Nel ASA-Aktie: Völlig losgelöst!

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor wenigen Tagen kämpfte die Aktie von Nel ASA noch darum, nicht unter die Marke von 1 Euro zu fallen. Doch mittlerweile hat sich das Bild deutlich aufgehellt. Bereits am Mittwoch erreichten die Papiere erstmals eine Bewertung von 1,11 Euro, bevor sie wieder auf 1,09 Euro zurückfiel. Am Donnerstag ging es dann richtig voran, nach einem weiteren Aufschlag von knapp fünf Prozent notierte die Nel-Aktie erstmals seit ihrem kleinen Einbruch Ende Juni wieder bei 1,15 Euro, allerdings nicht lange. Kurzum: Die Aktie von Nel  scheint sich vom realen Geschehen völlig losgelöst zu haben.

JPMorgan erhöht Kursziel für Nel ASA nur leicht

Denn die Märkte reagierten am Donnerstag offenbar auf eine Hochstufung der Nel-Aktie durch einen Analysten. Erste Anzeichen der Besserung machten bei den europäischen Wasserstoffunternehmen „Hoffnung auf eine Trendwende“, schrieb Patrick Jones von der US-Bank JPMorgan laut Medienberichten in seiner am Donnerstag vorgelegten Studie. Die Anteilscheine von Nel ASA notierten inzwischen „am fairen Wert, während sich in den kommenden zwölf Monaten höhere Umsätze und Margen abzeichneten“, so Jones. Was er jedoch ebenfalls klar machte: Im Fokus stünden in der Branche weiter insbesondere politische und fiskalpolitische Entscheidungen. Mit anderen Worten: Noch ist hier gar nichts fix.

Und so hatte Jones die Papiere zudem lediglich von „Underweight“ auf „Neutral“ hochgestuft, das Kursziel von 11,50 auf 12 norwegische Kronen (NOK) angehoben. Was die Anleger dabei offenbar übersahen: Mit einer Bewertung von zwischenzeitlich 12,93 NOK an der Osloer Börse hatte die Aktie von Nel ASA dieses Ziel zwischenzeitlich bereits deutlich übersprungen. Kein Wunder also, dass die Papiere wieder nach unten korrigierten.

Nel erhält Millionen-Förderung aus den USA

Während die Anleger dieses Mal im Wortsinne also übers Ziel hinausgeschossen waren, passierte zum Start der Vorwoche genau das Gegenteil. Nach einem Schlusskurs von 1,04 Euro am vorvergangenen Freitag in Frankfurt fiel die Nel-Aktie am Montag zunächst auf 1,02 Euro zurück, bevor sie sich wieder dem Ausgangswert annäherte. Das war durchaus bemerkenswert, hatten die Norweger doch zuvor eine gute Nachricht platziert.

Man werde weitere 5,6 Millionen US-Dollar Fördergelder vom US-Verteidigungsministerium „zur Beschleunigung der Entwicklung fortschrittlicher PEM-Elektrolyseur-Stacks“ erhalten, hieß es in der Mitteilung vom Samstag. Ziel des Gesamtprogramms sei es, sowohl die Betriebs- als auch die Kapitalkosten zu senken, wie Nel mitteilte. „Die zusätzlichen Mittel werden für den Ausbau fortschrittlicher Materialien und Prozesse eingesetzt.“ Nel arbeitet bei diesem Programm mit dem Engineer Research and Development Center- Construction Engineering Research Laboratory (ERDC-CERL) zuzsammen.

Nel-Aktie reagierte zunächst mit Abschlag

• Bereits im Oktober 2022 hatte das Ministerium Nel und ERDC-CERL erstmals 5,6 Millionen US-Dollar Fördergelder zur Verfügung gestellt
• Das Projekt soll laut Nel Wegbereiter für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in großem Maßstab für industrielle Anwendungen mit der PEM-Technologie sein

Die Anleger allerdings reagierten auf diese zusätzlichen Millionen (und die Aussicht auf Fortschritte in der Elektrolyseur-Technologie) zunächst statt mit einem zu erwartenden Kursanstieg mit einem Abschlag. Möglicherweise war die Nachricht am Montag auch noch gar nicht bei allen angekommen, so dass die Neuigkeit erst im Laufe der Woche zu einem steigenden Kurs führte. Ein 9 Millionen Euro umfassender Auftrag über eine alkalische Elektrolyserausrüstung mit 20 MW Leistung für ein Projekt in Port-La-Nouvelle, Frankreich, den Nel am Freitag meldete, ließ die Aktie hingegen nur kurz ansteigen. Letztlich beende sie den Handel sogar leicht im Minus. Es bleibt kurios.  

Quartalszahlen kommen am Dienstag

Wie es mit der Aktie von Nel ASA mittelfristig weitergeht, das entscheidet sich wohl ohnehin erst am Dienstag: Denn am 18. Juli 2024 werden die Norweger um  07:00 Uhr MEZ ihren Bericht zum zweiten Quartal 2024 veröffentlichen, um 08:00 Uhr wird sich eine Präsentation anschließen, wie das Unternehmen mitteilte. „Die Präsentation wird eine virtuelle Veranstaltung sein, gefolgt von einer Frage-und-Antwort-Runde“, heißt es.

• Die Präsentation kann nach Anmeldung auf der Website des Unternehmens unter nelhydrogen.com/quarterly-presentation abgerufen werden
• Eine Aufzeichnung wird laut Mitteilung im Anschluss an die Veranstaltung öffentlich zugänglich sein

Nel hatte Verlust reduziert, Plug Power ausgeweitet

Die Spannung also steigt: Wird Nel ASA den im ersten Quartal eingeschlagenen Weg weiter beschreiten können? Denn damals hatte der Wasserstoff-Spezialist durchaus positiv überrascht. Zwischen Januar und März 2024 wies das Unternehmen einen Umsatz von 359 Millionen NOK (rund 30,35 Millionen Euro) aus, ein Anstieg um 68 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Auftragseingang umfasste umgerechnet gut 49 Millionen Euro, ein Plus von 105 Prozent, wofür laut Mitteilung unter anderem ein Großauftrag im Volumen von 34 Millionen Euro durch die deutsche HH2E gesorgt hatte.

Wenig überraschend fuhr Nel zwischen Januar und März allerdings weiter Verluste ein. Ein EBITDA von -121 Millionen NOK (Q1 2022: -152), was 10,23 Millionen Euro entspricht, sei „getrieben durch hohe Verluste bei Fueling, durch niedrige Margen bei 2020/2021 unterzeichneten Elektrolyseurprojekten sowie erhöhte Personalkosten für Großprojekte“, wie man einräumte. Damit aber hatte Nel ASA, im Gegensatz etwa zum US-Konkurrenten Plug Power, die Verluste immerhin reduziert. Die Nel-Aktie hatte im April positiv reagiert, verbesserte sich damals von 1,02 bis auf 1,24 Euro. Allzu nachhaltig war dieser Anstieg, wie deutlich zu erkennen, allerdings nicht.