Nel ASA- und Plug Power-Aktie: Der entscheidende Unterschied!

Wasserstoffspezialist Nel ASA hat im vergangenen Monat an Börsenwert eingebüßt, die Plug-Aktie legte deutlich zu. Das hat wohl seinen Grund. Oder besser: mehrere!

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nel ASA notiert trotz zuletzt leichter Erholung weiter im Monatsminus
  • Die Papiere von Plug Power hingegen verbesserten sich derweil um 16 Prozent
  • Das US-Unternehmen hatte zuletzt gleich mehrere Aufträge verkündet
  • Von Nel kam seit März keine einzige Auftragsmeldung, nur die Quartalszahlen halfen

Liebe Leserin, lieber Leser,

kurzfristig betrachtet hat der norwegische Wasserstoffspezialist Nel ASA seinem US-amerikanischen Konkurrenten Plug Power den Rang an der Börse abgelaufen: Vor dem Wochenende kletterte die Nel-Aktie in Frankfurt um 3,6 Prozent auf 1,17 Euro, während die Papiere von Plug Power an der Nasdaq sogar leicht auf 9,13 US-Dollar nachgaben. Geht man einen Monat zurück, zeigt sich ein völlig anderes Bild: Einem Minus von rund sechs Prozent bei Nel ASA steht ein Aufschlag von 16 Prozent bei Plug entgegen. Möglicher Grund: Zwischen den beiden Anbietern von Wasserstofflösungen gibt es einen entscheidenden Unterschied.

Nel ASA schweigt, Plug Power trommelt

Denn während Nel-Anleger seit dem 14. März auf eine neue Auftragsmeldung aus Norwegen warten, kamen aus den USA gleich mehrere. Bereits am 22. Mai meldete Plug Power Elektrolyseurprojekte mit je fünf Megawatt (MW) Leistung durch die europäischen Neukunden Ardagh Glass Limmared, Hydro Havrand und APEX. Sie alle planen den erstmaligen Einsatz von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab bei der Glasherstellung, beim Aluminiumrecycling oder der Stahlherstellung. Plug sei bislang „das einzige Unternehmen, das 5-MW-Container-PEM-Elektrolyseure anbietet“, hieß es.

  • Ardagh Glass, schwedischer Hersteller von Glasverpackungen, will bis Ende des Jahres bis zu 2,1 Tonnen grünen Wasserstoff pro Tag (TPD) durch Plugs Elektrolyseur produzieren
  • In gleicher Größenordnung werde Hydro Havrand, eine neue Einheit des norwegischen Aluminiumgiganten Norsk Hydro, Erdgas durch grünen Wasserstoff in der Produktion ersetzen
  • Die Bremer APEX Group will mittels zweier 5-MW-Elektrolyseurmodule 4,3 TDP grünen Wasserstoff herstellen und ab Ende 2024 an die Stadtwerke Bremen (swb) liefern

Plug hat in Finnland und Kalifornien große Pläne

Plug Power hatte seitdem weitere Neuigkeiten unters (Börsen-)Volk gestreut. So hatten die US-Amerikaner in der Vorwoche bekanntgegeben, dass man die Entwicklung von drei Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Finnland plane, die bis zum Ende des Jahrzehnts zur Produktion von 850 Tonnen grünem Wasserstoff pro Tag (TPD) führen sollen. Für das „historische Großprojekt“ (Plug-CEO Andy Marsh) soll allerdings erst bis 2025/2026 eine endgültige Investitionsentscheidung fallen.

Vor dem Wochenende meldete Plug nun,  dass das Unternehmen auf seinem Analystentag am 14. Juni in Rochester die neue Partnerschaft einschließlich der Software-Zusammenarbeit mit Energy Vault Holdings, Inc. besprechen wird. Energy Vault hat demnach für die Stadt Calistoga (Kalifornien) ein Hybrid-Mikronetzsystem entworfen, das eine stationäre Wasserstoff-Brennstoffzellenleistung von 8 MW (Megawatt) umfasst. Die Anlage, für die Plug die Zellen liefern werde, soll ab 2024 als Notstromaggregat dienen, und die Region bei Waldbränden oder anderen Störfällen mit Strom versorgen.

  • Es ist laut Mitteilung das erste Hybrid-Mikronetz dieser Art (grüner Wasserstoff plus Batteriespeicher)
  • Es werde „die größte, geplante wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenanlage in den USA“ sein

Nel überzeugte mit verbesserten Quartalszahlen

Bei Nel hingegen blieben derlei Nachrichten zuletzt aus, Mitte März gab es die letzte aus dem operativen Geschäft. Die Tochtergesellschaft Nel Hydrogen Electrolyser AS habe einen Festvertrag mit dem Hamburger Unternehmen HH2E über 120 MW an alkalischer Elektrolyseurausrüstung unterzeichnet, hieß es. Der Auftragswert betrage rund 34 Millionen Euro. Doch selbst diese Neuigkeit war lediglich die Bestätigung einer Absichtserklärung, die Nel und HH2E bereits im Januar im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnet hatten. Die Aktie reagierte im März daher kaum.

Vielmehr ging es in den folgenden Wochen für die Papiere stramm abwärts, bis zum 26. April auf 1,02 Euro. Am Tag darauf allerdings sorgten die Zahlen aus dem 1. Quartal 2024 für neue Hoffnung unter den Anlegern, die Nel-Aktie sprang bis auf 1,24 Euro. Die Norweger hatten einen Umsatz von umgerechnet rund 30,35 Millionen Euro ausgewiesen, ein Plus um 68 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, dazu einen Rekordauftragsbestand von 250 Millionen Euro (+105 Prozent). Noch wichtiger allerdings:

  • Zwar lag das EBITDA laut Quartalsbericht wie erwartet deutlich im Minus, vor allem durch hohe Verluste im Bereich Fueling
  • Nel hatte diese jedoch von 13,13 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 10,45 Millionen Euro reduziert

Plug Power schlägt Nel ASA bei Kurszielen

Wohl auch aufgrund der Auftragsflaute seitdem konnte die Nel-Aktie das Niveau aber nicht halten, notiert aktuell sechs Prozent niedriger. Das Gegenteil geschah bei Plug Power: Nachdem die US-Amerikaner im Quartalsbericht eine massive Ausweitung der Verluste meldeten, fiel die Aktie am 9. Mai von zuvor 9,29 US-Dollar um satte 15 Prozent auf 7,91 Dollar. Seitdem aber haben sich die Papiere wieder annähernd auf das Ausgangsniveau erholt.

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Insgesamt sind die Analysten beim US-Unternehmen weitaus zuversichtlicher als beim europäischen Wettbewerber. Laut marketscreener.com vergeben 29 Experten, die Plug Power derzeit beobachten, ein mittleres Kursziel von 19,00 US-Dollar. Dafür müssten sich die Anteilscheine im Wert mehr als verdoppeln. Derzeit 21 Analysten sehen die Nel-Aktie hingegen im Schnitt bei umgerechnet 1,39 Euro, lediglich rund 20 Prozent über dem aktuellen Kursstand.

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