Liebe Leserin, lieber Leser,
der September war für die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Branche ein Monat zum Vergessen. Für Ballard Power (Kanada) genauso wie für ITM Power (Großbritannien). Auch die Aktien von zwei der wichtigsten Vertreter, die norwegische Nel ASA sowie Plug Power aus den USA, verbesserten sich am letzten Handelstag in Frankfurt zwar leicht auf 1,15 Euro bzw. 21,60 Euro, und doch verloren sie auf Monatssicht rund ein Viertel ihres Börsenwerts. In einer Zeit von Zins- und Inflationsängsten, von Krieg und befürchteter Rezession, hatten sowohl Nel als auch Plug kaum Impulse erhalten. Es gab jeweils nur diese eine, gute Nachricht.
Nel ASA meldet Elektrolyseut-Auftrag
Zunächst zu Nel ASA: Es war am 13. September, als das Unternehmen für seine US-Tochter Nel Hydrogen Electrolyser einen Auftrag über einen containerisierten PEM-Elektrolyseur vermelden konnte. LanzaJet, laut Mitteilung ein führenden Entwickler von Biokraftstofftechnologie in den USA, will diesen in der laut Nel weltweit ersten kommerziellen „Alcohol-to-Jet“-Produktionsanlage für nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF) installieren. Die Elektrolyseur-Ausrüstung wird voraussichtlich im 2024 ausgeliefert und hat eine Gesamtsumme von rund 3 Millionen Dollar.
„Die Produktion von grünem Wasserstoff vor Ort ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, nachhaltigen Flugkraftstoff herzustellen“, ließ sich Jimmy Samartzis, CEO von LanzaJet, zitieren. Die Zusammenarbeit mit Nel Hydrogen werde es LanzaJet ermöglichen, die Emissionen im Luftfahrtsektor weiter zu reduzieren. Auch die Norweger zeigten sich “begeistert, Teil dieses bahnbrechenden Projekts zu sein“. Elektrolyseure können laut Dave Wolff, Regional Sales Manager bei Nel Hydrogen US, kostengünstigen Wasserstoff für umweltfreundliche chemische Prozesse produzieren, „was wir angesichts der jüngsten Gesetzgebung zur Produktionssteuergutschrift für kohlenstoffarmen Wasserstoff voraussichtlich beschleunigen werden“, wie er sagt.
Hoffnung auf Wasserstoff-Milliarden aus den USA
Worauf der Nel-Manager sich bezieht, ist das milliardenschwere Investitions- und Klima-Paket der Vereinigten Staaten, das Mitte August nach monatelangen Verzögerungen verabschiedet worden war. Es sieht unter anderem Steuergutschriften von bis zu 3 US-Dollar pro Kilogramm sauberem Wasserstoff vor. „Das ist eine fantastische Entwicklung – und eine, die die Aussichten für grünen Wasserstoff in den USA komplett verändert“, jubelte Håkon Volldal, CEO von Nel.
Die mit Spannung erwartete Verabschiedung des Gesetzentwurfs folgte in der Tat einem bedeutenden Fortschritt für Nel ASA auf dem nordamerikanischen Markt. Der bisher größte Elektrolyseur-Auftrag des Unternehmens war im Juli dieses Jahres bekannt gegeben worden. Der 200-MW-Stack im Wert von rund 45 Millionen Dollar soll 2024 in Betrieb gehen. Doch die Euphorie an den Aktienmärkten war eine kurze, wie der Chart der Nel-Aktie beweist.
Das gilt jedoch ebenfalls für die Aktie von Plug Power: Obwohl das US-Unternehmen von den Wasserstoff-Milliarden mit am meisten profitieren könnte, liegt auch die Aktie des Brennstoffzellen- und Elektrolyseur-Herstellers weit unter ihren Höchstständen. Plug hatte im September ebenfalls lediglich einen Auftrag zu vermelden: Lhyfe, ein Anbieter von grünem Wasserstoff, habe zehn PEM-Elektrolysesysteme mit jeweils 5 Megawatt Leistung bestellt, hieß es am 8. September. Dies sei „der größte Elektrolyseur-Auftrag eines französischen Unternehmens“.
Plug Power produziert Wasserstoff auf See
Mit diesen Elektrolyseuren mit einer Gesamtkapazität von 50 MW will Lhyfe laut Plug Power erneuerbaren grünen Wasserstoff produzieren, der hauptsächlich Wind- und Sonnenenergie für verschiedene Mobilitätsanwendungen in Europa verwendet, darunter Gabelstapler und leichte Nutzfahrzeuge. Lhyfe und Plug, die im Oktober 2021 eine strategische Partnerschaft eingegangen waren, wollen außerdem bis 2025 gemeinsam 300 MW an erneuerbaren grünen Wasserstoffanlagen in ganz Europa entwickeln.
Und tatsächlich ging im September ein gemeinsames Projekt an den Start, für das Plug den Elektrolyseur geliefert hat; es sei die weltweit erste Produktion von Wasserstoff auf dem Meer, hieß es. Auf einer schwimmenden Plattform für grünen Wasserstoff im französischen Saint-Nazaire werde ein 1-Megawatt-Elektrolyseur von Plug Power direkt von Offshore-Windturbinen mit Strom versorgt. Dies beweise, „dass grüner Wasserstoff auch auf See möglich ist“, sagte Andy Marsh, CEO von Plug Power.
Analysten glauben an Plug Power
Die Analysten sind daher zuversichtlich, was die Kursentwicklung bei Plug Power anbetrifft. Laut marcetscreener.com ist selbst der vorsichtigste unter derzeit 25 Analysten, die Plug beobachten, von einem Kursanstieg überzeugt:
- Mittleres Kursziel, 37,37 $, Kurspotenzial +77,9 Prozent
- Höchstes Kursziel: 78,00 $, Kurspotenzial +271 Prozent
- Niedrigstes Kursziel: 25,00 $, Kurspotenzial +19,0 Prozent
Nel-Kursziele liegen weit auseinander
Bei der Einschätzung zu Nel ASA hingegen sind nicht alle von einem Kursanstieg überzeugt. So ist etwa die Credit Swiss für die Branche insgesamt positiv gestimmt, speziell bei Nel ASA aber keineswegs: Zwar hob sie das Kursziel für die Nel-Aktie jüngst leicht von 10 auf 10,70 norwegische Kronen (1,00 Euro) an, beließ die Einstufung jedoch auf „Underperform“. Das neue Ziel resultiere aus der verstärkten langfristigen Bedeutung von Wasserstoff, schrieb Analyst Christopher Leonard. Die Aktie des norwegischen Wasserstoffunternehmens sei aber „angesichts der Marktstellung hoch“.
Ähnlich kritisch in Bezug auf Nel ist JP Morgan, andere Experten hingegen glauben an eine Rückkehr der Aktie:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Berneberg Bank | 19,00 NOK | +57,28% |
JP Morgan | 10,10 NOK | -16,39% |
Goldman Sachs | 20,00 NOK | +65,56% |
RBC Capital | 23,00NOK | +90,40% |
Die verfehlten Erwartungen an das zweite Quartal stellten die Wachstumsaussichten des Wasserstoffherstellers nicht in Frage, wie die starke Zunahme des Auftragsbestands belege, begründete Goldman-Analystin Zoe Clarke Mitte August ihre Zuversicht. An den Märkten ist davon allerdings wenig angekommen.
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