Die Hinweise auf einen baldigen Wasserstoff-Superzyklus in Europa verdichten sich. Am Donnerstag haben die europäische Elektrolyseur-Industrie und die Europäische Kommission auf dem Branchengipfel in Brüssel eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die eine breite Palette von Initiativen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Elektrolyseur-Hersteller in Europa enthält.
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton sowie Vertreter von Nel ASA und anderen Branchengrößen haben das Schriftstück unterschrieben. Die Parteien haben sich den Angaben nach auf eine Verzehnfachung der Produktionskapazitäten für Elektrolyseure in Europa geeinigt. So wird die EU-Kommission die industrielle Aufstockung nach Kräften unterstützen.
„Sauberer Wasserstoff ist unverzichtbar, um die Kohlenstoffemissionen der Industrie zu verringern und einen Beitrag zu unserer Energieabhängigkeit von Russland zu leisten. Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte Breton.
Konkrete EU-Pläne für den Kapazitätenausbau
Die Vereinbarung bildet nur die Grundlage für weitere ambitionierte Pläne der EU. So will Brüssel voraussichtlich am 18. Mai sein Programm namens RePowerEU bekanntgeben, das den Kontinent von russischen fossilen Brennstoffen unabhängig machen soll.
Nel-CEO Jon André Løkke war die Vorfreude anzumerken. „Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff wächst extrem schnell, und wir freuen uns über die Bereitschaft der Europäischen Kommission, uns bei der Erreichung unserer gemeinsamen Ziele für die Produktion von grünem Wasserstoff und den Ausbau der Produktionskapazitäten für Elektrolyseure zu unterstützen“, sagte Løkke.
Die EU meint es zur Freude der Branchenvertreter offenbar sehr ernst mit ihren Wasserstoff-Plänen. Im März hatte Brüssel bereits angekündigt, dass es seine bisherigen Produktionsziele auf 10 Millionen Tonnen im Jahr verdoppeln und zusätzlich jährlich weitere 10 Millionen Tonnen importieren will.
Die Industrie schätzt, dass Europa für das Erreichen dieser Vorgabe 90 bis 100 Gigawatt an installierter Elektrolyseur-Kapazität benötigt wird. Folglich müssen die Kapazitäten nun erheblich gesteigert werden. Zur Einordnung: Im Jahr 2000 kamen alle Elektrolyseure auf der Welt gerade einmal auf 100 Megawatt (MW).
Løkke bei Kostenparität zuversichtlich
Nel ASA ist bereits auf dem besten Weg, den neuen Vorgaben Taten folgen zu lassen. So hat das Unternehmen vor wenigen Wochen sein neues vollautomatisches Elektrolyseurwerk auf der norwegischen Halbinsel Herøya eröffnet. Die Fabrik produziert derzeit 500 MW im Jahr, bis auf 2 GW kann die Kapazität erhöht werden. Bis 2025 will Nel mit weiteren Werken den Output auf 10 GW steigern.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier hat CEO Løkke zudem sein kühnes Mittelfristziel nochmal bestätigt: Bis 2025 wollen die Norweger die Herstellungskosten ihres grünen Wasserstoffs auf 1,50 US$ je Kilo drücken und damit Kostenparität mit fossilen Brennstoffen erreichen. Um diesen Wendepunkt zu erreichen, müssten die Kosten auf ein Viertel des derzeitigen Niveaus gesenkt werden.
Diesbezüglich zeigte sich Løkke zuversichtlich: „Die Hälfte der Einsparungen, die wir erzielen müssen, treten durch Scale-up und Effizienzsteigerung in der Produktion ein. Der Rest ergibt sich aus den Größenvorteilen und aus effektiven industriellen Partnerschaften“, sagte der Unternehmenslenker.
Fazit: Halten und Staunen
Die letzten Finanzzahlen von Nel haben jedoch gezeigt, dass das Unternehmen von der Profitabilität noch ein paar Jährchen entfernt ist. Der Cash-Burn aus der Summe von Betriebs- und Investitionstätigkeiten hat sich im Vergleich zu 2020 von 510 auf 822 Millionen NOK erhöht. Steigende Betriebskosten durch den Inflationsdruck werden die Norweger in Zukunft zusätzlich belasten. Aufgrund der Erlöse aus der letzten Kapitalerhöhung verfügt das Unternehmen aber noch über ein komfortables Netto-Cash-Polster von 2,7 Milliarden NOK für mindestens zwei Jahre.
Ob die Norweger bis dahin die Profitabilitätsschwelle erreicht haben, muss jedoch bezweifelt werden. Für ein Einzelinvestment in die Nel-Aktie ist es daher aus meiner Sicht noch zu früh. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Wasserstoff-Spezialist den Wert für bestehende Aktionäre weiter verwässern wird. Investierte sollten jedoch ihre Anteile halten und dabei zusehen, wie der Superzyklus in der Branche langsam Fahrt aufnimmt.
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