Liebe Leserin, lieber Leser,
nein, das war sicherlich nicht der Start in den Dienstag, den sich die Anleger gewünscht hatten: Nachdem die Aktie von Nel ASA am Montag bereits bis zur Marke von genau 0,500 Euro gerutscht war, sich bis Handelsschluss in Frankfurt jedoch wieder auf 0,518 Euro verbesserte, geschah am Dienstag genau dasselbe: Die Nel-Aktie eröffnete 4,5 Prozent tiefer bei 0,500 Euro, fing sich dann jedoch wieder. Wie es mit den Anteilscheinen des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten mittelfristig weitergeht, darin gehen die Meinungen zudem extrem weit auseinander.
Nel ASA bei Analysten tief gefallen
6,44 Norwegische Kronen (NOK), umgerechnet gerade einmal 0,55 Euro, lautet das durchschnittliche Kursziel für die Aktie von Nel ASA laut marketscreener.com. Die dort derzeit angeführten 21 Analysten erwarten somit im Schnitt immerhin noch ein kleines Plus von aktuell rund acht Prozent. Die Zielvorgaben reichen dabei von 3,50 bis 13 NOK (0,30 bis 1,12 Euro). Welchen Absturz die Papiere hinter sich haben, verdeutlich ein Blick zurück: 1,38 Euro lautet das mittlere Kursziel noch vor genau einem Jahr, an eine solche Kursentwicklung glaubt also kein einziger mehr. Eine Kaufempfehlung sprechen demnach lediglich fünf der Beobachter aus. Neun Analysten raten aktuell die Nel-Aktie zu halten, für sieben ist sie hingegen ein Verkaufskandidat.
Noch trüber ist das Bild bezüglich Nel ASA angesichts der insgesamt 24 Analysten, die auf aktien-guide gelistet werden. Mit im Schnitt 5,67 NOK, was 0,49 Euro entspricht, sehen sie die Papiere aktuell sogar als leicht überbewertet an. Entsprechend lauten die Empfehlungen:
- Nur vier Analysten empfehlen Nel ASA zum Kauf
- acht Beobachter würden die Aktie im Moment halten
- Elf Beobachter haben sie hingegen auf der Verkaufsliste
UBS erwartet Rücksetzer bei Nel ASA
Zu den größten Pessimisten gehört nach wie vor die schweizer UBS: Die Großbank hatte die Einstufung für Nel ASA noch vor den Quartalszahlen im April auf „Sell“ mit einem Kursziel von 3,70 norwegischen Kronen belassen und daran bislang nicht gerüttelt. Mit umgerechnet 0,32 Euro glaubt die UBS somit an einen mittelfristigen Kursrücksetzer um rund ein Drittel. Die Norweger bräuchten noch Aufträge, um die Umsatzziele für 2025 zu erreichen, schrieb Analyst Christopher Leonard damals. Doch genau daran hapert es bei Nel seit geraumer Zeit.
Daran änderte auch eine Meldung von Ende April nichts, als Nel ASA eine Kapazitätsreservierung für mehr als 1 Gigawatt alkalische Elektrolyseure durch Hy Stor Energy am Mississippi Clean Hydrogen Hub gemeldet hatte. So gewaltig die geplante Anlage auch sein mag, ob das laut Nel „größte CO2-freie, netzunabhängige Wasserstoffproduktions- und Salzkavernenspeicher-Hub in den USA“ tatsächlich gebaut wird, ist noch völlig offen. Zu oft bereits wurden aufgrund der unsicheren politischen Lage in der jüngeren Vergangenheit auch weit fortgeschrittene Wasserstoffprojekte gestoppt.
Nel-Aktie 85 Prozent unter Höchststand
Dass die Aktie von Nel ASA zwar im vergangenen Monat rund ein Viertel an Börsenwert dazugewonnen hat, sollte dabei nicht täuschen: Der Absturz davor war dramatisch. So hat das norwegische Unternehmen allein im vergangenen Halbjahr noch immer rund 30 Prozent an Börsenwert eingebüßt, aufs Jahr betrachtet liegt das Minus gar bei gut 60 Prozent. Richtig bitter wird es, nimmt man den Höchststand aus dem Januar 2021 als Referenz. Damals wurden für die Nel-Aktie kurzzeitig 3,40 Euro aufgerufen. Seitdem hat sie nicht weniger als 85 Prozent an Wert eingebüßt.
Dass sich die Aktie jemals wieder in solche Sphären aufschwingen wird, daran glaubt nicht einmal mehr die notorisch optimistische RBC: Die kanadische Bank hatte die Einstufung für Nel nach dem Erhalt von Steuergutschriften für die Expansion der Gigafactory im US-Staat Michigan Anfang April auf „Outperform“ mit dem Kursziel von 13 NOK belassen. Die Nachricht sei „eine Bestätigung für die starke Unterstützung der Bemühungen des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten, seine Aktivitäten in den USA auszubauen und sein Know-how in den Bereichen Elektrolyseurforschung und -herstellung zu erweitern“, schrieb Analyst Erwan Kerouredan damals und hat seine Bewertung bislang nicht revidiert.
- Mit umgerechnet 1,32 Euro müsste sich die Nel-Aktie um 150 Prozent im Wert steigern
- Mit dieser gewagten Einschätzung aber steht Kerouredan derzeit allerdings völlig allein
Banken reduzierten Nel-Kursziele
Die Privatbank Berenberg etwa hatte die Prognose für Nel ASA nach den Quartalszahlen von 11 auf 8 NOK gesenkt, die Einstufung bei erwarteten 0,69 Euro immerhin auf „Buy“ belassen. Die Resultate signalisierten „einen relativ langsamen Jahresstart des Wasserstoffspezialisten“, schrieb Analyst James Carmichael in seiner Studie. Er reduzierte seine Umsatzprognosen für 2024 und 2025 um 9 beziehungsweise 11 Prozent. Dennoch gehört Berenberg somit noch zu den optimistischeren Kandidaten.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs etwa konstatierte, dass der Umsatz des Wasserstoffspezialisten im 1. Qurtal 2024 um 26 Prozent niedriger als vom Markt erwartet ausgefallen sei. Sie kürzte das Kursziel für Nel in der Folge von 7,00 auf 6,20 NOK. Mit den prognostizierten 0,53 Euro sieht die US-Bank somit für Nel kaum noch Luft nach oben.
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