Liebe Leserin, lieber Leser,
die gute Nachricht vorab: Die Aktie von Nel ASA hatte am Donnerstag mit einem zweistelligen Kurszuwachs auf 0,46 Euro auf die Zusage von weiteren Steuergutschriften für den Bau der in Michigan geplanten Gigafactory reagiert – und dieses Niveau am Freitag auch gehalten. Das waren für den norwegischen Wasserstoff-Spezialisten rund 13 Prozent mehr als noch vor Ostern, als 0,41 Euro für die Nel-Aktie aufgerufen worden waren. Die entscheidenden Details aber: Das war noch immer ein Viertel weniger als zu Jahresbeginn. Zudem gab die Aktie am Montagvormittag bereits wieder ab. Und ob die Millionen tatsächlich fließen werden, ist alles andere als sicher.
Nel ASA: Steuergutschriften bis 41 Millionen US-Dollar
Nel habe im Rahmen des Qualifying Advanced Energy Project Tax Credit (48C)-Programms Investitionssteuergutschriften in Höhe von bis zu 41 Millionen US-Dollar für die geplante Produktionserweiterung in Michigan erhalten, hatte das norwegische Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt. Das 48C-Programm werde durch den Inflation Reduction Act (IRA) finanziert. „Eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Nel ASA erhält Steuergutschriften in Höhe von bis zu 41 Millionen US-Dollar, was 30 % des Wertes qualifizierter Investitionen entspricht“, so die Mitteilung. Allerdings auch: „Der Erhalt ist an Bedingungen geknüpft, beispielsweise an Lohn- und Ausbildungsvoraussetzungen.“
Es ist nicht die erste Förderzusage für das geplante Werk zur Produktion von Elektrolyseuren in Michigan. Nel hat sich nach eigenen Angaben vom Energieministerium und vom Bundesstaat Michigan Unterstützung in Höhe von mittlerweile fast 170 Millionen US-Dollar für seine geplante Gigafactory in Michigan gesichert. Etwa die Hälfte dieses Betrags seien Bargeldanreize, so die Mitteilung.
- 50 Millionen Dollar an Direktinvestitionsunterstützung kommen vom US-Department of Energy, hieß es am 13. März
- Parallel gewähre der Bundesstaat Michigan zudem weitere 25 Millionen US-Dollar an Direktinvestitionsunterstützung
- Nel hatte vom Bundesstaat zuvor bereits 50 Millionen US-Dollar zur Unterstützung der Produktionsanlage erhalten
Nel-CEO Håkon Volldal ist guter Dinge
„Wir sehen weiterhin starke Unterstützung für unsere Bemühungen, unsere US-Aktivitäten auszubauen, sowohl im Bereich der fortschrittlichen Forschung als auch der effizienten Fertigung“, sagt Håkon Volldal, Präsident und CEO von Nel. Die jetzt erhaltene Unterstützung erhöhe „die Attraktivität von Investitionen in den Ausbau unserer Kapazitäten und Fähigkeiten in den USA“.
Nach vollständiger Entwicklung werde die Anlage „zu den weltweit größten Elektrodenanlagen gehören, in der Nel seine Druckalkali- und PEM-Technologien der nächsten Generation herstellen wird“, so der CEO.
Gigafactory in Michigan weiter unsicher
Was er nicht sagt: Dass im bestehende Werk Connecticut zwar derzeit erweitert wird, die neue Gigafactory in Michigan allerdings alles andere als gesichert ist: „Eine endgültige Investitionsentscheidung ist noch nicht gefallen und hängt von der Marktnachfrage nach Elektrolyseuren ab“, hatte Nel ASA Mitte März noch eingeräumt. Dabei ist die entscheidende Marktnachfrage zuletzt dramatisch zurückgegangen. Im 3. Quartal 2023 schwanden die Auftragseingänge bei Nel um 55 Prozent, im 4. Quartal brachen sie um gut 80 Prozent auf einen Wert von nur noch 16 Millionen Euro ein. Das war lediglich rund ein Drittel des im Schlussquartal gemeldeten Umsatzes.
- Und es wird nicht besser: Aus dem 1. Quartal 2025 hatte Nel ASA lediglich einen einzigen Auftrag öffentlich vermeldet
- Es ging um Elektrolyseurausrüstung für die südkoreanische Samsung C&T im Wert von etwa 5 Millionen Euro
RBC glaubt an 150 Prozent Plus
Die notorisch optimistische RBC ficht das alles nicht an: Die aktuelle Nachricht aus Oslo sei „eine Bestätigung für die starke Unterstützung der Bemühungen des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten, seine Aktivitäten in den USA auszubauen und sein Know-how in den Bereichen Elektrolyseurforschung und -herstellung zu erweitern“, schrieb Analyst Erwan Kerouredan laut finanzen.net in einer ersten Reaktion. Im Endausbau werde die Anlage von Nel eine der weltweit größten Elektrolyseanlagen sein, in der die alkalische und die PEM-Technologie der nächsten Generation genutzt werde.
Ja, wenn denn überhaupt gebaut wird. Dass Nel ASA die Millionenförderung in der nächsten Zeit tatsächlich abruft, ist angesichts der Auftragslage mehr als fraglich. Doch RBC-Analyst Kerouredan ging auf diese Unsicherheiten nicht ein, beließ die die Einstufung für Nel auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 13 norwegischen Kronen (NOK), umgerechnet 1,12 Euro. Dafür müsste sich die Nel-Aktie mittelfristig um fast 150 Prozent verbessern.
Nel-Aktie mit 60 Prozent im Jahresminus
Sollte man diesem Optimismus Glauben schenken? Zur Einordnung: Im Juni 2021, Nel notierte bei rund 1,70 Euro, hatte Erwan Kerouredan die Bewertung der norwegischen Nel ASA mit „Outperform“ und einem Kursziel von 27 NOK aufgenommen. Umgerechnet 2,32 Euro lautete seine Prognose damals. Bis zum Juni 2022 allerdings war es keinesfalls aufwärts gegangen, sondern auf 1,40 Euro zurück, bevor es ab dem Frühjahr 2023 zum völligen Einbruch bei der Aktie kam.
Und auch am Montag ist die gute Laune der Anleger bereits wieder verpufft: Im Vormittagshandel in Frankfurt ging es mit den Anteilscheinen von Nel ASA um drei Prozent zurück auf 0,45 Euro. Der Abschlag aus den vergangenen zwölf Monaten liegt damit noch immer bei satten 60 Prozent. Seit ihren Hoch von 3,35 Euro am 11. Januar 2021 hat sie sogar annähernd 90 Prozent an Wert eingebüßt.
Nel ASA-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nel ASA-Analyse vom 16. Januar liefert die Antwort:
Die neusten Nel ASA-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nel ASA-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 16. Januar erfahren Sie was jetzt zu tun ist.