Liebe Leserinnen und Leser,
mehr als 5 % Verlust verzeichnete die Aktie von Nel ASA zum Auftakt des Handels am Mittwoch. Nicht verwunderlich: Das Unternehmen lieferte wie erwartet seine Quartalszahlen ab und enttäuschte dabei. Der Konzern bleibt im roten Bereich – und damit ist die Aktie erneut auf dem Prüfstand der Märkte.
Nel Asa: Die neuen Bewertungen
Noch notiert Nel Asa zwischen 0,54 und 0,55 Euro. Das ist noch keine Katastrophe. Die Marktkapitalisierung fällt auf ca. 950 Millionen Euro, wahrscheinlich etwas darunter.
Dieser Wert ist wiederum vor allem für institutionelle Investoren bemerkenswert, die oft genug darauf achten, einen Titel mit 1 Mrd. Euro Marktwert zu haben. Damit soll verhindert werden, dass zu kleine Pakete am Aktienmarkt den Kurs beinflussen können.
Das Chartbild hat sich durch die Verluste am Mittwochmorgen noch nicht dramatisch geändert. Die wichtigste Untergrenze bleibt in Höhe von 0,50 Euro. Der Wert wird aus der Perspektive der Analysten, die sich mit Charttechnik und der technischen Analyse beschäftigen, dennoch unter Druck bleiben.
Der Ausbruch nach oben ist jedenfalls dem Eindruck nach zunächst deutlich ausgeblieben. Die Aktie schaffte es nicht, die Hürde von 0,60 Euro nachhaltig zu überwinden oder gar in Richtung von 0,70 Euro nach oben durchzustechen.
Das ist ein klares charttechnisches Signal, das die Chancen nach oben doch relativ massiv begrenzt. Die Aktie von Nel Asa ist demnach klar im Abwärtstrend geblieben.
Die Quartalszahlen unter der Lupe – das war für und von Nel Asa enttäuschend
Anlass der jüngsten Bewegung am Mittwoch waren nun wie beschrieben die Quartalszahlen. Im 2. Quartal hat Nel Asa einen Umsatz in Höhe von 332 Millionen NOK gemeldet. Dies wären gut 10 % weniger als im 2. Quartal des vergangenen Jahres.
Ganz sicher ist dies die große Enttäuschung für den Markt. Denn Nel Asa muss wachsen, um überhaupt aus der Verlustzone zu kommen. Wenn über den Zeitraum von 12 Monaten sogar ein Umsatzeinbruch zu verzeichnen ist, kann dies die Stimmung zunächst nur verhageln. Allerdings war ein Umsatzeinbruch schon zu erwarten.
Die Prognosen waren – bezogen auf den Umsatz – auf einen Umsatzrückgang gerichtet. Zudem war auch bekannt, dass die Auftragseingänge wie auch das vorhandene Auftragsvolumen jeweils als enttäuschend gelten oder galten. Dies war mit den Zahlen aus dem 1. Quartal des laufenden Jahres bekannt geworden.
Das Unternehmen selbst nahm zum sinkenden Umsatz Stellung: „Der Umsatz wurde durch die geringere Liefermenge von alkalischen Elektrolyseuranlagen im Quartal negativ beeinflusst“.
Das ist allerdings anders als in den Medien dargestellt keine richtige Erklärung, sondern mehr eine Beschreibung. Es ist schlicht weniger ausgeliefert worden: Das ist keine beruhigende Botschaft.
Der Verlust fällt geringer aus als erwartet
Dem steht eine positive Nachricht gegenüber. Das Unternehmen hat bezogen auf die einzelnen Aktien einen Verlust von 0,03 NOK ausgewiesen. Der Markt war zuvor von einem Verlust in Höhe von 0,07 NOK ausgegangen.
Allerdings relativiert sich die Verbesserung mit Blick auf das vergangene Jahr schon wieder. Damals war der Verlust je Aktie mit -0,02 NOK sogar noch niedriger ausgefallen als im laufenden Jahr. Zur Erinnerung: Die Umsätze waren im vergangenen Jahr höher.
Auch hier wieder eine Gesamtschau, die durchaus negativ aufgefasst werden könnte: Das EBITDA, das Ergebnis ohne Berücksichtigung von Zinseffekten, Steuern und Abschreibungen, ist von -69 Millionen NOK im Vorjahr auf nun -79 Millionen NOK gesunken.
Dem steht gegenüber ein niedrigerer Nettoverlust: -118 Millionen NOK vs. -228 Millionen NOK im Vorjahresquartal. Die Interpretation dieses vermeintlich besseren Ergebnisses nahm Nel gleich selbst vor: „Die Verbesserung gegenüber dem Vorjahresquartal ist hauptsächlich auf die im Vorjahresquartal vorgenommene Fair-Value-Anpassung von -166 Millionen NOK aus Beteiligungen an Everfuel zurückzuführen“.
Kurz: Die Verlustverringerung ist auf eine Neubewertung zurückzuführen und nicht auf operative Verbesserungen. Insgesamt ist die Nachricht zur Verlustsituation nicht besonders beruhigend.
Aufträge: Bestand ist niedrig, Eingänge verbessern sich
Der geringere Umsatz war insgesamt nicht überraschend, weil die Aufträge dies bereits ankündigten, wie oben beschrieben. Nun liegen noch Aufträge im Umfang von 2,07 Mrd. NOK vor (dies sind etwas weniger als 200 Millionen Euro). Das ist ein Rückgang im Umfang von gut 13 % gegenüber dem Vorjahr.
Auf der anderen Seite soll der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahresquartal um 18 % höher ausgefallen sein – auf 270 Millionen NOK.
Die vermeintlich gute Nachricht lässt sich jedoch direkt wieder einordnen: Bei einem Bestand von gut 2 Mrd. NOK sind 270 Millionen NOK Zugang lediglich ca. 13 %. Darin enthalten ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 18 %, also von weniger als 3 %-Punkten. Der Auftrags-Neueingang ist auf sehr niedrigem Niveau etwas gestiegen – das ist die eigentliche Botschaft.
Nel Asa wohl zuversichtlich
Im Endeffekt rechnet Nel Asa dennoch damit, dass der Aufschwung der Branche sich fortsetzen wird – und vor allem der Aufschwung bei Nel Asa selbst. Das Unternehme spricht von „reifen Märkten“, in denen (dann) Investitionsentscheidungen fallen würden.
Etwas gröber zusammengefasst: Wenn die Unternehmen sich erst einmal z. B. mit Subventionen und ggf. Steuervorteilen versorgen können, wenn die Unternehmen auch energietechnisch unter Druck geraten, sollen die Aufträge zunehmen. Eine – aus Sicht von Nel Asa – gute Nachricht: „Höhere Umsätze in Kombination mit einer effizienteren Asuführung werden voraussichtelich zu Profitabilität bei NEL führen“.
Oder anders gesagt: Nel sagt, es wird alles gut. Die Märkte haben für heute im laufenden minimalen kurzfristigen Aufwärtstrend den Daumen gesenkt. Das ist indes noch nicht das letzte Urteil.
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