Liebe Leserin, lieber Leser,
entgegen anderslautender Meldungen hat Nel ASA an der Börse zuletzt alles andere als Fortschritte gemacht, im Gegenteil. Aktuell notieren die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten bei 0,69 Euro, und damit zwar über dem Tiefststand vom Dienstag, als zwischenzeitlich nur noch 0,61 Euro auf dem Kurszettel standen. Doch das ist lediglich Schadensbegrenzung. Denn die Wahrheit ist, dass die Nel-Aktie seit Jahresbeginn noch immer die Hälfte ihres Werts eingebüßt hat. Die Hälfte. Langfristig sieht es noch weitaus übler aus. Woher die Zuversicht von einigen Analysten und Kommentatoren kommt? Man weiß es nicht.
Nel ASA gegen Schwergewichte Linde und Shell
Denn all die schönen Wasserstoff-Strategien der EU und der USA bringen einzelnen Akteure am Markt nichts, so lange nicht feststeht, wer bei möglichen Projekten überhaupt zum Zuge kommen wird. Und die Liste der potenziellen Bewerber ist lang. Denn neben den so genannten Pure Playern, neben Nel ASA auch ITM Power (Großbritannien) oder Plug Power (USA), die allesamt defizitär arbeiten, haben auch längst auch Branchenschwergewichte wie Linde oder Shell das Thema Wasserstoff für sich entdeckt. Und diese Konzerne fahren in ihren anderen Segmenten satte Gewinne ein.
Da nützen die optimistischsten Visionen einzelner Analysten nichts – und auch nicht die erst jüngst vom deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgestellte Wasserstoffstrategie. „Die Nationale Wasserstoffstrategie steigert das Ambitionsniveau der Produktion in Deutschland bis 2030 um 100 Prozent von 5 Gigawatt auf 10 Gigawatt“, prophezeite er. Dafür sei es notwendig, die Produktionsorte zu definieren, so Habeck. Die Ausschreibungen für die Elektrolyse sollten noch im Jahr 2024 starten. Durch die nach dem Verfassungsgerichtsspruch fehlenden 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt sind derzeit aber alle Projekte auf dem Prüfstand, auch diese.
- Zweifellos keine guten Nachrichten für Nel ASA und Co
- Und die Gegenwart der Branche sieht schon trist genug aus
Wasserstoffprojekt in Heide abgeblasen
„Raffinerie Heide: voller Energie in eine grünere Zukunft“ – so steht es noch auf der Seite der Raffinerie. Man arbeite gemeinsam mit Partnern an der Nutzung erneuerbarer Energien und der Produktion von „grünem“ Wasserstoff mittels Elektrolyse. Doch das hat sich inzwischen geändert: Drei Jahre nach Beginn des Leuchtturmprojekts wurde der zentrale Baustein von „Westküste 100“ Mitte November vorzeitig beendet: Die Elektrolyse-Anlage wird nicht gebaut. Laut Raffinerie Heide, Ørsted Deutschland und Hynamics Deutschland sei das Hauptargument gegen die 30-Megawatt-Anlage die hohen Baukosten.
Die Produktion von grünem Wasserstoff mache „keinen Sinn, vor allem wegen der hohen Investitionskosten und wegen der damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken“, hieß es in einer Pressemitteilung. Trotz der Fördermittel lohne sich ein dauerhafter Betrieb der Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab wirtschaftlich nicht, so das Investoren-Konsortium.
Nel ASA & Co von Subventionen abhängig
Die Entscheidung in Heide zeigt: Ohne massive Subventionen ist grüner Wasserstoff nicht konkurrenzfähig, Anbieter wie Nel ASA werden zum Spielball der Politik. So notwendig die Abkehr von fossilen Energieträgern im Kampf gegen den Klimawandel ist, und das Loslösen von billigem russischen Öl und Gas, letztlich müssen sich Technologien rechnen. Tun sie aber bislang nicht. „Der Preis für grünen Wasserstoff könnte bis 2025 auf rund 5 Euro pro Kilogramm sinken und damit für Unternehmen attraktiv werden“, meldete im Mai 2022 die Seite Eco-Reporter. Das sei das Ergebnis einer Analyse des britischen Energie-Beratungsunternehmens Aurora Energy Research. Das entscheidende Wort: könnte!
Könnte, wollte, sollte, die gesamte Branche ist von ungeheuren Unsicherheiten begleitet. Während etwa das US-Unternehmen Plug Power seine Umsätze im 3. Quartal 2024 kaum steigerte und die Verluste massiv anstiegen, hatte Nel ASA bei deutlich steigenden Umsätzen immerhin das Minus reduziert. Für so manchen Analysten ist das bereits Grund genug, die Nel-Aktie zum Kauf zu empfehlen. Mit zum Teil völlig utopischen Erwartungen.
- RBC etwa hatte die Einstufung für Nel ASA nach Zahlen zum dritten Quartal auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 22 norwegischen Kronen belassen
- Mit umgerechnet 1,88 Euro prognostiziert die kanadische Bank damit nichts weniger als annähernd eine Verdreifachung des Kurses
2021 lag Nel-Kursziel noch bei 2,47 Euro
Zur Einordnung: Im April 2021 noch riefen die Analysten laut marketscreener.com im Schnitt ein Kursziel von umgerechnet 2,47 Euro für die Papiere des norwegischen Herstellers von Elektrolyseuren und Wasserstofftankstellen auf. Was kein Wunder war, notierte die Nel Aktie zu diesem Zeitpunkt doch tatsächlich bei rund 2,50 Euro. Im Januar 2021 hatte sie sogar die 3-Euro-Marke kurzzeitig übersprungen. Ganz viele, so schien es, hatten Angst, den Sprung auf den Wasserstoffzug zu verpassen.
Seitdem allerdings wurden Anleger und Analysten gleichermaßen von der bitteren Realität eingeholt. Die Aktie von Nel ASA hat seit ihren Höchstständen satte 80 Prozent an Wert eingebüßt. Wenig tröstlich, dass Plug Power, am 26. Januar mit 75 US-Dollar bewertet, in knapp drei Jahren noch weitaus mehr an Börsenwert verloren hat. Die Plug-Aktie notiert in New York aktuell bei 4 US-Dollar. Der Abschlag beträgt nicht weniger als 95 Prozent.
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