Liebe Leserinnen und Leser,
sehr spannend geht es derzeit in den USA zu. Die Nachricht von den Zinserhöhungen ist ausgesprochen wichtig – die US-Börsen zeigten sich gestern Abend schwach. Nel ASA und Co., als Seismographen für die Wachstumsstimmung und auch innerhalb der Wasserstoff-Unternehmen bedeutend, konnte am Donnerstag anfangs 0,8 % zulegen. Die Norweger halten sich besser als zu befürchten wäre. Allerdings sind die Notierungen an verschiedenen Börsenplätzen auch leicht ins Minus gerutscht. Noch ist demnach keine sehr kurzfristige Tendenz zu sehen.
Zinserhöhung ist bedeutend
Die Zinserhöhung durch die Fed ist allerdings bedeutend. 0,25 Prozentpunkte stellen nach Meinung zahlreicher Kommentatoren und Analysten einen Kompromiss dar. Die Inflationsrate in den USA ist mit einer 6 vor dem Komma noch viel zu hoch (Zielgröße der Zentralbank ist eine 2,0 %), sodass die Notenbank in der Geldpolitik an sich energischer eingreifen müsste. Dennoch blieb die Fed vorsichtig.
Hintergrund sind die Schwierigkeiten im Bankensektor. Warum? Die Banken haben teils offenbar zu viele Anleihen gekauft, deren Wert nun bilanziell schrumpft. Steigende Zinsen bedeuten für die bestehenden Wertpapiere, dass deren Kurs während der Laufzeit sinkt, da die Rendite auf die Papiere steigen muss. Die nominellen – niedrigen – Zinsen einer Anleihe sind in Zeiten steigender Zinsen ein Handelshemmnis.
Die Wertberichtigungen in den Bankbilanzen wiederum haben offenbar zusätzlich zu einer Art Bankrun geführt, da die Einleger ihre Gelder abzogen. Ob sie sich tatsächlich vor einer Bankenpleite fürchten oder gefürchtet haben oder ob sie schlicht höhere Zinsen in anderen Banken bevorzugen, ist offen. Die Bewegung jedenfalls war eindeutig und auch gefährlich.
Weitere kleinere Banken könnten, so die Finanzministerin J. Yellen, noch betroffen sein. Die Krise ist demnach nicht beendet. Ein Auslöser – steigende Zinsen – würde also bei noch deutlich stärker steigenden Zinsen neue Impulse erfahren. Deshalb hat die Fed sich zwischen Inflationsbekämpfung und Bankenkrise entscheiden müssen – 0,25 Prozentpunkte werden die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen – und Verbraucher – verdüstern.
Nel Asa und Co. sind davon direkt betroffen.
Höhere Zinsen für Wasserstoff-Werte letztlich ein Problem
Die Gemengelage ist interessant. Nel Asa hat zuletzt eine Kapitalmaßnahme durchgeführt und dabei gut 140 Millionen Euro von institutionellen Investoren eingenommen. Dabei hatte Nel Asa ursprünglich angekündigt, ggf. eine nächste Finanzierungsrunde dieser Art einzurichten. Diese allerdings wurde nun abgesagt.
Ob dies auch mit den – zum Zeitpunkt der Absage zu erwartenden – höheren Zinsen zusammenhängt? Aus dem Wortlaut des Unternehmens geht dies nicht hervor. Möglich scheint es allerdings, denn die Anforderungen an die Rendite, die Nel Asa erwarten lässt, müssen bei steigenden Zinsen zumindest aus wirtschaftlicher Sicht ebenfalls härter werden. Möglicherweise – rein spekulativ – wird Nel Asa weitere Maßnahmen besser zu einem anderen Zeitpunkt platzieren können.
Diese Überlegung lenkt den Blick auf ein allgemeines Problem steigender Zinsen für solche Unternehmen. Denn die Wasserstoff-Pure Player wie etwa Plug Power, wie Nel Asa oder auch Ballard Power aus Kanada werden sicherlich auch 2024 Verluste produzieren – innerhalb der eigenen Geschäftstätigkeit. Im kommenden Jahr, vor allem 2025 und 2026 sollen dann die Verluste durch Gewinne abgelöst werden.
Diese Erträge werden bei steigenden Zinsen allerdings nicht mehr so stark in die Gegenwart projiziert werden können. Der sogenannte Barwert der späteren Zahlungen und dann Gewinne sinkt mit steigenden Zinsen, auf die Investoren im Gegenzug heute verzichten. Das wiederum hat zur Folge, dass die Kursziele sinken.
Ob die neuen Kursziele direkt ermittelt und auch bekannt gegeben werden, ist offen. Wie lange die Bankhäuser formal benötigen, um die Kursziele zu ermitteln, ist ihnen nicht direkt vorgeschrieben – das bedeutet, dies liegt auch an der Betrachtungsweise und der Politik des jeweiligen Hauses.
Aktuell liegt das durchschnittliche Kursziel bei etwa 16,50 Norwegischen Kronen, also 13 % über den derzeitigen Notierungen. Der Trend zeigt technisch betrachtet klar nach unten. Die 100- wie auch die 200-Tage-Linie sind kürzlich unterschritten worden. Es fehlen ca. 10 %, um beide Marken zu überwinden.
Charttechniker werden der Meinung sein, dass zumindest die Linie von 1,30 Euro klar überwunden sein sollte – besser noch die Zone zwischen 1,40 und 1,42 Euro, um auch aus dieser Richtung wieder positive Impulse zu erzeugen. Alarmierend wäre es aus heutiger Sicht und vom aktuellen Niveau aus demgegenüber, wenn die Notierungen deutlich in Richtung von 1,20 Euro sacken würden.
Die Entwicklung gilt es demnach in den kommenden Tagen zu beobachten. Die Zinsschritt-Bewertung steht jedenfalls noch aus, nachdem die Kurse zum Beginn des Handels am Donnerstag recht unentschlossen wirken.
Mittelfristig bedeutend wird auch ein Termin, den sich nicht nur Aktionäre, sondern auch Analysten in den Terminkalender eintragen sollten. Am 21. April wird die Jahreshauptversammlung von Nel Asa stattfinden. Diese JHV wird nicht nur die ohnehin bekannten Ergebnisse des vergangenen Jahres reflektieren, sondern auch einen Einblick in die aktuellen Erwartungen erlauben.
So hat Nel Asa nicht nur eine Festbestellung für 120 Megawatt Elektrolyseur-Ausrüstung durch die deutsche HH2E erhalten und kann auf einen gut gefüllten Auftragstopf (beim jüngsten Quartalsbericht 240 Millionen Euro) verweisen, sondern will auch in den USA investieren. Drei Staaten seien für die nächste US-Fabrik „nominiert“, hieß es zuletzt. Dabei möchte Nel Asa von den Geldern aus dem Inflation Reduction Act der USA profitieren.
Es sieht demnach so aus, als würden in den kommenden Wochen sowohl wirtschaftlich als auch stimmungstechnisch wichtige Weichenstellungen für Nel Asa folgen.
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