Liebe Leserinnen und Leser,
bei Nel Asa wird die Gewinnserie langsam zum Spektakel. Das Unternehmen konnte nun an den Börsen einen Aufschlag in Höhe von gut 2,4 % am Dienstag verbuchen. Das ist außergewöhnlich gut, denn damit setzt sich die Siegesserie fort. Der Titel hat an vier Tagen hintereinander einen Gewinn erzeugt und macht zumindest den Eindruck, als sei die Krise mit einem Crash in Richtung von weniger als 0,40 Euro weitgehend vorbei.
Der Eindruck wird insofern täuschen, als sich keine radikale Wende eingestellt hat – es sieht aber immerhin so aus, als sei die jüngste gute Nachricht am Markt durchaus positiv aufgenommen worden.
Nel Asa: Keine Zahlen mehr – aber Hoffnung
Das Unternehmen hat vor ca. 3 Wochen seine Quartalszahlen benannt. Die Quartalszahlen sind nun nicht nur eingearbeitet in die Bewertung des Unternehmens, sondern auch die letzte Quelle für Zahlenmaterial, das verwertbar ist.
Erst am 27. Juli wird das Unternehmen seine nächsten Quartalszahlen benennen. Bis dahin weiß niemand genau zu sagen, wie sich die Faktoren entwickeln. Die Kursentwicklung hängt daher derzeit vor allem an der Entwicklung der Stimmung.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Deshalb gilt es für die Bestimmung des Unternehmenswertes aktuell keine Anhaltspunkte, die sich verändert hätten.
Es gibt aber eine neue Nachricht: Die Partnerschaft mit Hy Stor Energy, die offenbar noch immer die Stimmung beeinflusst. Dabei geht es um eine Kapazitätsreservierung im Umfang von über 1 Gigawatt der alkalischen Elektrolyseuren.
Das Projekt könne nach Angaben des CEO eine „Blaupause für erfolgreiche, groß angelegte grüne Wasserstoffprojekte hinterlassen.“ Gut, das ist bis dato Marketing – kann aber zumindest die Stoßrichtung des Unternehmens deutlich werden lassen. „Ohne ehrgeizige Pioniere wird es keine Dekarbonisierung in großem Maßstab geben. Pioniere haben das Ziel, heute das zu tun, was die meisten Leute sagen, dass es in den nächsten Jahren nicht mehr möglich sein wird. Für mich ist Hy Stor Energy ein so mutiger Pionier und es macht mich stolz, dass das Unternehmen Nel als Elektrolyseur-Partner für dieses bahnbrechende Projekt ausgewählt hat“.
Und so weiter, könnte man lakonisch sagen. Es geht um staatliche Gelder, am Ende: Das Projekt, für das Nel Asa als Lieferant damit arbeitet, soll zum größten kohlenstofffreien, netzunabhängigen Wasserstoffproduktions- und Salzkavernenspeicher-Hub der USA werden. Die nationale Wasserstoffwirtschaft solle damit vorangetrieben werden, heißt es.
Damit ist deutlich, worum es wie oben beschrieben geht: Der Staat USA gibt viel Geld – Steuersubventionen und direkte Subventionen, für den Umbau der Wirtschaft und der Energieversorgung (über das sogenannten IRA, das „Inflation Reduction Act“). Das gesamte Paket, das nicht vollständig in die Energiewirtschaft geht, umfasst 1,6 Billionen Dollar.
Solche Projekte wie hier beschrieben leben von den Subventionen und Steuern, was bedeutet, dass die Hoffnung von Nel Asa durchaus ihr Recht hat. Dieses Projekt, die Reservierung von 1 GW Kapazität, kann – muss aber nicht – der Startschuss für ähnliche Projekte werden.
Die Börsen haben vermutlich das Projekt nun zum Anlass genommen, anzunehmen, dass es durchaus Geschäfte für Nel Asa geben kann. Dennoch ist es nicht so einfach, wie die Börsen es gerne hätten, die wirtschaftlichen Effekte zu kalkulieren. Noch ist das Vorhaben überhaupt auch nur ein Investitionsvorhaben.
Das Unternehmen Nel Asa wird also faktisch, bezogen auf die realen wirtschaftlich verbuchbaren Vorfälle noch nicht anders zu bewerten sein als bislang. Es gibt praktisch keine Möglichkeit, eine Kennzahl zu bilden, die einen „fairen Wert“ zu ermitteln erlaubt.
Das Unternehmen wird den Annahmen nach einen Umsatz von ca. 170 Millionen Euro im laufenden Jahr erwirtschaften. Die Verluste sollen sich von ca. 75 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf nur noch ca. 37 Millionen Euro reduzieren. Ob dies in diesem Jahr gelingt, ist offen.
Daher gilt: Nel Asa hat eine bessere Stimmung erzeugt, indem das Projekt zumindest zu einer Kapazitätsreservierung führt. Wirtschaftlich hat sich noch nichts geändert – und Nel Asa bleibt ein reiner Hoffnungswert.
Stimmungstechnisch sind die charttechnischen Voraussetzungen für einen Ausbruch nach oben erst dann sehr gut, wenn die Marke von 0,50 Euro nachhaltig überwunden ist. Trendtechnisch ist zu beachten, dass die 100-Tage-Linie nun schon überwunden ist, insofern ist die Stimmung auch am Aktienmarkt besser geworden. Nun steht eine entscheidende Situation an.
Analysten sind in dieser Ausbruchstimmung aktuell in guter Stimmung. Laut der Zusammenfassungen bei Marketscreener hat der Titel noch ordentliches Potenzial nach oben.
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