Hinter der Aktie von Nel ASA liegt zweifellos eine aufregende Woche: Bei einem Kurs von 1,29 Euro am Montag in den Handel in Frankfurt gestartet, erreichten die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten am Mittwoch ein Zwischenhoch bei 1,39 Euro, bevor es wieder deutlich abwärts ging. Bei 1,26 Euro fand die Nel-Aktie am Donnerstag einen Boden, bei 1,31 Euro ging es dann schließlich ins Wochenende. Wie ist dieses wilde Auf und Ab an der Börse zu erklären? Am ehesten wohl mit den Analysteneinschätzungen – denn auch diese gehen weit auseinander. Gute Nachrichten hin oder her.
Denn noch vor dem vergangenen Wochenende hatte Nel ASA in einer Düngemittelfabrik im spanischen Puertollano einen 20-MW-Elektrolyseur offiziell in Betrieb genommen. Die Installation zeige, „dass sogar bestehende Anlagen auf kostengünstige Weise schadstoffärmer gemacht werden können“, wie man stolz verkündete. Der für die Wasserstoffproduktion benötigte Strom wird nach Nel-Angaben im neuen Solarpark von Iberdrola produziert, der sich wenige Kilometer von der Düngemittelfabrik befindet.
Bernstein stuft Nel-Aktie auf Outperform
Es sind offensichtlich Erfolgsmeldungen wie diese, die etwa Bernstein Research optimistisch stimmten: Das US-Analysehaus hatte am Mittwoch laut Medienberichten die Bewertung von Nel ASA neu aufgenommen, Prädikat: „Outperform“. Das Kursziel für die Papiere setzte Analystin Deepa Venkateswaran bei 17 norwegischen Kronen fest, was 1,65 Euro entspricht. Stand jetzt erkennt die Expertin somit ein Aufwärtspotenzial bei Nel von rund 20 Prozent. Nicht ohne Grund wohl.
Venkateswaran widmete sich in der Studie dem Thema „Grüner Wasserstoff“ – und sagt der Branche eine glorreiche Zukunft voraus. Diese profitiere von wachsenden Null-Emissions-Ambitionen und zunehmenden Vorteilen gegenüber gasgestützter Elektrolyse, glaubt sie. „Die Kosten für grünen Wasserstoff – also mit Erneuerbaren als Energiequelle zur elektrolytischen Wasserspaltung – fielen derzeit rasch, so die Expertin. Das sei der Grund „warum jetzt ein hervorragender Zeitpunkt zum Einstieg in Nel und ITM Power sei“.
Kursziele für Nel ASA von 1,08 bis 2,45 Euro
Doch diese Einschätzung blieb nicht lange unwidersprochen. Am selben Tag meldete sich die US-Bank JPMorgan – mit großer Skepsis: Analyst Patrick Jones bezeichnete die Ergebnisse des ersten Quartals bei Nel ASA als schwach. Aus diesem Grund kürzte er seine Schätzungen. In der Folge beließ er die Einstufung auf „Underweight“ und senkte das Kursziel für Nel ASA von 11,40 auf 11,10 norwegischen Kronen. Mit umgerechnet 1,08 Euro erwartet der JPMorgan-Analyst demnach keinesfalls einen Kursanstieg, sondern vielmehr einen Rücksetzer um etwa 20 Prozent.
Das wiederum hält man bei der britischen Investmentbank Barclays für sehr unwahrscheinlich: Diese hatte die Einstufung für Nel ASA nach Zahlen bereits am 11. Mai auf „Overweight“ mit einem fairen Wert von 25 norwegischen Kronen belassen, was 2,45 Euro entspricht. Um dieses Kursziel zu erreichen, müssten sich die Papiere von Nel um satte 80 Prozent steigern. Und so zeigt sich vor allem eines: An Wasserstoff- und Brennstoffzellenwerten wie denen von Nel ASA, aber auch von ITM, Ballard oder Plug Power, scheiden sich derzeit die Geister. Und klar: Rentabel arbeitet bislang kein einziges Unternehmen der Branche. Das zeigt sich an den jüngsten Kennzahlen von Nel recht deutlich:
Umsatzerlöse | Operatives Ergebnis | |
2019 | 519,05 Mio. NOK | -326,55 Mio. NOK |
2020 | 578,33 Mio. NOK | -373,94 Mio. NOK |
2021 | 753,10 Mio. NOK | -578,35 Mio. NOK |
- Quelle: finanzen.net
Dass Nel ASA im ersten Quartal 2024 überraschend einen Netto-Überschuss von 84 Millionen norwegischen Kronen auswies, nachdem im gesamten Vorjahr noch ein Verlust von 578 Millionen NOK in den Büchern gestanden hatte, ist mit Vorsicht zu genießen. Das Unternehmen machte selbst darauf aufmerksam, „dass der Nettogewinn die Fair-Value-Anpassung von Beteiligungen an Everfuel A/S, Nikola Corporation und Hyon AS beinhalten“. Mit anderen Worten: Es war ein reiner Buchgewinn, der mit dem operativen Geschäft nichts zu tun hat.
Nel meldete Rekordauftragsbestand
Im Gegenteil befand sich das EBITDA von Nel im ersten Quartal mit einem Minus von 152 Millionen NOK auch weiter tief im roten Bereich. Im Vergleich zum Vorjahresquartal, als ein Fehlbetrag von 74 Millionen NOK aufgelaufen war, haben sich die Verluste vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen bei Nel sogar mehr als verdoppelt. Was hingegen Anlass zum Optimismus geben könnte, ist die Auftragslage. In den zurückliegenden vier Wochen kamen bislang zwei weitere Bestellungen hinzu:
- am 27. April meldete Nel Hydrogen Fueling zwei feste Bestellungen von einem europäischen Kunden über H2Station™-Module im Wert von rund drei Millionen Euro
- am 5. Mai gab Nel Hydrogen US den Auftrag über eine Wasserstoffproduktionsanlage für alkalische Elektrolyse im Wert von zwei Millionen Euro durch ein indisches Unternehmen in der Palmölraffination bekannt
Zum Quartalsende hatte Nel somit den höchsten Auftragsbestand der Firmengeschichte in Höhe von 1.289 Mio. NOK (rund 125,45 Millionen Euro) gemeldet, 19 Prozent über dem ersten Quartal 2021, immerhin fünf Prozent mehr als im vierten Quartal 2021. An der Börse wurde das allerdings nicht belohnt. Vor genau einem Monat waren die Papiere von Nel ASA noch mit 1,74 Euro bewertet worden. Seitdem haben sie noch immer gut 20 Prozent abgegeben. Seit ihrem 12-Monatshoch, ausgebildet im Juli 2021bei 2,12 Euro, hat Nel gar mehr als ein Drittel an Börsenwert eingebüßt.
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