Liebe Leserinnen und Leser,
die Börsen haben gestern im Fall von Nel Asa eine enttäuschend große Keule herausgeholt. In den ersten Stunden ging es teils bis über -10 % nach unten. Die Quartalszahlen sollen der Grund dafür gewesen sein – und können dennoch diesen Abschlag so nicht erklären. Ob die Aktie nun weiter verliert oder kurzfristig zulegt, bleibt dennoch offen.
Nel Asa: Das waren die Zahlen
Hier lohnt sich ein Blick auf die Zahlen. Ausgangspunkt ist die Marktkapitalisierung von 1 Mrd. Euro, auf die Nel Asa zwischenzeitlich nach den schwachen Vorwochen und -monaten gefallen ist.
- Nel Asa hat einen Quartalsumsatz von etwa 405 Millionen NOK bekannt gegeben. Das ist etwas weniger als das, was Analysten erwartet hatten. Der erwartete Umsatz belief oder beläuft sich auf 440 Millionen NOK. Umgerechnet sind damit Umsätze von weniger als 40 Millionen Euro entstanden. Das Gap gegenüber den Erwartungen liegt bei etwas weniger als 10 %.
- Auf der anderen Seite ist der Umsatz in einem Quartal mit Nachsicht zu betrachten. Warum? Die Umsätze können nicht beliebig abgegrenzt werden, sprich: Halbfertige Projekte, nicht in Rechnung gestellte Vorgänge, sind in solchen Umsätzen nicht enthalten. Auf den ersten Blick ist nicht sichtbar, warum die Umsätze in diesem Ausmaß von annähernd -10 % die Erwartungen verfehlt haben.
- Aber: Die Auftragsvolumina im Sommer bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen waren zufriedenstellen, sie hatten einen Rekord erreicht. Deshalb hat Nel Asa – zumal keine entsprechenden Berichte veröffentlicht worden sind, was ein börsennotiertes Unternehmen zwingend vornehmen müsste – sicherlich keine Aufträge verloren. Mit andern Worten: Der Umsatz ist nur eine Maßgröße in einem solchen Quartal, die einen ungefähren Anhaltspunkt gibt.
- Der Umsatz im vergangenen Jahr lag für denselben Zeitraum bei 188 Millionen NOK. Er hat sich also verdoppelt. Zur Information: Der Aktienkurs vor einem Jahr lag indes weit höher als aktuell (je nach Vergleichstag in etwa 100 % höher). Die Börsen haben also vor einem Jahr bei in etwa denselben Erwartungen an das Jahr 2024 das Unternehmen deutlich höher bewertet.
- Die andere Seite der Bilanz-Medaille ist der Verlust oder im wünschenswerten Fall der Gewinn des Unternehmens. Auf der Verlustseite sieht es für Nel Asa sogar besser aus als erwartet. Das Unternehmen konnte einen Betriebsverlust in Höhe von 109 Millionen NOK melden. Das sind immerhin 20 Millionen NOK weniger als erwartet.
- Hier greift eine andere Problematik als beim Umsatz. Verluste lassen sich schnell den betreffenden Zeiträumen zuordnen, sie sind auszuweisen. Die Zahl ist bei einem solchen Unternehmen mit schwankenden und wachsenden Geschäftsentwicklungen bezogen auf ein Quartal besser einzuordnen als der Gewinn. Die erfreuliche Nachricht ist allerdings offenbar untergegangen.
- Die Projektion für das Gesamtjahr ließe sich zumindest aufrecht erhalten. Es sind je nach Wechselkurs zum NOK (norwegischer Krone) Umsatzzahlen von in etwa 144 bis 150 Millionen Euro zu erwarten. So hatte es das Unternehmen bzw. hatten es auch Analysten in etwa erwarten lassen – seit langer Zeit. Es hat sich demnach auf der Umsatzseite recht grob kalkuliert nichts oder wenig geändert.
- Der Verlust ist im Rahmen dessen, was sich erwarten ließe und würde bei einer Fortschreibung der Ist-Zahlen ggf. sogar etwas geringer ausfallen als erwartet. Dies spielt jedoch hinsichtlich der Dimension der Entwicklung keine Rolle. Dennoch: Die Aktie wird aus Sicht von wirtschaftlich orientierten Analysten am Ende sicherlich weiterhin teuer sein, da das Wachstum recht gering ist und die Verlustzahlen sich nicht deutlich und schnell verbessern werden. Das alles ist aber nicht neu, „enttäuschend“ in Bezug auf die Erwartungen und in Bezug auf das Erwartbare war das alles nicht.
Dennoch verloren: Nel Asa
Das Chartbild zeigt selbstverständlich dennoch an, dass der Titel massiv verloren hat. Die Abwärtsfahrt hält unvermindert an, die Notierungen sind in schwacher Verfassung. Daran ändert sich auch durch die o.g. wirtschaftliche Überlegung zu den Vorgängen rund um Nel Asas Quartalszahlen nichts.
Die Kursstatistik spricht über das gesamte Bewertungsumfeld von Nel Asa Bände. Der Titel hat im aktuellen Monat massiv nachgegeben, in den vergangenen vier Wochen gar um -25 % verloren und in den zurückliegenden sechs Monaten einen Abschlag von -41,5 % hinnehmen müssen.
Die Aktie bleibt im laufenden Jahr mit nun deutlich mehr als -50 % Verlust an den Börsen der große Verlierer. Selbst Unternehmen wie Plug Power oder auch ITM Power – also aus derselben Branche – haben nicht derart massiv verloren wie Nel Asa.
Dennoch: Die Übertreibung – aus der wirtschaftlichen Sicht – ist aktuell zumindest naheliegend. Ob es einen Turnaround, eine Korrektur, ein Comeback geben wird, ist dennoch unsicher, die Börsen haben hier schlicht die Spekulation begonnen.
Analysten, die sich auf Marketscreener zusammenfassen lassen, sind wohl der Auffassung, der Titel sei mehr Geld wert. Das durchschnittliche Kursziel wird jetzt in etwa bei einem Potenzial in Höhe von 100 % liegen (kleine Korrekturen in diesen Tagen sind nicht auszuschließen). Ein derartiges Potenzial zu schätzen ist allerdings auch mutig – denn Nel Asa ist auch bei wohlwollender Betrachtung der Quartalszahlen vor allen Dingen ein Unternehmen, das weiterhin kräftige betriebswirtschaftliche Verluste produziert. Daran ändert(e) sich nichts. Die Dynamik bleibt in den kommenden Tagen daher ausgesprochen interessant und eröffnet sowohl Pessimisten als auch Optimisten einige Argumente, wie zu sehen ist.
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