Nel ASA-Aktie: Das ist wohl der größte Erfolg!

Die Aktie von Wasserstoff-Spezialist Nel ASA hat sich die über Woche gut behauptet. Angesichts des Kursdesasters bei US-Konkurrent Plug Power ist das aller Ehren wert.

Auf einen Blick:
  • Die Nel-Aktie notiert ungefähr auf dem Niveau von vor einer Woche
  • Nur kurz ließ sie sich vom Kurssturz von Plug Power mit nach unten reißen
  • Im Gegensatz zum US-Wettbewerber hatte Nel ASA im 1. Quartal überzeugt
  • Analysten haben die Kursziele für den Wasserstoff-Spezialisten leicht erhöht

Liebe Leserin, lieber Leser,

blickt man lediglich auf den Kursstand von Nel ASA, scheint hinter dem norwegischen Wasserstoff-Spezialisten eine ruhige Börsenwoche zu liegen. Bei einem Kurs von 1,25 Euro waren die Papiere im Laufe des vorvergangenen Freitags gehandelt worden, 1,25 Euro lautete auch der Schlusskurs vor diesem Wochenende am Handelsplatz Frankfurt. Dazwischen allerdings lag dann doch ein relatives Auf und Ab für die Nel-Aktie. Der größte Erfolg dabei ist wohl, dass sie sich nicht nachhaltig von einem wichtigen Konkurrenten mit in die Tiefe reißen ließ.

Plug Power mit Kursrutsch, Nel kurz mitgerissen

Es war das US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Schwergewicht Plug Power, das am Dienstag seine Quartalszahlen vorgelegt hatte – und die Anleger massiv enttäuschte. Zwar hatte Plug seine Umsätze im 1. Quartal 2024 im Jahresvergleich um fast 50 Prozent auf 210,3 Millionen US-Dollar gesteigert, der Nettoverlust kletterte jedoch zugleich um mehr als 30 Prozent von 156,5 Millionen auf 206,6 Millionen US-Dollar.

  • Die Papiere rauschten in der Folge von 9,50 US-Dollar noch am Montag weit ins Minus
  • Letztlich ging die Plug-Aktie am Freitag bei 7,50 Dollar aus dem Handel in New York
  • Es ist zugleich der tiefste Kursstand des Wasserstoff-Titels seit fast drei Jahren

Dieses Kursdebakel ging freilich auch an Nel ASA nicht spurlos vorbei. Am Dienstag zum Handelsbeginn war die Aktie zwischenzeitlich auf 1,27 Euro geklettert, nach der Nachricht aus den USA wurde allerdings auch die Nel-Aktie mit nach unten gerissen. Am späten Dienstagabend war bei 1,21 Euro, bis dahin ein tagesinterner Abschlag von rund fünf Prozent, jedoch das Schlimmste überstanden.

Nel ASA hatte bei Quartalszahlen überrascht

1,25 Euro mittlerweile also wieder – und das kann sich auf kurze Sicht durchaus sehen lassen. Denn am 26. April, ein Tag bevor Nel ASA selbst die Zahlen aus dem 1. Quartal vorlegte, waren die Anteilscheine bis auf 1,02 Euro zurückgefallen, es war zugleich der tiefste Stand seit Oktober. Mittel- und langfristig sieht die Sache anders aus: Noch immer hat Nel innerhalb eines Vierteljahres knapp ein Viertel an Börsenwert eingebüßt, ist damit aufs Jahr gesehen keinen Schritt vorangekommen.

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Doch der Quartalsbericht hatte Anleger und Analysten gleichermaßen positiv überrascht. Dass Nel weitere Verluste anhäufen wird, davon waren die Beobachter ausgegangen. Im Gegensatz zu Plug Power hatten die Norweger das operative Minus aber leicht gesenkt – von 152 Millionen Norwegischen Kronen (NOK) im Vorjahresquartal auf jetzt 121 Millionen NOK (rund 10,2 Millionen Euro).

Kursziele für Nel-Aktie leicht erhöht

Bei Umsatz und Auftragsbestand hatte Nel ASA zudem ordentlich zugelegt. Man berichtete von Erlösen in Höhe von 359 Millionen NOK (rund 30,4 Millionen Euro), was einem Anstieg um 68 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2022 entsprach. Der Auftragseingang umfasste umgerechnet rund 49 Millionen Euro, ein Plus von 105 Prozent, wofür laut Nel unter anderem ein Großauftrag im Volumen von umgerechnet 34 Millionen Euro durch den deutschen Partner HH2E gesorgt hatte.

Den Auftragsbestand beziffert Nel ASA per Ende März auf mehr als 2,9 Milliarden NOK, etwa 250 Millionen Euro. Mehrere Analysten hoben ihre Kursziele in der Folge leicht an:

  • Goldman Sachs etwa von 20,60 auf 21,00 NOK, aktuelles Kurspotenzial +44,83%
  • die Privatbank Berenberg von 18 auf 19 NOK,  was einem Anstieg um 31,03% entspräche

„Chancen innerhalb der Wasserstoffindustrie“

„Unsere Ergebnisse verbessern sich aufgrund der gestiegenen Produktionsmengen und der Tatsache, dass sich bessere Margen bei unseren neuesten Verträgen allmählich auf unsere Finanzergebnisse auswirken“, kommentierte Håkon Volldal, CEO von Nel, den Bericht. Zum Quartalsende belief sich der Barbestand des Unternehmens demnach auf 4,62 Milliarden NOK (Q1 2022: 3,94), nachdem am 6. März 2024 eine erfolgreiche Privatplatzierung durchgeführt worden war. Die Kapitalerhöhung verschaffe Nel „eine solide Finanzlage, da das Unternehmen bestrebt ist, aus seiner Position als Technologievorreiter Kapital zu schlagen“, so Volldal selbstbewusst. „Nel beobachtet ein stetig steigendes Interesse und potenzielle Chancen innerhalb der Wasserstoffindustrie.“

Daher will Nel ASA weiterhin in das Unternehmen investieren, die Technologieplattformen verbessern und auch die Produktionskapazitäten erweitern. Der Bau der zweiten Produktionslinie von Nel in Herøya schreitet demnach planmäßig voran und erhöht die Gesamtproduktionskapazität am Standort auf 1 Gigawatt (GW).

  • Darüber hinaus bereitet sich das Unternehmen darauf vor, den Produktionsprozess seiner PEM-Elektrolyse-Technologie zu automatisieren
  • Die Produktionskapazität im US-Werk in Wallingford, Connecticut, soll zudem auf etwa 500 MW erweitert werden

Nel will bis zu 400 Millionen in den USA investieren

Doch das soll es nicht gewesen sein. Während etwa Deutschland den Wasserstoffboom „vertrödelt“, wie Der Spiegel unlängst konstatierte, sehen die Norweger in den USA einen wachsenden Markt. Spätestens durch die milliardenschweren Förderungen der Technologie durch den „Inflation Reduction Act“ (IRA), der im August 2022 durch die US-Regierung beschlossen wurde. Und deshalb wird Nel ASA bis zu 400 Millionen US-Dollar in eine neue Gigafactory investieren.

Seit Anfang Mai ist klar, dass Nel sich für den Bundesstaat Michigan als Standort entschieden hat. Die Nähe zum langjährigen Partner General Motors (GM) hatte bei der Entscheidung eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Im Vollausbau soll die Anlage über eine Produktionskapazität von bis zu 4 GW an Alkali- und PEM-Elektrolyseuren verfügen, 500 Arbeitsplätze sollen entstehen. Die Gigafactory  wird allerdings schrittweise gebaut, „um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen“, wie es hieß. Auch über den geplanten Baubeginn ins bislang nichts bekannt.

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