Nel ASA: Die große Verwirrung!

Nach irrem Lauf bricht die Wasserstoff-Aktie von Nel ASA seit Mittwoch zweistellig ein. Das Auf und Ab sorgte bei einem Analysten für eine skurrile Einschätzung.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nel ASA befindet sich seit Mittwoch wieder im Sturzflug – ohne neue Nachricht
  • Nach einer Lizenzvereinbarung in Indien war der Wasserstofftitel zuvor massiv gestiegen
  • Die kanadische RBC zeigte sich einmal mehr optimistisch, trotz fehlender Details
  • Skurril: Ein Analyst empfahl die Nel-Aktie zum Kauf, mit einem Kursziel unter aktuellem Kursstand

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Aufwärtsmarsch, der die Aktie von Nel ASA auf zeitweilig 0,81 Euro hochschnellen ließ, ist vorbei: Am Mittwochvormittag brachen die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten zweistellig auf letztlich 0,69 Euro ein. Am Donnerstag im frühen Handel ging der Ausverkauf weiter auf nur noch 0,66 Euro. Was zum aktuellen Kursknick bei der Nel-Aktie führte, ist unklar. Dass es nach einem Plus von weit mehr als 50 Prozent binnen kürzester Zeit zu Gewinnmitnahmen kommt, ist allerdings anzunehmen. Wie es an der Börse weitergeht, ist hingegen völlig offen. Der irre Lauf der vergangenen Tage scheint sogar unter Analysten große Verwirrung gestiftet zu haben.

Lizenzvereinbarung von Nel ASA kein Thema

Dass die zuvor zurückgekehrte Zuversicht an den Märkten einer in der vergangenen Woche durch Nel ASA vermeldeten Lizenzvereinbarung in Indien geschuldet war, scheint gesichert. Es war die einzige relevante Meldung aus den vergangenen Wochen. Was diese Vereinbarung mit Reliance Industries Limited (RIL) für das norwegische Unternehmen bedeutet, ist jedoch schwer einzuschätzen. Analyst Yoann Charenton vom US-Analysehaus Bernstein Research zog es vor, den Deal in einer Neubewertung der Nel-Aktie vom Montag erst gar nicht zu erwähnen, ernsthaft.

Die Ergebnisse der ersten großen Auktionsrunden für Wasserstoff-Ausschreibungen in Europa seien bereits bekannt, schrieb Charenton laut finanzen.net in seiner Studie lediglich. Es sei zwar noch früh, „doch es gebe Hinweise zur künftigen Preisgestaltung und die seien wertvoll, um Projekte und Kosten abzuschätzen“,  ließ er wissen. Zugleich allerdings beließ der Analyst die Einstufung für Nel auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 6,75 norwegischen Kronen (NOK) – was Fragen aufwirft.

  • Denn im Laufe des Montags hatte die Nel-Aktie in Oslo bereits eine Bewertung von genau 7,00 NOK erreicht
  • Wie ein darunter liegendes Kursziel mit einer Kaufempfehlung zusammengehen kann, erschließt sich kaum

RBC bestätigt hohes Nel-Kursziel – ohne Details

Bei der notorisch optimistischen RBC passten Kursziel und Einschätzung in der Vorwoche schon besser zusammen: Die kanadische Bank hatte Nel nach der Nachricht auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 13 NOK belassen, was 1,14 Euro entspricht und damit ordentlich Luft nach oben verheißt. Er begrüße das Lizenzabkommen des Wasserstoffspezialisten mit dem indischen Unternehmenskonglomerat Reliance Industries und erwarte von der Quartalszahlenvorlage am 17. Juli mehr Details dazu, schrieb Analyst Erwan Kerouredan direkt nach Bekanntwerden der Vereinbarung. Warum er diese begrüßt, was er sich davon verspricht – kein Wort dazu.

CEO: „Großer Meilenstein in der Geschichte von Nel“

Denn auch Nel ASA hielt sich extrem bedeckt, nannte keinerlei finanziellen Aspekte des Deals mit dem, laut Mitteilung, größten indischen Privatunternehmen. Nur so viel: Der Vertrag gewähre RIL eine exklusive Lizenz für Nels alkalische Elektrolyseure in Indien und ermögliche es RIL außerdem, Nels alkalische Elektrolyseure für den Eigenbedarf weltweit herzustellen. „Neben der Unterstützung von Reliance bei der Verwirklichung seiner globalen Ambitionen erhält Nel durch diesen Vertrag eine Einnahmequelle aus einem schnell wachsenden Markt, den Nel allein nicht hätte erschließen können“, versicherte Håkon Volldal, Präsident und CEO von Nel.

Tatsache ist, dass Reliance laut Mitteilung Zugang zu Nels führender, bewährter Technologieplattform zur Herstellung von Elektrolyseuren erhält. „Diese Partnerschaft zwischen Nels robuster Technologieplattform und RILs Umsetzungsstärke wird die Erfolgsgeschichte beider Partner weiter fortschreiben“, so das vollmundige Versprechen. Für Nel-CEO Volldal jedenfalls ist der Deal „ein großer Meilenstein in der Geschichte von Nel“.

Nel und Reliance wollen gemeinsam forschen

Beide Partner werden demnach künftig auch im Sinne von Leistungsverbesserungen und Kostenoptimierungen durch Forschung und Entwicklung (F&E), Value Engineering, Standardisierung und Modularisierung zusammenarbeiten, „um die Wettbewerbsfähigkeit der alkalischen Technologieplattform zu verbessern“, wie es heißt. Gemäß der Vereinbarung kann Nel im Gegenzug für seine eigenen Projekte Ausrüstung von Reliance beschaffen.

Nel werde den indischen Markt weiterhin mit Technologieplattformen bedienen, die nicht von der Vereinbarung abgedeckt sind, wird betont. Den Anlegern schienen derweil die bislang noch nicht näher spezifizierten Visionen auszureichen: Die Aktie hob ab, und zwar heftig.

Nel-Aktie mit gut 40 Prozent Jahresminus

Denn auch nach der aktuellen Korrektur kann sich das Kursplus aus den vergangenen Tagen wahrlich noch immer sehen lassen. Seit Anfang Mai liegt dieses, der aktuellen Korrektur zum Trotz, noch immer bei gut 50 Prozent. Allerdings: Der Abschlag aus dem zurückliegenden Jahr beläuft sich damit noch immer auf deutlich mehr als 40 Prozent

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Experten würden erwarten, dass die Reliance-Kooperation nicht nur Nels Technologie weiter verbreiten, „sondern auch zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung bei der Wasserstoffproduktion beitragen wird“, kommentierte das Portal Ariva die Neuheit aus Indien. „Dies könnte langfristig zu einer stärkeren Marktstellung und höheren Einnahmen für NEL ASA führen.“ Wohlgemerkt: könnte. Ob dies auch so eintrifft, wird sich erst zeigen müssen. Bis dahin bleibt eine Investition in Nel ASA das, was sie zuvor schon war: Eine Wette auf eine ungewisse Zukunft in einer völlig volatilen Branche.

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