Nel ASA-Aktie: Erst dann wird es richtig spannend!

Die Aktie von Nel ASA tendiert seit Tagen auf niedrigem Niveau seitwärts. Die Märkte warten wohl auf die Hauptversammlung am Freitag. Es könnte der falsche Tag sein.

Auf einen Blick:
  • Nach wochenlangen Kursverlusten pendelt die Nel-Aktie aktuell zwischen 1,14 und 1,20 Euro
  • Die Märkte warten offenbar auf Impulse durch die Hauptversammlung an diesem Freitag
  • Dabei wird es erst knapp eine Woche später richtig spannend, die Quartalszahlen stehen an
  • Die Analysten üben sich beim Wasserstoff-Spezialisten Nel ASA in vorsichtigem Optimismus

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie den Robinson-Crusoe-Effekt? – Alle warten auf Freitag! Zugegeben, dies ist ein nicht mehr ganz frischer Büroscherz, könnte für die Anleger in Nel ASA derzeit aber ebenfalls zutreffen. Denn in der Tat ist für den 21. April 2024 um 15 Uhr (MEZ) die virtuelle Hauptversammlung des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten anberaumt. An der Börse jedenfalls passiert derzeit wenig. Die Nel-Aktie pendelt nach massiven Kursverlusten zuvor bereits seit Tagen uninspiriert zwischen 1,14 und 1,20 Euro, derzeit am unteren Ende. Doch möglicherweise warten die Aktionäre auf den falschen Tag.

Nel ASA: Hauptversammlung und Quartalszahlen

Zwar ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Hauptversammlung schon das eine oder andere Geheimnis bezüglich des operativen Geschäfts von Nel ASA gelüftet wird. Wirklich Klarheit über die Entwicklung gibt es wohl erst knapp eine Woche später. Denn auf den Donnerstag kommender Woche, 27. April, hat das Unternehmen die Bekanntgabe der Quartalszahlen gelegt. Und dann wird es richtig spannend. Die große Frage wird sein: Wird Nel erneut enttäuschen? Die Ergebnisse aus dem vierten Quartal 2022 haben die Anleger jedenfalls nicht erfreut.

Anfang März war die Nel-Aktie nach Bekanntgabe von zuvor 1,54 Euro bis auf 1,35 Euro nach unten gesackt, bevor sie sich wieder fing. Allerdings nur vorübergehend, wie wir inzwischen wissen. Es war die Reaktion der Märkte auf die Entwicklung des Spezialisten für Elektrolyseure und Wasserstoff-Tankstellen. Zwar hatte sich der Umsatz um 66 Prozent auf 37,38 Mio. Euro gesteigert, der Auftragseingang betrug 85,53 Mio. Euro, was einem Zuwachs von sogar 135 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Allerdings:

  • Das EBITDA betrug im letzten Quartal des Vorjahres -18,81 Mio. Euro
  • 2021 waren Verluste von lediglich 14,63 Mio. Euro aufgelaufen

Analysten mit ordentlichen Kurszielen für Nel ASA

Insbesondere das schwächelnde Tankstellengeschäft hatte Nel die Bilanz verhagelt. Das Analysehaus Jefferies bestätigte damals, dass der Umsatz des Wasserstoffspezialisten „sehr deutlich über der Konsensschätzung gelegen“ habe. Das operative Quartalsergebnis dagegen sei „hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, vor allem wegen Wertminderungen im Geschäftsbereich Fueling. Dennoch beließ Analyst Skye Landon die Einstufung für Nel ASA damals auf „Buy“ mit einem Kursziel von 20 NOK, was umgerechnet aktuell 1,74 Euro entspricht – annähernd 50 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.

Goldman Sachs war Anfang März mit einem Kursziel von 20,60 NOK noch ein wenig optimistischer,  der Wasserstoffkonzern habe „die Umsatzerwartungen übertroffen und einen rekordhohen Auftragsbestand sowie die Ausweitung der Produktionskapazitäten in den USA berichtet“, hieß es. Dennoch vergab Analyst Michele della Vigna lediglich eine Halten-Empfehlung. Im Vergleich zur Konkurrenz sei die Aktie aber schon stark gelaufen, so seine Begründung.

Nel-Aktie mit mit gut 30 Prozent im Minus

Auch andere Analysten sahen bei der Aktie von Nel noch Luft nach oben. JP Morgan hingegen war skeptisch – und sollte zumindest von der Tendenz Recht behalten.

KurszielKurspotenzial
JP Morgan11,60 NOK-13,04%
Goldman Sachs20,60 NOK+54,42%
Bernstein Research17,00 NOK+27,44%
Jefferies20,00 NOK+49,93%

Denn anders als die meisten Analysten voraussagten, schickten die Anleger die Nel-Aktie immer weiter gen Süden. Dabei war Nel ASA noch hervorragend ins neue Börsenjahr gestartet. Ausgehend von 1,35 Euro am ersten Handelstag 2024 ging es hinauf bis auf 1,70 Euro Anfang Februar. Seitdem allerdings haben die Anteilscheine mehr als 30 Prozent ihres Werts eingebüßt. Auf Halbjahressicht steht immerhin noch ein kleines Plus.

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Plug Power verlor weit mehr an Börsenwert

Das ist durchaus als Erfolg zu werten. Einer der wichtigsten Konkurrenten, Plug Power aus den USA, hat die Aufwärtsbewegung an der Börse am Jahresanfang nicht mitgemacht, den jüngsten Abwärtstrend allerdings schon. Entsprechend verheerend sieht die Halbjahresbilanz aus. Die Plug-Aktie verlor innerhalb der letzten sechs Monate mehr als 50 Prozent an Wert. Und das in einer Zeit, in der sowohl die USA als auch die EU Wasserstoff-Technologie massiv fördern wollen.

Der im August 2022 in den Vereinigten Staaten verabschiedete „Inflation Reduction Act“ (IRA) ist wohl der Hauptgrund für eine Entscheidung von Nel ASA, dort die Kapazitäten zu erweitern

  • Der IRA sieht klimarelevante Steuervergünstigungen in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar vor
  • Allerdings nur für Unternehmen, die eine Produktion in Nordamerika vorweisen können

Nel ASA will Kapazitäten in den USA ausbauen

Und genau das ist der Plan von Nel. Man habe die „endgültige Investitionsentscheidung getroffen“, die Produktionskapazität in Nels Produktionsstätte für PEM-Elektrolyseure in der US-Stadt Wallingford, Connecticut, zu erweitern, ließ Nel-CEO Håkon Volldal im Rahmen des letzten Quartalsberichts verkünden. Die Erweiterung wird demnach die jährliche Produktionskapazität auf 500 MW bis 2025 steigern. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für Nel“, sagte Volldal. „Mit dieser Erweiterung werden wir zugleich die Stack-Kosten senken und deren Effizienz verbessern.“

Die Investitionskosten werden nach Unternehmensangaben auf etwa 260 Millionen NOK (rund 23,47 Millionen Euro) geschätzt, die neue Produktionslinie soll 2025 die Nennkapazität erreichen. Die Entwicklung der PEM-Produktionslinie wird laut Nel ASA „einen wesentlichen Beitrag zu weiteren Expansionsplänen in den Staaten leisten“. Nel prüft demnach für den Bau einer geplanten Gigafactory drei Alternativen in drei verschiedenen Bundesländern. Eine Entscheidung soll in Kürze fallen.

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