Liebe Leserinnen und Leser,
der Tag beginnt für Aktionäre und freundlich gestimmte Beobachter der Aktie mit einem Geschenk: Die US-Regierung öffnet die Geldschatulle. Anfangs ging es für den Titel nach dieser Nachricht je nach Börse deutlich aufwärts. So standen im Laufe des frühen vormittags in München 0,416 Euro auf den Kurstafeln, was wiederum einem Anstieg um fast 2 % entsprach. Im Laufe des Vormittags hat sich der Kurs teils deutlicher nach oben geschoben, so waren vereinzelt auch Gewinne von über 3 % zu beobachten.
Die Nachricht aus den USA dürfte jedoch noch etwas mehr Gewicht haben, als hier an den Aktienkursen deutlich wird.
Nel Asa: Es gibt Geld
Die Norweger erhalten – dies ist die Nachricht Nr. 1 – von den USA einen „Finanzierungszuschuss für Forschungs- und Entwicklungsprojekte“. Das Geld kommt vom US-Energieministerium – das für Projektarbeiten 90 Millionen Dollar auf den Tisch legt. Den Mitteilungen nach geht es um Projekte, bei denen es um die „kostengünstige, saubere Anionenaustauschmembran-Analyse geht und weitere Komponenten. Der Markt wird sicherlich als Kern nur verstehen, dass für Elektrolyseure damit gefördert werden. Das reicht auch schon – denn Nel Asa hat in den vergangenen Wochen und Monaten nicht den Eindruck gemacht, solche Förderungen akquirieren zu können.
Eine Förderung über 90 Millionen Dollar ist aus Sicht von Nel Asa beträchtlich, wobei Nel Asa sich dieses Geld mit anderen Partnern teilt. Das Unternehmen ist am Markt ca. 735 Millionen Dollar wert. Der Umsatz wird im laufenden Jahr bestenfalls auf 200 Millionen Dollar zu taxieren sein und wird im kommenden Jahr auf 300 Millionen Dollar geschätzt.
Der Nettoverlust im laufenden Jahr soll bei ca. -47 Millionen Dollar landen. Dies wäre ein optimistischer Ausblick, denn im abgelaufenen Jahr soll sich der Nettoverlust bei ca. 75 Millionen Dollar bewegt haben.
Der Betrag von 90 Millionen Dollar bewirkt bei diesen Verhältnissen einen eminenten Schub (auch wenn Nel Asa nur einen Anteil erhält).
Dennoch hilft rein wirtschaftlich auch solch ein Betrag bzw. der Anteil daran nicht, wenn die Bilanzrelationen noch vergleichsweise viele Sorgen auslösen: Der Konzern wird bei einem Umsatz von 150 Millionen Dollar im abgelaufenen Jahr und 75 Millionen Dollar Verlust anders bewertet als bei angenommenen 200 Millionen Dollar und 47 Millionen Dollar Verlust. Der Markt nimmt bei solchen neuen Relationen offenbar an, dass die zusätzlichen Umsätze auf 200 Millionen Dollar, von denen noch niemand weiß, ob sie überhaupt kommen werden, quasi durchgehend rentabel sind.
Das gilt oder galt als unwahrscheinlich.
Dies hat auch die Bedenken im Chartbild und im Performance-Verlauf des Unternehmens ausgelöst. Die Notierungen sind aus dieser Sicht einfach durch das Misstrauen bezogen auf den Auftragsbestand wie auch auf die Rentabilität nach unten geschickt worden.
Nel ASA Aktie Chart
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Für den heutigen Tag gilt aber noch, dass die Aktie von den Zusagen aus den USA dennoch profitiert. Diese stehen im Mittelpunkt der Kommentare.
Das Energieministerium hat wie beschrieben bei der Summe von 90 Millionen Dollar nicht nur Nel Asa mit den Zuschüssen beglückt, sondern auch Partner. Dabei geht es um insgesamt sieben Forschungs- und Entwicklungsprojekte, für die Nel Asa nach den Mitteilungen der „führende Partner bei einem der Projekte“ sein soll.
Nel Asa hat diese Förderung hinreichend gewürdigt und herausgehoben. „Wir sind dankbar für die Unterstützung des Energieministeriums, die dazu beitragen wird, unsere Forschung und Entwicklung zu beschleunigen und gleichzeitig wichtige Herausforderungen für die Zukunft der Wasserstoffindustrie zu lösen“.
Der größere Hebel dürfte die 2. Nachricht sein:
Zusätzlich 75 Millionen Dollar hat Nel Asa für die Produktionsanlage in Michigan bekommen, heißt es. Davon gehen 50 Millionen Dollar an Direktinvestitionsunterstützung zur Errichtung der „Gigafabrik“, so die Mitteilung. 25 Millionen Dollar würden für eine „führende Rolle bei der Umstellung des Landes auf saubere Energie“ bezahlt.
Diese Nachricht hat Nel Asa selbstverständlich zusätzlich kommentiert. Dies sei „entscheidend für die Realisierung unserer Fabrik, die neue grüne Industriearbeitsplätze schaffen und einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten wird“.
Demnach war heute der Tag der Ausschüttungen oder der angekündigten Hilfen für Nel Asa.
Tatsächlich ist es angesichts der Entwicklungen fast schon überraschend, dass die Börsen dem Unternehmen nur einen kleinen Aufschlag haben angedeihen lassen. Die Relationen – der Anteil an 90 Millionen Dollar Fördergeld und 75 Millionen Dollar – sollten wirtschaftlich betrachtet einen enormen Einfluss haben. Zudem zeigen die Investitionen des Staates, dass Nel Asa offenbar eine Zukunft zugetraut wird – die hatten die Märkte zuletzt schon fast in Zweifel gezogen. Insofern ist es bis dato nicht gelungen, den Trend zu drehen.
Im Ergebnis ist wirtschaftlich damit zwar noch kein Durchbruch gelungen, der Nel Asa in ganz neue Sphären hievt, aber immerhin ein Befreiungsschlag gegen die Crash-Gerüchte. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob der Aktienmarkt den Millionen-Segen noch würdigen wird.
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