Liebe Leserin, lieber Leser,
wer Anfang 2021 in Wasserstoffaktien investiert hat, konnte seitdem ein kleines Vermögen machen. Zumindest dann, wenn er damals ein großes angelegt hat. Über diesen Witz können allerdings nicht alle lachen, viele Anleger haben zuletzt massiv Geld verloren. Denn die Branche ist, so hart muss man das sagen, im Verfall. Nel ASA (Norwegen) hat allein im zurückliegenden Jahr zwei Drittel an Börsenwert eingebüßt. Die Aktie von Plug Power (USA) steht seit Januar 2024 gar mit knapp 80 Prozent im Minus. Lange Zeit hatten Analysten die Aktien von Nel und Plug gegen jede Vernunft zum Kauf empfohlen – und damit wohl so manchen Gutgläubigen ins finanzielle Unglück gestürzt. So langsam aber wachen die selbst ernannten Experten auf. Ein bisschen zumindest.
RBC senkt Kursziel für Nel ASA drastisch
Denn tatsächlich hat die kanadische Bank RBC, die Nel ASA nach den desaströsen Quartalszahlen im November noch mit einem bizarr hohen Kursziel zum Kauf empfohlen hatte, den fairen Wert nun drastisch zurückgeschraubt. Analyst Erwan Kerouredan reduzierte seine Erwartung um rund ein Drittel von zuvor 22 auf jetzt 14 norwegische Kronen (NOK). Und obwohl er sich schon in der Vergangenheit so grandios getäuscht hat, bleibt er seiner Linie treu:
- Zwar sank das von RBC ausgerufene Kursziel damit umgerechnet von 1,95 auf 1,24 Euro
- Doch selbst dafür müsste sich die Nel-Aktie im Wert noch immer weit mehr als verdoppeln
Die längerfristigen Aussichten für den Wasserstoffsektor seien günstig, behauptet RBC-Analyst Kerouredan in seiner am Freitag vorgelegten Branchenstudie. Die Abschwächung des Vorjahres dürfte sich 2024 aber zunächst fortsetzen, räumt er ein. Immerhin. In der Tat hat Nel ASA seit dem Sommer 2024 keinen größeren Auftrag mehr vermeldet. Wieso die Aktie sich angesichts dieser Aussichten mittelfristig um 136 Prozent steigern sollte, bleibt das Geheimnis des Propheten.
Nel-Aktie mit weiteren 15 Prozent im Minus
Denn aktuell notiert Nel ASA nach weiteren Kursverlusten seit Jahresbeginn auf einem Mehrjahrestief bei nur noch 0,52 Euro. Zur Einordnung: Am Freitag der vorvergangenen Woche waren die Papiere des norwegischen Anbieters von Elektrolyseuren und Wasserstoff-Tankstellen den Anlegern zum Handelsschluss noch 59 Cent wert, Ende Dezember waren es sogar 62 Cent. Somit hat die Aktie allein in den vergangenen zwei Wochen weitere 15 Prozent an Wert eingebüßt.
Dass es immer noch schlimmer geht, bewies zuletzt erneut der US-amerikanische Konkurrent Plug Power: Dessen Anteilscheine knickten alleine am Freitag an der Nasdaq um weitere sieben Prozent ein, notieren damit aktuell bei 3,44 US-Dollar. Zum Vergleich: Am 27. Dezember waren es noch 4,85 Dollar, der Abschlag innerhalb von gut zwei Wochen beläuft sich somit auf bereits 30 Prozent. Vor knapp drei Jahren, am 4. Februar 2021, war die Plug-Aktie noch bei einem Kurs von 70,51 Dollar gehandelt worden. Seitdem hat sie, man fasst es kaum, 95 Prozent ihres Werts eingebüßt.
Susquehanna stuft Plug-Aktie herab
Der jüngste Einbruch war zweifellos auch in der Herabstufung der Plug-Aktie durch die Analysten von Susquehanna Financial begründet: Sie stellten die Papiere am Donnerstag von „positiv“ auf „neutral“, halbierten das Kursziel von 9,00 auf 4,50 US-Dollar. Insgesamt werde das Privatkundensegment „wahrscheinlich zumindest“ in der ersten Hälfte dieses Jahres weiterhin Gegenwind erfahren, bevor sich die Nachfrage bis 2025 erhole, so die Analysten laut Aktiencheck in einem Update zum Sektor „Alternative Energien“.
Das muss man sich vor Augen führen: „wahrscheinlich zumindest“ – eine sprachlich bedenkliche Formulierung die zudem von völliger Ahnungslosigkeit zeugt – wie bereits in der Vergangenheit.
- Und klar, wie sollte man die Aktie von Plug Power auch einschätzen, wenn nicht einmal klar ist, ob das Unternehmen im Jahr 2025 überhaupt noch existiert
- Das Plug-Management selbst hatte im November 2024 gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC eine Zahlungsunfähigkeit innerhalb eines Jahres nicht ausgeschlossen
Plug Power verbrennt Milliarden an Kapital
Das kommt nicht von ungefähr: Nach Einschätzung von Morningstar-Analysten hatte Plug Power allein in der ersten Jahreshälfte 2024 „etwa 1 Milliarde US-Dollar an Barmitteln verbrannt“, wie es in einer Notiz aus dem August hieß. „Wir sehen für die kommenden Monate trotz des bislang herausfordernden Jahres für Plug Anlass zum Optimismus“, lautete hernach das eigentümliche Urteil. Man halte die Plug-Aktie, zu diesem Zeitpunkt bei rund 8 US-Dollar gehandelt, für unterbewertet und behalte die Schätzung für die Aktie von Plug Power in Höhe von 11,50 US-Dollar daher bei, so die damalige Prognose. Ein glatter Irrtum, wie sie zeigen sollte.
Und somit wird eines deutlich: Einschätzungen von Analysten sind in einer Branche, die weiterhin hoch defizitär arbeitet und das Überleben einzelner Akteure von politischen Subventionen abhängt, keinen Pfifferling wert. Ein Investment in Nel ASA oder Plug Power ist schlicht eine Wette auf eine völlig ungewisse Zukunft. Und Wetten können aufgehen – oder platzen.
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