Liebe Leserin, lieber Leser,
eine ereignisreiche Börsenwoche ist zu Ende, insbesondere für die Titel aus der Wasserstoffbranche. Denn die beiden Schwergewichte Plug Power (USA) und Nel ASA (Norwegen) haben ihre Quartalsberichte vorgelegt – und zumindest die Anleger verschreckt. Der US-Wettbewerber war zwischenzeitlich von mehr als 15 auf 12,38 US-Dollar abgesackt, fing sich dann aber wieder. Die Nel-Aktie verlor ebenfalls kräftig, von 1,54 Euro noch am Dienstag auf 1,35 Euro im Laufe des Donnerstags, ging am Freitag in Frankfurt letztlich bei 1,45 Euro aus dem Handel. Die Analysten waren insgesamt sogar recht angetan vom Zahlenwerk der Norweger, dabei war eine weitere Botschaft im Zuge der Präsentation doch ziemlich untergegangen.
Nel ASA investiert Millionen in den USA
Denn während die Börsenwelt sich auf die Quartalszahlen von Nel ASA konzentrierte, hatte CEO Håkon Volldal am Dienstag eine weitere, nicht unbedeutende Botschaft gestreut: Die endgültige Investitionsentscheidung sei getroffen, die Produktionskapazität in Nels Produktionsstätte für PEM-Elektrolyseure in der US-Stadt Wallingford, Connecticut, zu erweitern. Die Erweiterung wird demnach die jährliche Produktionskapazität auf 500 MW im Jahr 2025 steigern. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für Nel“, sagte Volldal. „Mit dieser Erweiterung werden wir die PEM-Produktionskapazität erheblich steigern und gleichzeitig die Stack-Kosten senken und deren Effizienz verbessern.“
Die Investitionskosten werden nach Unternehmensangaben auf etwa 260 Millionen NOK (rund 23,47 Millionen Euro) geschätzt, die neue Produktionslinie soll 2025 die Nennkapazität erreichen. Bereits 2022 habe Nel im norwegische Herøya die weltweit erste vollautomatische Anlage für alkalische Elektrolyseure eröffnet. „Jetzt werden wir die PEM-Plattform industrialisieren, und die Erweiterung in Wallingford ist ein wichtiger erster Schritt“, so Volldal.
Gigafactory für Elektrolyseure geplant
Die Entwicklung der PEM-Produktionslinie wird laut Nel ASA einen wesentlichen Beitrag zu weiteren Expansionsplänen in den Staaten leisten, wo die Entwicklung eines „qualitativ hochwertigen Produktionskonzepts“ für die Vorbereitung von Nels geplanter Gigafactory von entscheidender Bedeutung sei, wie es heißt. Die geplante Anlage soll ein Potenzial von insgesamt sogar bis zu 4 GW Produktionskapazität haben, verteilt auf PEM und Alkaline. „Wir prüfen drei attraktive Alternativen in drei verschiedenen Bundesländern und werden in Kürze eine endgültige Entscheidung treffen“, so der Nel-Chef. Damit nicht genug:
- Nel expandiert nach eigenen Angaben auch in Norwegen
- Jüngst wurde mit dem Bau der zweiten Produktionslinie im Werk Herøya begonnen
- Die Produktionskapazität wird voraussichtlich im April 2024 rund 1 GW erreichen
Laut CEO Volldal hat Nel in den letzten Monaten „bedeutende Bestellungen für Elektrolyseur-Großprojekte erhalten. Deshalb haben wir die Produktion von drei auf fünf Schichten hochgefahren, sodass die Produktion jetzt rund um die Uhr läuft, auch am Wochenende“, sagte er.
Quartalszahlen mit Licht – und Schatten
Möglicherweise waren die Analysten nach den Quartalszahlen auch deshalb insgesamt durchaus angetan: Nel setzte 414 Mio. NOK (etwa 37,38 Mio. Euro) im vierten Quartal 2022 um, gegenüber 248 Mio. NOK im Vorjahresquartal eine Steigerung um 66 Prozent. Der Auftragseingang betrug 982 Mio. NOK, was demnach einem Zuwachs von sogar 135 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Am Ende des vierten Quartals verzeichnete Nel einen Rekordauftragsbestand über 2.613 Millionen NOK, allerdings auch einen immensen Verlust:
- Das EBITDA betrug im letzten Quartal -216 Mio. NOK
- 2021 waren noch Verluste von 168 Mio. NOK aufgelaufen
- Nel verwies unter anderem auf hohe Verluste bei Betankungsanlagen
Weiter hohe Kursziele für Nel ASA
Dies blieb auch dem Analysehaus Jefferies nicht verborgen: Der Umsatz des Wasserstoffspezialisten habe sehr deutlich über der Konsensschätzung gelegen, schrieb Analyst Skye Landon am Dienstag. Das operative Quartalsergebnis (Ebitda) dagegen sei „hinter den Erwartungen zurückgeblieben“ und der Nettogewinn habe wegen Wertminderungen im Geschäftsbereich Fueling die Schätzungen deutlich verfehlt. Dennoch beließ der Experte die Einstufung für Nel ASA auf „Buy“ mit einem Kursziel von 20 NOK, umgerechnet 1,81 Euro – und damit knapp 30 Prozent über dem aktuellen Kursstand.
Landon war mit seiner positiven Einschätzung keinesfalls allein. Die kanadische Bank RBC senkte ihre Erwartungen zwar etwas, allerdings lediglich von 23 auf 22 norwegische Kronen, beließ ihre Einstufung folglich auf „Outperform“. Analyst Erwan Kerouredan begründete das etwas niedrigere Kursziel ebenfalls mit den niedrigeren Schätzungen für das Wasserstoff-Betankungsgeschäft.
Hoher Auftragsbestand, niedrige Margen
Das US-Analysehaus Bernstein Research verwies auf den Rekord beim Auftragsbestand und neue Aufträge „im richtigen Umfang“, wie Analystin Deepa Venkateswaran schrieb. Allerdings auch „auf schwache Margen und gestiegene Kosten“. Dennoch riet die Expertin weiter zum Kauf der Nel-Aktie, während Goldman Sachs ein höheres Kursziel ausrief, aber auf „Halten“ plädierte. Die Kursziele aus der vergangenen Woche im Überblick.
Kursziel | Kurspotenzial | |
Goldman Sachs | 20,60 NOK | +28,7% |
Bernstein Research | 17,00 NOK | +6,18% |
RBC Capital | 22,00 NOK | +37,4% |
Jefferies | 20,00 NOK | +24,9% |
JP Morgan rät weiter zum Verkauf der Nel-Aktie
Was auffällt: JP Morgan oder Credit Suisse, die schon traditionell misstrauisch gegenüber der Bewertung von Nel ASA an der Börse sind, haben sich bislang nicht zu den neuen Zahlen geäußert. Die US-Bank hatte sich im Vorfeld gemeldet und am 21. Februar das Kursziel leicht von 10,00 auf 11,60 NOK angehoben. Die Einstufung wurde jedoch auf „Underweight“ belassen. Kein Wunder, erwartet JP Morgan-Analyst Patrick Jones doch einen Kursrückgang bei der Aktie um rund ein Viertel.
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