Liebe Leserinnen und Leser,
die sogenannte Bankenkrise setzt sich fort. Nun wurde in den USA eine dritte Bank unterstützt, was die Stimmung insgesamt zumindest nervös bleiben lässt. Nel Asa hat nun in diesem Zusammenhang am Freitag nur einen minimalen Verlust hinnehmen müssen – etwa -0,2 % in den ersten Handelsstunden. Dennoch lasten die Diskussionen unverändert gerade in solchen Bereichen wie der Wasserstoff-Industrie bei den sogenannten Pure Playern. Diese erwirtschaften Stand jetzt Verluste und müssen für das Wachstum weiterhin Kapital akquirieren. Sie sind auf die Finanzmärkte und auf funktionierende Banken angewiesen – unzweifelhaft.
In diesem Sinne ist es nicht überraschend, wenn und dass die Notierungen der Unternehmen insgesamt am Freitag schwach starteten. Ballard Power aus Kanada etwa hat mehr als 1 % verloren. Die Aktie von Plug Power hat mittlerweile zwar wieder etwas Boden unter den Füßen gewonnen, dennoch notiert sie mit gut 11 Euro weiterhin sehr weit im Abwärtstrend.
Unter dem Strich ist aus dieser Sicht noch mit enormen Belastungen zu rechnen.
Nel Asa und Co.: Das lastet auf der Branche
Es gibt zwar gute Nachrichten wie zuletzt von Nel Asa. Die Norweger haben dabei einen Auftrag fixieren können, der mehr als 34 Millionen Euro wert ist. Diese Nachricht ging jedoch noch unter, auch wenn wir etwa an dieser Stelle mehrfach vorgerechnet haben, wie gut dieser Auftrag sich in Relation zu den sonstigen Bewertungen macht.
Nel Asa wird 2024 nach den aktuellen Schätzungen ungefähr 140 Millionen Euro an Umsatz erwirtschaften. Der neue Auftrag, der vorher lediglich als Vereinbarung formuliert worden war, die noch unverbindlich war, ist in Relation dazu mehr als 10 % wert (unabhängig vom Zeitpunkt der Fertigstellung).
Noch gravierender: Nel Asa darf damit rechnen, dass der Auftraggeber, HH2E, weitere Elektrolyseure in Auftrag gibt. Jedenfalls gab HH2E sich optimistisch, dem Auftrag – der jetzt für den Standort in Brandenburg maßgeblich ist – weitere Kapazitäten zufügen zu können. Dies ist allerdings nur eine Wachstumsperspektive für Nel Asa.
Das Unternehmen hat zuletzt eine Kapitalmaßnahme vollzogen, die über den Verkauf an institutionelle Investoren immerhin gut 140 Millionen Euro in die Kasse gespült hat. Das Geld könne verwendet werden, so die Führung von Nel Asa, um in den USA weiter expandieren zu können.
Die Idee ist sinnvoll. Der IRA, der Inflation Reduction Act in den USA, soll die Investitionen an Land ziehen, die jetzt beispielsweise Nel Asa offenbar in Erwägung zieht. Unternehmen sollen in den USA etwa über einen niedrigeren Preis für grünen Wasserstoff von einer steigenden Nachfrage nach Elektrolyseuren profitieren. Dies wiederum wird aus der Perspektive von Nel Asa eine Chance sein, nun in den USA in den Aufbau der US-Tochter weiter zu investieren.
Zudem hat Nel Asa ohnehin schon 240 Millionen Euro an Auftragsvolumen versammelt, womit das Unternehmen zumindest die geplanten Umsätze relativ gut realisieren könnte – auch wenn der Vertrieb stockt.
Die schlechtere Seite der Diskussionen um die Bankenkrise haben wir her mehrfach diskutiert. Die Bankenkrise selbst wird die Finanzierung von Wachstums-Unternehmen am Ende verteuern. Die Sicherheitsanforderungen an Geld-Institute werden mutmaßlich steigen, womit die Darlehen zum einen nicht so reichlich rausgereicht werden und zum anderen auch teurer werden.
Das lastet auch auf den Erwartungen, die Nel Asa entgegengebracht werden. Der Konzern hat sich in den zurückliegenden Jahren auf – vergleichsweise – günstiges Kapital verlassen können. In diesem Sinne ist die Belastung an den Märkten verständlich.
Das Chartbild zeigt denn auch einen echten Einschlag für die Aktie in den vergangenen Tagen. Es ging unter die bedeutendere Marke von weniger als 1,30 Euro. Bis dato gelang das Comeback noch nicht nachhaltig. Erste Versuche scheiterten.
Die Kursstatistik weist seit Jahresanfang wieder einen rückläufigeren Trend aus.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Dies bestätigen auch die technischen Analysten, die wiederum einen Abwärtstrend festgestellt haben. Sowohl der GD100 wie auch der GD200 sind mittlerweile unterkreuzt. Dies ist ein Signal dafür, dass die Verfassung an den Märkten deutlich schwächer als vor vier Wochen ist – es sieht nicht nach einer raschen Erholung aus. Schwer wiegt zudem, dass die nächsten fundamentalen Berichte erst in einigen Wochen publiziert werden.
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