
  • 29 Experten rechnen folglich mittelfristig mit einem weiteren Aufschlag von gut 80 Prozent
  • Für die Nel-Aktie hingegen nennen 21 Analysten im Schnitt einen fairen Wert von 1,38 Euro
  • Das Kurspotenzial des norwegischen Wettbewerbers beträgt somit lediglich 17 Prozent

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