Nel ASA und Ballard Power: Das ist der große Unterschied!

Die Aktie von Nel ASA schlägt kurzfristig die von Ballard Power. Ein genauerer Blick auf die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten aber lohnt sich.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nel ASA hat sich im vergangenen Monat knapp über 0,40 Euro stabilisiert
  • Die Papiere von Ballard Power liegen nach Zahlen noch immer rund 15 Prozent im Minus
  • Langfristig sieht die Sache anders aus – und die Auftragslage ist nur bei Nel katastrophal
  • Analysten rufen für den norwegischen Wasserstoff-Spezialisten dennoch höhere Kursziele auf

Liebe Leserin, lieber Leser,

möchte man der Aktie von Nel ASA etwas Positives abgewinnen, dann das: Immerhin hat sie im zurückliegenden Monat ihr Kursniveau einigermaßen gehalten. Von einem kurzfristigen Auf und Ab direkt vor und nach den Quartalszahlen Ende Februar abgesehen, pendelten die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten stets zwischen 0,40 und 0,43 Euro. Das ist der Aktie von Ballard Power nicht gelungen.

Die Anteilscheine des kanadischen Brennstoffzellenherstellers waren nach den Zahlen Anfang März zweistellig eingebrochen und haben sich bis heute nicht nachhaltig erholt. Daran änderte auch die in der Vorwoche zugesagten Fördergelder des US-Energieministeriums nichts, von denen beide Unternehmen profitieren sollen, Nel sogar doppelt. Und doch gibt es einen großen Unterschied.

Millionenförderung für Nel ASA in Aussicht

Das U.S. Department of Energy (DOE) hatte vor einer Woche Finanzspritzen in Höhe von 750 Millionen US-Dollar für insgesamt 52 Projekte in 24 Bundesstaaten angekündigt, welche dabei helfen sollen, die Kosten für grünen Wasserstoff zu senken, wie es hieß. Nel ASA und Partner werden für sieben Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit rund 90 Millionen US-Dollar bedacht, sollten sie den noch anstehenden Verhandlungsprozess erfolgreich durchlaufen.

Hinzu sollen 75 Millionen US-Dollar an Fördergeldern durch das DOE sowie den Bundesstaat Michigan kommen, die den Bau der von Nel ASA geplanten Elektrolyseur-Produktionsanlage in Michigan unterstützen – sollte die Gigafactory denn je gebaut werden. „Eine endgültige Investitionsentscheidung ist noch nicht gefallen und hängt von der Marktnachfrage nach Elektrolyseuren ab“, hieß es in der Vorwoche in einer Nel-Mitteilung.

  • Angesichts seit Monaten ausbleibender Großaufträge bei Nel ASA ist eine Bautätigkeit in Michigan demnach eher ein kühner Traum
  • Der Auftragseingang im 4. Quartal 2023 war bei den Norwegern um gut 80 Prozent auf nur noch rund 16 Millionen Euro eingebrochen

Ballard steigerte Umsatz und Auftragseingang

Das war bei Ballard Power anders: Die Kanadier hatten laut Randy MacEwen, Präsident und CEO, zuletzt nicht nur eine Rekordzahl von Brennstoffzellen-Motoren ausgeliefert, „so dass wir das Jahr mit einem Umsatz von 46,8 Millionen US-Dollar im vierten Quartal beenden konnten, ein Anstieg um 132 Prozent“. Man habe im Schlussquartal zudem 64,7 Millionen US-Dollar an neuen Bestellungen verbucht, „was dazu führte, dass ein produktbasierter Order-Backlog jetzt um 15 Prozent höher ist als im gleichen Zeitraum des Vorjahres“, hieß es.

Die Ballard-Aktie wurde nach dem Quartalsbericht dennoch abgestraft, notiert im Moment bei 2,85 US-Dollar und damit noch immer rund 15 Prozent unter dem Kursstand von vor der Veröffentlichung, als 3,37 US-Dollar aufgerufen worden waren. Was den Anlegern offenbar nicht behagt hat, war die Ausweitung der Verluste bei Ballard Power. Denn trotz Umsatzsteigerung war der Nettoverlust auf 48,9 Millionen US-Dollar angestiegen. Im Vorjahreszeitraum hatte der Fehlbetrag noch bei 27,6 Millionen US-Dollar gelegen.

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Ballard Power plant Gigafactory in Texas

Angesichts der Auftragslage ist eine Erweiterung der Produktionskapazität bei Ballard Power allerdings weitaus realistischer als bei Nel ASA. Nach eigenen Angaben sollen dem Unternehmen im Rahmen des Clean Hydrogen Electrolysis immerhin zwei Zuschüsse in Höhe von insgesamt 40 Millionen US-Dollar durch das DOA gewährt werden. „Die Förderungen werden Ballards Bau und Ausbau einer integrierten Gigafactory für die Brennstoffzellenproduktion mit Sitz in Rockwall, Texas, unterstützen“, hieß es.

Das Unternehmen plant demnach, eine neue Anlage mit dem Namen Ballard Rockwall Giga 1 auf einem 22 Hektar großen Industriegelände im Rockwall Technology Park zu errichten. „In Phase I plant Ballard, von 2024 bis Ende 2027 etwa 160 Millionen US-Dollar (abzüglich der erwarteten DOE-Zuschüsse in Höhe von 40 Millionen US-Dollar) in den Bau und die Inbetriebnahme der neuen Produktionsanlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 8 Millionen Membran-Elektroden-Baugruppen zu investieren.“ Das klingt schon sehr viel konkreter im Vergleich zur wachsweichen Formulierung von Nel ASA, was die Pläne in Michigan anbetrifft. Und auch der Blick auf die langfristige Kursentwicklung beider Aktien lohnt sich:

  • Zwar konnten beide Titel von den in Aussicht stehenden Millionen bislang nicht profitieren
  • Und so hat die Ballard-Aktie im Jahresverlauf in der Tat noch immer rund 50 Prozent abgegeben
  • Die Papiere von Nel büßten im gleichen Zeitraum aber sogar fast 70 Prozent an Wert ein

Höhere Kursziele für die Nel-Aktie

Dennoch sind die Analysten in ihrer Gesamtheit bei Nel ASA zuversichtlicher als bei Ballard. 3,08 US-Dollar lautet laut marketscreener.com das durchschnittliche Kursziel für die Aktie derzeit, was einem Kurspotenzial von aktuell rund 13 Prozent entspricht. Nur vier von 21 Experten raten demnach im Moment, die Anteilscheine von Ballard Power zu kaufen.

Viel mehr sind es bei Nel ASA nicht, fünf von 23 Beobachtern geben derzeit eine Kaufempfehlung ab. Doch das durchschnittliche Kursziel  liegt aktuell bei noch immer 0,63 Euro. Gemessen am aktuellen Kurs von 0,41 Euro suggeriert dies ein Potenzial von mehr als 60 Prozent. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die vermeintlichen Experten im Oktober 2023, vor einem halben Jahr also, bei der Nel-Aktie im Schnitt noch von 1,30 Euro träumten.

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