Liebe Leserin, lieber Leser,
die positive Nachricht vorab: Die Aktie von Nel ASA ist am Handelsplatz Frankfurt mit einem Aufschlag von drei Prozent auf 0,37 Euro in den Freitag gestartet. Die schlechte: Wenig später rutschte sie bereits wieder auf 0,35 Euro zurück. Damit haben die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten tatsächlich wieder das Niveau des Vortages erreicht – und damit einen historischen Tiefpunkt: 0,35 Euro standen seit Jahren nicht mehr auf dem Kurszettel, es ist der tiefste Stand seit Juli 2018. Die Lage kurz vor Verkündung der Quartalszahlen in der kommenden Woche ist dramatisch – und das hat seine Gründe.
JPMorgan kassiert Nel-Kursziel
Der naheliegendste ist eine neue Einschätzung durch die US-Bank JPMorgan – und es ist keine gute: Analyst Patrick Jones hatte das Kursziel für Nel am Mittwoch, vor den am 16. Oktober erwarteten Quartalszahlen, von 5,40 auf 4,70 norwegische Kronen gesenkt. Die Einstufung wurde auf „Neutral“ belassen. Im Fokus der Investoren dürften beim Wasserstoff-Spezialisten der Auftragsbestand stehen sowie die Margen und die Expansionen & Partnerschaften, schrieb Jones laut Medienberichten.
Es war die zweite Rückstufung binnen weniger Tage. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte bereits am 1. Oktober das Kursziel für Nel ASA von 6,70 auf 6,30 norwegische Kronen gesenkt, die Einstufung allerdings auf „Buy“ belassen. Analyst Michele della Vigna kappte seine Margenprognosen für den Wasserstoffspezialisten in seinem Ausblick auf den Quartalsbericht laut finanzen.net ebenfalls.
- Die wachsende Skepsis bezüglich Nel hatte durchaus einen konkreten Auslöser
- Kurz davor nämlich wartete das Unternehmen mit schlechten Nachrichten auf
Nel ASA meldet Stoirnierung durch Hy Stor
Denn tatsächlich hat Nel ASA nicht nur seit dem 17. Juli, als die Norweger die Zahlen aus dem 2. Quartal 2024 vorlegten, keinen einzigen Auftrag mehr vermeldet. Paktisch war jetzt sogar das Gegenteil der Fall: Ende September musste das Unternehmen die Kündigung einer Kapazitätsreservierungsvereinbarung für mehr als 1 GW alkalische Elektrolyseurausrüstung durch Hy Stor Energy öffentlich machen. Den Vertrag für das Mississippi Clean Hydrogen Hub (MCHH) hatten Nel und und Hy Stor am 26. April bekanntgegeben, womit große Hoffnungen verbunden waren.
„Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit Hy Stor Energy am Mississippi Clean Hydrogen Hub“, sagte Håkon Volldal, Präsident und CEO von Nel, damals. Dieses Projekt könne erhebliche Kohlenstoffemissionsreduzierungen ermöglichen und zudem „eine Blaupause für erfolgreiche, groß angelegte Projekte für grünen Wasserstoff sein“. Vorbehaltlich der endgültigen Investitionsentscheidung sollte die Elektrodenproduktion in Nels Werk in Herøya, Norwegen, im Jahr 2025 anlaufen und bis 2027 andauern.
Es sollte der größte Wasserstoff-Hub werden
Das MCHH werde der größte CO2-freie, netzunabhängige Wasserstoffproduktions- und Salzkavernenspeicher-Hub in den USA sein, hieß es. Er sollte dazu beitragen, das Wachstum der Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben, um die Einführung von grünem Wasserstoff in großem Maßstab zu beschleunigen. Sollte. Doch daraus wird nichts.
Zwar versuchte Nel ASA zu beruhigen: Gemäß den Rechnungslegungsstandards von Nel sei die Kapazitätsreservierung „nicht als Auftragseingang betrachtet worden“, heißt es. Daher werde die Stornierung keine Auswirkungen auf den Auftragsbestand haben. Nel werde zudem die nicht erstattungsfähige Kapazitätsreservierungsgebühr einbehalten. Doch wie bereits im April hatte die Nachricht freilich auch unmittelbar Auswirkungen auf den Kursverlauf.
- So war die Nel-Aktie im April nach der Bekanntgabe von 0,38 Euro binnen weniger Tage auf 0,46 Euro um 20 Prozent gestiegen
- Nach der Stornierung passierte nun schlicht das Gegenteil – und die Papiere rutschten von 0,44 auf ihr Mehrjahrestief bei 0,35 Euro ab
Neues Konzept mit Partner Saipem
Daran änderte auch eine weitere Neuigkeit nichts: Gemeinsam mit Partner Saipem stellte Nel ASA am 2. Oktober IVHY™ 100 vor, eine skalierbare und modulare 100-MW-Lösung für grünen Wasserstoff, die die Technologie von Nel nutzt und die Dekarbonisierung schwer zu reduzierender Industrien und die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff vorantreibt. Die innovative Lösung zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff werde so konzipiert und industrialisiert, „dass sie skalierbar und modular ist und die Installation und Inbetriebnahme von Großsystemen erleichtert“.
Das Projekt ist laut Mitteilung Teil einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen, bei der Nel als Technologieanbieter seine alkalische und PEM-Elektrolyseurtechnologie (sowie ergänzende technische Dienstleistungen anbieten wird, während Saipem als Ingenieurdienstleister und EPC-Auftragnehmer für die grundlegende Konstruktion, die Detailplanung, die Beschaffung und den Bau der gesamten grünen Wasserstoffanlagen verantwortlich sein wird.
Nel-Aktie seit Mai im Wert mehr als halbiert
„Das IVHY™ 100-Konzept stellt einen bedeutenden Schritt nach vorne dar, um innovative und nachhaltige Lösungen im Bereich erneuerbaren Wasserstoffs zu fördern“, versicherte Guido d’Aloisio, Chief Commercial Officer von Saipem. Tatsächlich wolle man „der steigenden Nachfrage nach der Reduzierung der Kohlenstoffemissionen in anspruchsvollen Branchen durch die Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff gerecht werden“.
Steigende Nachfrage? Diesen Nachweis muss Nel ASA in der kommenden Woche erst noch erbringen. Die Vorzeichen deuten auf das Gegenteil hin. Und auch der mittelfristige Kursverlauf spricht Bände. Allein im zurückliegenden Monat hat Nel ASA weitere 15 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Seit ihrem Zwischenhoch im Mai bei 0,79 Euro steht gar ein Abschlag von 55 Prozent.
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