Liebe Leserin, lieber Leser,
ganz vorsichtig schob sich die Aktie von Nel ASA nach ihrem Kursknick in Folge enttäuschender Quartalszahlen auf zwischenzeitlich 0,33 Euro vor dem Wochenende wieder an die 0,36 Euro heran. Eine wirkliche Erholung allerdings zeichnet sich bei den Papieren des nowegischen Wasserstoff-Spezialisten nicht ab. Im Gegenteil. Am Montag ging es im frühen Handel am Handelsplatz Frankfurt mit der Nel-Aktie sogar leicht zurück auf 0,35 Euro bevor es erneut auf 0,36 Euro aufwärtsging. Das ist angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung wirklich keine Überraschung. Und eine ganze Reihe von Analysten haben bereits abwinkt.
Nel ASA meldet Halbierung bei Neuaufträgen
Zunächst zu den ernüchternden Fakten: Der Umsatz aus fortgeführten Geschäftsbereichen bei Nel ASA (nach Abspaltung des früheren Geschäftsbereichs Fueling als Cavendish Hydrogen im Juni 2024) stieg im dritten Quartal 2024 um 21 Prozent auf 366 Millionen Norwegischen Kronen (umgerechnet 30,77 Millionen Euro; Q3 2023: 303 Millionen NOK). Auch der Nettoverlust verringerte sich von 167 auf 115 Millionen NOK, was 9,67 Millionen Euro entspricht. Allerdings musste Nel einräumen, dass diese Verbesserung „hauptsächlich auf die Fair-Value-Anpassung von -90 Millionen NOK aus Beteiligungen an Everfuel im dritten Quartal 2023 zurückzuführen“ sei.
- Wirklich besorgniserregend aber war im dritten Quartal die Entwicklung der Neuaufträge
- Diese fielen von 338 Millionen NOK noch in Q3/23 auf lediglich 161 Millionen NOK
- Damit wurde der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als halbiert
Alkaline wächst, PEM bricht ein
So ist es nur logisch, dass auch der Auftragsbestand bei Nel ASA zwischen Juli und September weiter deutlich gesunken ist. Zum Quartalsende betrug dieser 1.872 Millionen NOK (etwa 157,36 Millionen Euro), was einem Rückgang um 20 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2023 und um 10 Prozent zum Vorquartal entspricht. Der Kassenbestand reduzierte sich zum Quartalsende auf 1.941 Millionen NOK, nachdem er im Vorjahr noch bei 3.799 Millionen NOK lag. Will heißen: Innerhalb eines Jahres hat Nel nahezu die Hälfte seines Kapitals aufgebraucht.
Positiv: Die Alkaline-Division verzeichnete nach Nel-Angaben ein Wachstum von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Negativ: Währendessen brach der Umsatz im Bereich „Proton Exchange Membrane“ (PEM) um 40 Prozent ein. Das Umsatzwachstum von Alkaline erkläre sich durch Liefermeilensteine bei einem großen Projekt, die in diesem Quartal zu einem positiven EBITDA für die Division führten, wie es heißt.
Nel-CEO glaubt an Großaufträge
„Aufgrund einer großen und wachsenden Pipeline an Möglichkeiten bin ich zuversichtlich, dass wir in den kommenden Zeiträumen mehrere Großaufträge gewinnen werden“, glaubt Nel-CEO Håkon Volldal, ohne diesen Optimismus mit Fakten untermauern zu können. Es ist der reine Zweckoptimismus, hat Nel doch den Bau der zweiten 500-MW-Linie in Herøya im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen und steht kurz vor der Fertigstellung der 500-MW-hochautomatisierten PEM-Produktionslinie in Wallingford, USA. Ohne bedeutende Neuaufträge wird es für die Norweger eng.
Das haben auch zahlreiche Analysten bemerkt – und nach den Zahlen ihre ohnehin eingedampften Prognosen noch weiter nach unten korrigiert. Nur eine kurze Auflistung durch marketscreener.com seit dem Quartalsbericht:
- DNB senkt Kursziel für Nel auf NOK 2,50 und stuft die Aktie erneut mit „Sell“ ein.
- Danske Bank senkt Kursziel für Nel auf NOK 2,50 und bestätigt Verkaufen
- Fearnley senkt Kursziel für Nel NOK auf 3,30 NOK, bestätigt Verkauf
- HSBC stuft Nel von Kaufen auf Hold ab, Kursziel NOK 4.30
Kursziel für Nel ASA auf 0,21 Euro gesenkt
Somit ist klar: DNB und Danske Bank erwarten einen Rückfall der Aktie von Nel ASA auf umgerechnet 0,21 Euro, was einem Abschlag von aktuell gut 40 Prozent entspricht. Fearnley sieht die Papiere bei lediglich 0,28 Euro. Für HBSC mit umgerechnet 0,36 Euro sieht Nel im Moment als fair bewertet an – und somit ebenfalls keinerlei Luft mehr nach oben.
In einem Nel-Forum traute sich ein User, auf diesen Umstand hinzuweisen – und erntete prompt Kritik. „Sollte man bei einer Zusammenfassung nicht objektiv bleiben und auch die hohen Kursziele und Kaufempfehlungen nennen?“, fragte ein Nutzer. „Warum lässt du die hohen Kursziele denn weg?“ Die Antwort lautet: Weil es sie schlicht nicht gab.
Nel-Prognose von RBC lag stets daneben
Sicherlich: Das Kursziel für Nel ASA von Goldman Sachs etwa lautet 6,30 NOK, was immerhin 0,53 Euro entspricht. Dieses allerdings wurde am 1. Oktober ausgegeben, vor den Zahlen also. Bislang hat sich die US-Bank nicht mehr zum norwegischen Wasserstoff-Unternehmen geäußert. Und auch das Phantasieziel durch die kanadische RBC von 12 NOK (1,02 Euro) wurde bereits am Tag vor Veröffentlichung des Quartalsberichts bestätigt.
RBC-Analyst Erwan Kerouredan, der seit Jahren mit seinen Vorhersagen zu Nel ASA komplett danebenliegt, gab sich im Vorfeld „zuversichtlich bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens“. Es hat sich auch dieses Mal als Fehleinschätzung erwiesen. Im Januar 2023 sagte Kerouredan noch einen mittelfristigen Nel-Kurs von 1,87 Euro voraus.
Nel ASA im Kursgeller, Plug Power hebt ab
Nun ja: Zu diesem Zeitpunkt notierte die Aktie bei 1,60 Euro. Seitdem haben die Papiere bekanntlich keineswegs zugelegt, sondern fast 80 Prozent an Wert eingebüßt. Allein in den vergangenen drei Monaten um mehr als ein Drittel, im vergangenen Monat um 15 Prozent. Wenig tröstlich, dass die US-Konkurrenz von Plug Power in diesem Zeitraum noch mehr einbüßte. Allerdings: Während Nel im Kurskeller verharrt hat die Plug-Aktie seit Freitag zweistellig zugelegt.
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