Liebe Leserin, lieber Leser,
was war das für ein Start – und was für ein bitterer Abgang. Die Aktie von Nel ASA hatte sich vor den Quartalszahlen leicht auf 0,42 Euro verbessert, doch am Mittwochmorgen ging es dann richtig nach oben. Auf bis zu 0,48 Euro schossen die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten, ein Plus von zeitweilig 14 Prozent, hatte Nel doch seinen Umsatz erhöht und die Verluste eingedämmt. Doch binnen kürzester Zeit war der Zugewinn wieder weg, und zwar komplett. Am Donnerstagvormittag geht es sogar weiter zurück. Das ist aber keinesfalls eine Überraschung, es ist vielmehr die logische Konsequenz nach einer erschreckenden Kennzahl, die so aber schlichtweg zu erwarten war.
Nel ASA meldet erneuten Einbruch bei Neuaufträgen
Sicherlich: Nel ASA meldete aus dem vierten Quartal 2023 einen Umsatz in Höhe von 534 Mio. Norwegischen Kronen (NOK) oder 46,59 Mio. Euro, 29 Prozent mehr als im vierten Quartal 2022 mit 414 NOK. Zugleich war der EBITDA-Verlust im Quartal auf -106 Mio. NOK gesunken (Q4 2022: -216). „Das EBITDA verbessert sich mit steigenden Umsätzen aus großen Elektrolyseurverträgen und einer verbesserten Kostenkontrolle bei der Betankung“, ließ Nel ASA wissen. Der Umsatz für das Gesamtjahr 2023 stieg gar um 78 Prozent auf 1.773 Mio. NOK (rund 154 Mio Euro).
Dies zeigte allerdings zugleich, dass sich das Umsatzwachstum bei Nel zum Jahresende hin massiv verringert hatte: Im dritten Quartal 2023 waren die Erlöse im Jahresvergleich noch um 121 Prozent gestiegen. Weitaus bedenklicher aber ist ein anderer Umstand.
- Bereits im dritten Quartal 2023 waren die Bestellungen bei Nel ASA im Jahresvergleich um 55 Prozent auf umgerechnet 30,71 Mio. Euro zurückgegangen
- Im letzten Jahresviertel brach der Auftragseingang nun sogar um 81 Prozent ein auf nur noch 183 Mio. NOK, was knapp 16 Mio. Euro entspricht
Geht Nel bald die Arbeit aus?
Im Klartext: Nel ASA hat innerhalb des letzten Quartals lediglich Aufträge generiert, die rund 35 Prozent des in diesem Zeitraum getätigten Umsatzes entsprechen. Geht das so weiter, geht Nel ASA mittelfristig schlicht die Arbeit aus. Es müssen zwischen Oktober und Dezember zudem kleinere Bestellungen gewesen sein, keine einzige hatten die Norweger öffentlich gemacht.
Erschwerend hinzu kam im Dezember die Stornierung eines Auftrags aus der ersten Jahreshälfte 2023 in Höhe von 12 Millionen Euro. Am 19. Januar kam eine einzige, gemeldete Bestellung durch die südkoreanische Samsung C&T über Elektrolyseure und Ausrüstung im Auftragswert von rund fünf Millionen Euro dazu. Das war’s.
Nel-Aktie mit 70 Prozent im Jahresminus
Möglicherweise wurde das den Anlegern erst beim zweiten Blick auf die Zahlen bewusst – und sie schickten die Nel-Aktie in der Folge wieder auf den Vortagesschlusskurs von 0,42 Euro zurück. Und es wird ja nicht besser, im Gegenteil: Am Donnerstag im frühen Handel verlor die Aktie weitere knapp sieben Prozent auf nur noch 0,39 Euro.
Somit notiert Nel wieder im Wochenminus, das Monatsminus hat sich gar auf 13 Prozent ausgeweitet. Im zurückliegenden Jahr hat Nel somit mehr als 70 Prozent an Börsenwert eingebüßt.
UBS sieht Nel-Aktie weiter bei nur 0,32 Euro
Die Schweizer Großbank UBS erkennt die Problematik: Der dank des Elektrolysegeschäfts überraschend guten Umsatzentwicklung stünden erneut schwache Aufträge gegenüber, schrieb Analyst Christopher Leonard am Mittwoch in einer ersten Reaktion. Er hat Nel ASA nach Quartalszahlen daher auf „Sell“ mit einem Kursziel von 3,70 NOK belassen, und sieht bei umgerechnet 0,32 Euro sogar noch weiteres Abwärtspotenzial
Ganz im Gegensatz zur kanadischen Bank RBC: Sie hat die Einstufung für die Papiere am Mittwoch auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 14 norwegischen Kronen belassen, das sind umgerechnet 1,23 Euro. Analyst Erwan Kerouredan hob in seiner Studie laut Medienberichten „die beständige Margenverbesserung des Wasserstoff-Spezialisten positiv hervor“. Zudem verwies er auf die Ankündigung von Nel, die Tanksparte abzuspalten, um zwei unabhängige „pure Player“ zu schaffen, die Marktführer in ihren Bereichen werden sollen.
Extreme Unterschiede bei den Kurszielen
Woher der RBC-Analyst die Gewissheit nimmt, dass Nel das gelingen könnte, erklärte er hingegen nicht. Dennoch geht er ernsthaft davon aus, dass sich die Nel-Aktie mittelfristig im Wert weit mehr als verdreifachen wird. Andere sind zwar nicht derart optimistisch, trauen Nel aber immerhin den Turnaround zu. Die Prognosen jedoch liegen extrem weit auseinander, wie folgende Auflistung der am Mittwoch abgegeben Kursziele zeigt:
- UBS AG: 3,70 NOK, -8,1%
- RBC Capital Markets: 14,00, +215%
- Goldman Sachs: 8,00 NOK, +79,4%
- Jefferies: 5,50 NOK, +23,0%
Jefferies hatte erst am Montag die Beobachtung der Wasserstoffbranche wieder aufgenommen, nun bestätigte Analyst Constantin Hesse seine Einstufung für Nel ASA nach den Quartalszahlen, auch am Halten-Votum rüttelte er nicht. Der Wasserstoff-Spezialist habe „ein insgesamt solides Zahlenwerk vorgelegt, schrieb in einer ersten Reaktion. Gleichwohl habe „die Auftragsdynamik nachgelassen“. Wo Hesse bei einem Einbruch der Auftragseingänge um mehr als 80 Prozent eine Dynamik erkennen will, erklärte er allerdings nicht.
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