Liebe Leserin, lieber Leser,
sicherlich, man kann auf den 22. Januar 2024 blicken, als die Aktie von Nel ASA kurzzeitig bis auf 0,43 Euro eingebrochen war – und dem Wert beim aktuellen Kurs von 0,45 Euro eine Stabilisierung zuerkennen. Man kann jedoch auch zum Monatsanfang zurückgehen und die damalige Bewertung der Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten zum Maßstab nehmen. 0,62 Euro wurden am ersten Handelstag des Jahres für die Nel-Aktie aufgerufen. Seitdem hat sie sage und schreibe ein Viertel ihres Werts eingebüßt. Selbst Analysten renommierter Institute haben zuletzt die Hoffnung aufgegeben. Die Erkenntnis allerdings kommt mit reichlich Verspätung.
Morgan Stanley kappte Nel-Kursziel schon im Dezember
Arthur Sitbon, Experte bei der US-Bank Morgan Stanley, hatte die Aktie von Nel ASA bereits Anfang Dezember 2023 von „overweight“ auf „equal-weight“ herabgestuft und das Kursziel massiv von 22,00 auf 9,00 Norwegische Kronen gesenkt, umgerechnet von 1,88 auf 0,77 Euro. Steigende Zinssätze und Preise für erneuerbare Energien würden die Ökonomie des grünen Wasserstoffs zunehmend abhängig von Subventionen machen, deren Sichtbarkeit nach wie vor schlecht sei, so der Experte vor knapp zwei Monaten. Und doch war er mit seiner Einschätzung noch viel zu optimistisch:
- Nel notierte zum Zeitpunkt der Analyse bei rund 70 Cent
- Der echte Absturz des Wasserstofftitels sollte erst noch folgen
JPMorgan erkennt „negative Stimmung“
Doch auch andere Analysten wachten langsam auf, die US-Bank JPMorgan beispielsweise. Sie war nach den enttäuschenden Quartalszahlen Ende Oktober, als Nel einen Einbruch bei den Neuaufträgen um 55 Prozent vermeldet hatte, noch einigermaßen milde gestimmt. Das hat sich angesichts des jüngsten Kursdesasters geändert. JPMorgan strich das Kursziel für Nel ASA vor gut einer Woche von 11,40 auf 6,40 norwegische Kronen zusammen (umgerechnet 0,56 Euro), aber die Einstufung immerhin auf „Neutral“ belassen.
Die Stimmung der Anleger sei im europäischen Wasserstoffbereich zuletzt ausgesprochen negativ gewesen, begründete Analyst Patrick Jones seine Herabstufung. Obwohl es erste Anzeichen einer verbesserten operativen Dynamik gegeben habe, „sei die Auftragsdynamik in der gesamten Branche weitgehend zum Stillstand gekommen“. Auch dies hätte er weitaus früher feststellen können, hatte Nel ASA doch seit Juli 2023 keinen einzigen Neuauftrag mehr vermeldet.
Nel ASA meldete tatsächlich einen Auftrag
Ironischerweise allerdings hatte sich das kurz vor der Neubewertung durch JPMorgan geändert. Nel hatte am 19. Januar tatsächlich eine Neubestellung über 10 Megawatt alkalische Elektrolyseausrüstung bekanntgegeben. Die Samsung C&T Corporation Engineering & Construction Group („Samsung C&T“) unterzeichnete einen entsprechenden Auftrag für ihr erstes netzunabhängiges Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff in Südkorea.
- Es ist laut Nel eine feste Bestellung für Alkali-Stacks und Balance-of-Stacks (BoS)
- Den Auftragswert gaben die Norweger mit rund 5 Millionen Euro an
„Wir freuen uns, dass wir für dieses Pilotprojekt ausgewählt wurden“, ließ Nel-CEO Håkon Volldal wissen. Samsung C&T widme sich der Weiterentwicklung in der grünen Wasserstoffbranche „und wir freuen uns auf eine produktive und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Unternehmen“.
Nel ASA von Plug Power mitgerissen
Die Anleger allerdings reagierten auf den Auftrag, nun ja, eigenwillig. Statt sich zu freuen, schickten sie die Nel-Aktie an jenem Freitag weiter nach unten, am darauffolgenden Montag gar auf besagtes Mehrjahrestief bei 0,43 Euro. Weniger wert waren die Papiere seit 2018 nicht mehr. Angesichts der bescheidenen Auftragssumme aus Südkorea war klar geworden, dass es davor ein halbes Jahr lang tatsächlich nichts aus Oslo an Bestellungen zu vermelden gab, der Auftragseingang im 4. Quartal 2023 damit gegen Null tendieren muss.
Dass sich die Nel-Aktie wenig später kurzzeitig wieder auf 0,50 Euro verbesserten, war alleine einem unerwarteten Aufschwung beim US-Wettbewerber Plug Power geschuldet. Doch die erneute Korrektur folgte rasch. Allein im vergangenen Jahr hat Nel damit mehr als 70 Prozent an Börsenwert eingebüßt.
Nel-Kursziele zwischen 0,35 und 1,95 Euro
Und doch gibt es Beobachter, die selbst die aktuelle Bewertung der Aktie noch für zu ambitioniert halten. Torkjel Refnin Jordbakke, Analyst bei Fearnley Securities, strich den fairen Wert für den Wasserstofftitel laut Medienberichten von ohnehin bescheidenen 5,80 auf 4,00 NOK zusammen. Mit umgerechnet 0,35 Euro prognostiziert Jordbakke somit einen weiteren Kursverfall bei der Nel-Aktie von weiteren knapp 25 Prozent. Gibt es also gar keine Hoffnung?
Nun ja, die kanadische Bank RBC ist zwar im Januar ebenfalls zurückgerudert, hat das Kursziel von zuvor 22 auf 14 NOK um rund ein Drittel reduziert. Die längerfristigen Aussichten für den Wasserstoffsektor seien günstig, behauptet Analyst Erwan Kerouredan nach wie vor. Die Abschwächung des Vorjahres dürfte sich 2024 aber zunächst fortsetzen, räumt er ein. Mit einem Kursziel von umgerechnet 1,24 Euro müsste sich die Nel-Aktie laut ihm allerdings mittelfristig noch immer um rund 170 Prozent (!) verbessern. Ist das realistisch? Zur Erinnerung: Vor kurzem glaubte Kerouredan noch an 1,95 Euro.
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