Nel ASA-Aktie: Schlimmer geht immer!

Die Aktie von Nel ASA verliert weiter an Wert, trotz guter Nachrichten für den norwegischen Wasserstoff-Spezialisten. Konkurrent Plug Power traf es noch heftiger.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nel ASA notiert mit rund 20 Prozent im Monatsminus
  • Daran änderten auch zwei gute Nachrichten in dieser Woche nichts
  • Nel bestätigte einen Elektrolyseur-Auftrag aus Deutschland
  • Die EU will zudem den Aufbau der Wasserstoffindustrie beschleunigen
  • Dennoch verloren auch Wettbewerber wie Plug Power und PowerCell heftig

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist Wochenende. Zum Glück könnte man aus Sicht von Anlegern in Nel ASA sagen. Denn einmal mehr geriet die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten unter Druck, trotz zweier positiver Nachrichten. Nach einem weiteren Abschlag von 1,9 Prozent am Freitag notierten die Anteilscheine am Freitag zum Börsenschluss in Frankfurt bei 1,27 Euro und damit noch einmal tiefer als vor Wochenfrist, als 1,30 Euro für die Nel-Aktie aufgerufen worden waren. Einziger Trost vielleicht, es geht immer noch schlimmer: Am Donnerstag waren die Papiere kurzzeitig bis auf 1,20 Euro zurückgefallen.

Auch Ballard, Plug und PowerCell verlieren

Dass die Bankenkrise auch die defizitären Unternehmen aus der Wasserstoff-Branche belasten wird, war abzusehen. US-Wettbewerber Plug Power liegt mit gut 10 Prozent im Wochenminus,  Ballard Power (Kanada) kommt auf rund 9 Prozent Abschlag, PowerCell Sweden verlor 12 Prozent an Börsenwert. In diesem Sinne hat Nel ASA sogar noch gut abgeschnitten. Mit einem Monatsminus von mehr als 20 Prozent allerdings teilen sich die Norweger die rote Laterne mit Plug Power.

Die US-Amerikaner schützte in der Vorwoche auch keine Auftragsmeldung vor dem anhaltenden Niedergang an der Börse: Uniper hatte Plug Power ausgewählt, um die Elektrolyseur-Technologie für dessen Maasvlakte Energy Hub im Rotterdamer Hafen zu entwickeln. Bis 2026 sollen 100 MW Plug-Elektrolysekapazität zur Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb gehen, und diese Kapazität bis spätestens 2030 auf 500 MW ausgebaut werden. Doch die Plug-Aktie verlor weiter und weiter.

Nel ASA bestätigt Auftrag durch HH2E

Das ging Nel ASA in dieser Woche genauso: Die Tochtergesellschaft Nel Hydrogen Electrolyser AS habe jetzt einen festen Vertrag mit dem Hamburger Unternehmen HH2E über 120 MW an alkalischer Elektrolyseurausrüstung unterzeichnet, hieß es am Dienstag. Der Auftragswert betrage rund 34 Millionen Euro. Doch die Nel-Aktie reagierte nur kurz positiv, um dann wieder massiv abzugeben.

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Möglicher Hintergrund: Die Nachricht war lediglich die Bestätigung einer Absichtserklärung, die Nel ASA und HH2E im Januar unterzeichnet hatten. Die Unterzeichnung fand an jenem Tag statt, an dem der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Werk von Nel in Herøya besucht hatte, wo die Elektrolyseurausrüstung für das Projekt produziert werden soll.

  • Der Wasserstoff wird laut Nel für industrielle Anwendungen, Transport und Wärme verwendet
  • Insgesamt strebt HH2E bis 2030 eine Elektrolyseurleistung von 4 GW in Deutschland an

Deutscher Partner lobt Erfahrung von Nel ASA

Der Partner sei ein Unternehmen für erneuerbare Energien, das skalierbare Wasserstoffprojekte in Deutschland plane, wie das HH2E Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Dort soll die Wasserstoffproduktion 2025 beginnen und bis 2030 erheblich gesteigert werden, teilte Nel ASA jetzt mit. „Diese Projekte sind wichtig für die Energiewende in Deutschland und Europa, und wir freuen uns, HH2E bei ihren Bemühungen um eine grünere Gesellschaft zu unterstützen“, so Håkon Volldal, CEO von Nel

Von dort kommt ebenfalls Lob: „Eine der Voraussetzungen, um unser Ziel zu erreichen, bis 2030 mindestens eine Viertelmillion Tonnen RED-II-konformen grünen Wasserstoff pro Jahr in Deutschland zu produzieren, ist die ausreichende Verfügbarkeit hochwertiger Elektrolyseure, wie sie Nel liefern wird“, lässt sich Andreas Schierenbeck, Vorstandsmitglied von HH2E, zitieren. Mehr noch: „Wir sind von der Technologie, dem Kundensupport und der Erfahrung von Nel überzeugt“.

EU will Wasserstoffindustrie beschleunigen

Und es kam ja noch besser: Am Donnerstag stellte die Europäische Kommission Initiativen vor, um die Geschwindigkeit und den Ausbau der erneuerbaren Wasserstoffindustrie zu beschleunigen. Der Net Zero Industry Act identifiziere Elektrolyseure „als strategische Netto-Null-Technologie für Europa“, meldete Nel. Das Vorhaben ziele darauf ab, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und den Verwaltungsaufwand für Hersteller von Elektrolyseuren bei den Genehmigungen zu verringern.

  • Bisher gibt es im europäischen Binnenmarkt laut Mitteilung keine harmonisierten Regeln für die Zulassung von Clean-Tech-Fertigung
  • Darüber hinaus hat die EU einen Vorschlag für einen „Critical Raw Materials Act“ vorgelegt
  • Dieser habe zum Ziel, die europäische Wertschöpfungskette für kritische Rohstoffe zu stärken

„Wir freuen uns auf die Umsetzung der zahlreichen EU-Initiativen, die darauf abzielen, einen attraktiven Investitionsrahmen in Europa zu schaffen“, kommentierte Nel-Chef Volldal die Botschaft aus Brüssel. Das EU-Paket enthalte auch das ehrgeizige Ziel, bis 2030 mindestens 40 Prozent des jährlichen Bedarfs an Elektrolyseuren in der EU mit in Europa hergestellten Elektrolyseuren zu decken.

Nel-Aktie fiel bis auf 1,20 Euro

Eine gute Nachricht für die Norweger, doch genau an jenem Tag fiel die Aktie von Nel ASA auf besagte 1,20 Euro, so wenig war sie seit Ende Oktober 2022 nicht mehr wert. Dann kam es zur Erholung, in der sie sich wieder bis auf 1,28 Euro vorarbeiteten, dieses Niveau aber nicht halten konnte. Dass die Nel-Aktie von all den guten Nachrichten insgesamt also nicht profitieren konnte, zeigt vor allem eines: die Unsicherheit an den Märkten.

Mächtige Konkurrenz durch Linde und Thyssenkrupp

Denn dass Wasserstoff zwar nicht im Pkw-Bereich, aber im Schwerlastverkehr, bei Flugzeugen oder der Stahlproduktion eine immer wichtigere Rolle spielen wird, gilt als gesichert. Unklar allerdings ist, welche Unternehmen sich letztlich am Markt durchsetzen werden. Nel sieht sich Konkurrenz von Big Playern wie Linde, Thyssenkrupp oder Siemens gegenüber. Deren Vorteil: Diese arbeiten in anderen Geschäftsfeldern längst profitabel.

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