Nel ASA-Aktie: Man mag es kaum glauben!

Die Aktie von Nel ASA legte nach den Quartalszahlen seit Donnerstag um gut 20 Prozent zu. Ein wirklicher Erfolg ist das für die Wasserstoff-Aktie dennoch nicht.

Auf einen Blick:
  • Nel ASA überraschte die Analysten mit seinen Quartalszahlen offenbar positiv
  • Die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten hob im Anschluss zweistellig ab
  • Auf den Monat betrachtet kamen die Papiere von Nel aber kein Stück voran
  • Einige Analysten hoben ihre Kursziele leicht an, andere halten sich noch zurück

Liebe Leserin, lieber Leser,

die letzte Börsenwoche im April ist beendet – und Anleger können übers verlängerte Wochenende erst einmal durchatmen. Das betrifft insbesondere diejenigen, die in Nel ASA investiert sind. Denn dem Wasserstofftitel ist vordergründig die Befreiung gelungen: Am Mittwoch bei einem Kurs von 1,02 Euro noch auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2022, schoss die Nel-Aktie am Donnerstag nach den Quartalszahlen zweistellig nach oben, legte am Freitag noch ein wenig obendrauf und notierte zum Handelsschluss in Frankfurt bei 1,24 Euro. Grund zum Jubel? Ein Triumph gar? Nun ja, es kommt ganz auf die Perspektive an.

Quartalszahlen von Nel ASA besser als erwartet

Fakt ist, dass Nel ASA im ersten Quartal 2024 einen Umsatz von 359 Millionen Norwegischen Kronen (NOK) auswies (rund 30,35 Millionen Euro), ein Anstieg um 68 Prozent gegenüber den 213 Millionen NOK im Vorjahresquartal 2022. Der Auftragseingang umfasste 580 Millionen NOK (gut 49 Millionen Euro), ein Plus von 105 Prozent, wofür laut Mitteilung unter anderem ein Großauftrag im Volumen von umgerechnet 34 Millionen Euro durch HH2E gesorgt hatte.

  • Den Auftragsbestand beziffert Nel ASA per Ende März auf mehr als 2,9 Milliarden NOK
  • Wenig überraschend fuhr Nel zwischen Januar und März allerdings weiter Verluste ein

Ein EBITDA von -121 Millionen NOK (Q1 2022: -152), was 10,23 Millionen Euro entspricht, sei „getrieben durch hohe Verluste bei Fueling, durch niedrige Margen bei 2020/2021 unterzeichneten Elektrolyseurprojekten sowie erhöhte Personalkosten für Großprojekte“, wie es heißt. All das lag laut Beobachtern jedoch oberhalb des Erwarteten: „Im ersten Quartal haben sowohl der Umsatz als auch der Verlust beim EBITDA positiv überrascht und die durchschnittlichen Analystenschätzungen klar geschlagen“, heißt es etwa auf der Anlegerseite Der Aktionär. Entsprechend hob die Aktie ab – und doch muss dies richtig eingeordnet werden.

Nel-Aktie weit unter Jahreshöchststand

Sicherlich ist ein Kursplus bei der Nel-Aktie von gut 20 Prozent binnen weniger als zwei Handelstagen außergewöhnlich. Das war der Absturz der Papiere des norwegischen Produzenten von Elektrolyseuren und Wasserstofftankstellen zuvor aber eben auch. Dies hat zur Folge, man mag es kaum glauben, dass die Aktie von Nel ASA gegenüber dem Monatsbeginn keinen Cent dazugewonnen hat. Im Gegenteil: Am 3. April waren die Anteilscheine kurzzeitig sogar höher bei bis zu 1,27 Euro gehandelt worden.

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Mittelfristig befindet sich die Aktie von Nel ASA noch immer weit im roten Bereich. Seit ihrem Zwischenhoch Anfang Februar bei einem Kurs von 1,72 Euro beträgt der Abschlag annähernd 30 Prozent. Aufs Jahr gesehen kam die Nel-Aktie ebenfalls nicht voran, liegt weiter zweistellig im Minus. Zu Wahrheit gehört allerdings auch, dass der US-Wettbewerber Plug Power im gleichen Zeitraum mehr als die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt hat. Und das, obwohl dieser Wert nach wie vor von Beobachtern weitaus höher eingeschätzt wird.

Analysten erhöhen Kursziele für Nel ASA leicht

Und so haben sich auch die ersten Analysten zu Nel ASA gemeldet – und blicken jetzt zum Teil noch etwas zuversichtlicher auf das Unternehmen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs etwa hat das Kursziel für Nel nach Quartalszahlen leicht von 20,60 auf 21,00 NOK angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Der Wasserstoffkonzern habe „die Erwartungen übertroffen“, schrieb Analyst Michele della Vigna am Freitag. Sie hob den rekordhohen Auftragsbestand und die deutliche Margensteigerung hervor. Die jüngste Kurskorrektur bei der Nel-Aktie bringe daher „eine gute Einstiegsmöglichkeit mit sich“.

Die Privatbank Berenberg hob das Kursziel für Nel ebenfalls an, von 18 auf 19 norwegischen Kronen, die Einstufung blieb auf „Buy“. Die Spezialisten für die Elektrolyse von Wasserstoff seien stark ins Jahr gestartet, schrieb Analyst James am Freitag. Die kanadische Bank RBC hatte die Papiere bereits am Donnerstag auf „Outperform“ mit einem Kursziel von sogar 22 NOK belassen. Der Umsatz habe seine Prognose und die Konsensschätzung übertroffen, schrieb Analyst Erwan Kerouredan.

  • Das operative Ergebnis (Ebitda) sei jedoch schwächer als vom Markt erwartet ausgefallen
  • Dennoch erwartet RBC mit gut 50 Prozent aktuell den größten Anstieg bei der Nel-Aktie
KurszielKurspotenzial
Goldman Sachs21,00 NOK+44,83%
Berenberg Bank19,00 NOK+31,03%
RBC Capital22,00 NOK+51,72%

JPMorgan hatte Nel-Kursziel sogar gesenkt

Angesichts dieser Einschätzungen kann es mit der Aktie wohl nur weiter nach oben gehen, oder? Nun ja, seit dem Quartalsbericht haben sich vor allem die Analysten zu Wort gemeldet, die auch zuvor bereits einen Kursanstieg vorausgesagt hatten. Die zuvor kritischen Experten hielten sich mit einer Neubewertung bislang zurück. Zu nennen wäre insbesondere der Experte einer amerikanische Großbank, der kurz vor den Zahlen eine Einschätzung abgab.

Es war Analyst Patrick Jones von JPMorgan der in der vergangenen Woche das Kursziel für Nel sogar leicht von 11,60 auf 11,50 norwegische Kronen gesenkt hatte, rund 20 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau. Die Einstufung beließ er folglich auf „Underweight“. Jones bleibt „für europäische Wasserstoff-Aktien insgesamt vorsichtig und wartet auf bessere Einstiegsgelegenheiten“, wie er schrieb. Das ist für den Experten erst gegeben, „wenn Unterstützung von der Politik und größer skalierbare Projekte zu einer stärkeren Auftragsdynamik, Umsatzwachstum und verbesserten Margen führten“.

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