Der Auftragsbestand bei Nel ASA wächst und wächst. Vergangene Woche hat seine Tochtergesellschaft Nel Hydrogen Elecrtolyser vom norwegischen Nickel- und Kobalt-Produzenten Glencore Nikkelverk einen Auftrag für ein alkalisches Elektrolyseursystem im Wert von 3 Millionen € erhalten. Glencore wird den grünen Wasserstoff aus der Anlage für die Produktion von Salzsäure verwenden, teilte Nel am Donnerstag mit. Das System soll demnach bis Mitte 2024 geliefert werden.
Glencore Nikkelverk ist bereits mit der Technologie der alkalischen Elektrolyseure vertraut, da sie derzeit ein ähnliches System am Standort in Kristiansand betreiben, das ebenfalls von Nel geliefert wurde.
Henning Langås, Senior Tender Manager bei Nel, kommentierte: „Wir fühlen uns geehrt, dass wir im Rahmen einer Ausschreibung erneut als Elektrolyseur-Lieferant für Glencore Nikkelverk ausgewählt wurden, da das Unternehmen nun seine Salzsäureproduktion ausbauen will. Angesichts der hohen Kompetenz des Unternehmens in der Elektrolyseurtechnologie, bei der Sicherheit und Zuverlässigkeit an erster Stelle stehen, freuen wir uns darauf, unsere Beziehung zu Glencore während der Projektdurchführung und darüber hinaus zu stärken.“
Glencore-Geschäftsführer Nils G. Gjelsten erwiderte das Lob: „Wasserstoff ist ein wichtiger Inputfaktor in unseren Prozessen, und es ist eine sehr hohe Zuverlässigkeit erforderlich. Nikkelverk stellt seit mehr als 60 Jahren Wasserstoff für den internen Gebrauch her. Wir freuen uns, die langjährige Zusammenarbeit mit Nel und ihren bewährten und zuverlässigen alkalischen Elektrolyseuren fortsetzen zu können.“
Rekord-Auftragsbestand, aber höhere Verluste
Mit dem neuen Glencore-Deal bleibt Nels Auftragsbestand weiterhin auf Rekordkurs. Vor gut drei Wochen hatte der Wasserstoff-Spezialist Zahlen für sein Auftaktquartal vorgelegt und dabei beim Backlog für Ende März einen Höchststand von umgerechnet rund 130 Millionen € gemeldet. Das ist 19% mehr als im Vorjahr und ein Plus von 5% gegenüber dem Vorquartal. Allein im ersten Quartal sicherten sich die Norweger Aufträge im Wert von gut 28 Millionen €.
Dennoch rutschte das Unternehmen operativ wieder tiefer in die roten Zahlen. So hat sich der Verlust auf Stufe EBITDA auf etwa 15 Millionen € verdoppelt. Dank Marktwerterhöhungen der Beteiligungen des Unternehmens an Everfuel A/S, Nikola Corp. und Hyon AS landeten die Norweger jedoch unter dem Strich bei einem Quartalsüberschuss von mehr als 8 Millionen €.
REPowerEU-Plan setzt auf „wichtige Wasserstoffkorridore“
Die Auftragsflut für Nel ASA dürfte sich in den kommenden Quartalen ungebrochen fortsetzen. Denn insbesondere in Europa haben sich in den vergangenen Monaten die Hinweise auf den Beginn eines Wasserstoff-Superzyklus verdichtet.
Mitte vergangenen Monats hat die Europäische Kommission den REPowerEU-Plan zur Umgestaltung des Energiesystems vorgestellt. Zu diesem Zweck plant der Staatenbund laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, bis zu 300 Milliarden € zu mobilisieren.
Mit dem Geld sollen unter anderem im Mittelmeer und in der Nordsee „wichtige Wasserstoffkorridore“ entwickelt werden, um Erdgas, Kohle und Öl in schwer zu dekarbonisierenden Industrien und Verkehrssektoren zu ersetzen. Zuvor hatte Brüssel bereits angekündigt, dass es dafür seine bisherigen H2-Produktionsziele auf 10 Millionen Tonnen im Jahr verdoppeln und zusätzlich jährlich weitere 10 Millionen Tonnen importieren will.
Inflationsdruck gefährdet das große Mittelfristziel
Das günstige politische Umfeld für Nel ASA hat den scheidenden CEO Jon André Løkke dazu veranlasst, sein kühnes Mittelfristziel nochmal zu bestätigt: Im Rahmen der Eröffnungsfeier des kürzlich in Betrieb genommenen neuen Elekrolyseurwerks auf der norwegischen Halbinsel Herøya sagte Løkke, dass die Norweger die Herstellungskosten ihres grünen Wasserstoffs bis 2025 auf 1,50 US$ je Kilo drücken wollen.
Damit würde das Produkt des Unternehmens Kostenparität mit fossilen Brennstoffen erreichen. Um diesen Wendepunkt zu erreichen, müssten die Kosten allerdings erst auf ein Viertel des derzeitigen Niveaus gesenkt werden. Ob das realistisch ist, bleibt fraglich. Steigende Betriebsaufwendungen durch den Inflationsdruck werden die Norweger in Zukunft zusätzlich belasten.
Weitere Verwässerungen wahrscheinlich
Nels Cash-Reserven von fast 400 Millionen € sollten für rund zwei Jahre für den Geschäftsbetrieb reichen. Ich gehe derzeit aber nicht davon aus, dass die Norweger bis dahin die Profitabilitätsschwelle erreicht haben. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Wasserstoff-Konzern den Wert seiner Anteile mit Kapitalmaßnahmen weiter verwässern muss.
Ein Einzelinvestment bei der Nel-Aktie schließe ich für mich daher vorerst aus und bleibe trotz des sich entwickelnden Hypes beim Thema Wasserstoff zurückhaltend.
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