Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von Nel Asa konnte sich jetzt knapp über der Grenze von 0,40 Euro halten. Das ist durchaus „gut“ – auf den ersten Blick. Jetzt gilt der Aktie aber echte Sorge. Denn die ersten Reaktionen auf die jüngst veröffentlichten Zahlen sind vorbei und es wird offensichtlich, dass es keine schnelle Rettung für die Norweger und ihr Papier gibt. Das schwebt noch immer knapp über dem jüngst erreichten tiefsten Kurs des aktuellen Jahrzehnts. Es droht, wenn die Zahlen nicht täuschen, nicht nur der Rutsch unter diese Marke.
Da sich an der gesamten Bewertung und an der Situation nichts geändert hat, kann es jetzt im großen Stil noch einmal um den wahren Wert von Nel Asa gehen. Die Analysten kassieren deren Kursziele schon nach und nach ein. Das kann sich in den kommenden Sitzungen verschärfen. Wenn die Analysten als letzte Bastion der Zuversicht ihre Projektionen langsam räumen, dann gibt es kaum noch Verteidigungslinien. Derzeit gehen die Analysten nach den Meldungen von Marketscreener im Durchschnitt noch davon aus, dass der Kurs um ca. 50 % klettern kann. Das wären dann mögliche Kursziele in Höhe von etwas mehr als 0,60 Euro. Wie wahrscheinlich ist es, solche Kursziele noch zu erreichen?
Kursziele von Nel Asa sind in echter Gefahr – wenn diese Betrachtung stimmt
Klar ist, dass der Hype um die Aktie vollständig erloschen ist. Der Trend kann die Notierungen auf dem Weg nach unten nicht mehr stoppen. Auch die jüngsten minimalen Gewinne haben hier nicht für eine Umkehr gesorgt.
Tatsächlich ging es im März erst um -4 % abwärts. In einem Monat – also in 30 Kalendertagen – verlor der Titel auch „nur“ 5 %, basierend auf dem Zwischenspurt nach den vermeintlich guten Zahlen. In welche Richtung der Trend und die Stimmung gehen, zeigt sich indes schon mit Blick auf die charttechnische Situation wie auch auf die Performance in größeren Zeiträumen.
Seit Jahresanfang verlor die Aktie in nur gut zwei Monaten bereits rund 34 %.
Nel ASA Aktie Chart
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Die Situation ist für Trend-Analysten und -investoren sehr eindeutig. Im Chartbild ist letztlich nur zu sehen, dass die Notierungen aktuell eine kleine und vermeintliche Unterstützung gefunden haben. Nicht mehr, nicht weniger. Die Kurse der Aktie sind aus dieser Wahrnehmung aktuell nicht mehr in der Lage, sich aus eigener Kraft – sprich: Ohne besonderen Anlass, nachdem es auch nach der Veröffentlichung der Jahreszahlen nicht gelungen war – zumindest wieder auf die runde Marke von 0,50 Euro nach oben zu kämpfen.
Es fehlt nach oben jede Form der Durchschlagskraft. Das zeigt sich auch im Abstand zum GD100, zum GD200 und zu anderen ähnlichen technischen Indikatoren. An solchen Signalen lässt sich die Stärke eines Trends bemessen, da der Abstand zum jeweiligen Signal die erforderliche Kraft darstellt, um eine Trendwende einzuläuten. Auf den GD100 hat Nel Asa schon jetzt mehr als 27 % Rückstand. Mit den Ergebnissen vom Dienstagvormittag ist der Aktienkurs von Nel Asa gleich -48 % vom GD200 entfernt. Und auch der RSL 130, der einen prominenten Trend-Indikator für technische Analysten darstellt, ist bereits weit entfernt. Die übliche Ausprägung wäre ein Wert von 1. Aktuell hat die Aktie bezogen auf diesen Indikator einen Wert von 0,67.
Das heißt in Summe: Der Trend ist vollkommen aus den Fugen geraten. Dies gilt auch wenn die Aktie wie jetzt einmal 0,9 % gewinnt. Hier zeigen sich allenfalls leichte Widerstandskräfte gegen den allgemeinen, mittel- und langfristigen Weg nach unten.
Hintergrund ist jüngst nun das Zahlenwerk, das die Norweger präsentiert haben. Die Umsätze waren wie erwartet – für das Jahr 2023 – und die Verluste etwas höher als vor 12 Monaten als Projektion vermutet. Das ist mit einem Kursverlust von gut 72 % in den zurückliegenden 12 Monaten jedoch überdeutlich übertrieben (was nicht bedeutet, dass die Aktie schnell zur Wertaufholung ansetzen wird).
Aktuell ist das große Problem auf der Auftragsseite zu sehen. Das ist nicht nur eine Komponente, sondern entscheidend – die künftigen Umsätze und Erträge hänge davon ab. Im Kern jedoch sind die Dinge klar auf dem Tisch. Sie verschwanden in einer Rede über die Umsätze, die Erträge und die künftige mögliche Abspaltung einer Wasserstoff-Tankstellen-Sparte. Im Jahr 2023 hat Nel Asa im Vergleich zum Vorjahr 81 % seiner Aufträge verloren.
Das ist erschütternd, denn der Konzern hat auch in den ersten Wochen des neuen Jahres – die nicht in diese Darstellung gehören – nicht erkennen lassen, dass sich eine Änderung eingestellt hat. Mit anderen Worten: Nel Asa hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich weniger Aufträge als mit dem Ausblick auf das Jahr 2023 und kann daher nicht glaubhaft machen, dass die Umsatzziele sowie damit verbunden die Ertragsziele (in diesem Fall die Verluste von vielleicht gut 50 Millionen Euro) erreicht werden. Das hat das Vertrauen des Marktes zumindest in Teilen bereits untergraben, worüber einige Kursbewegungen noch hinwegtäuschen. Das Papier ist noch in der Hand von Tradern, die günstige Kurse nutzen, um vermeintliche Handelschancen mitzunehmen. Ein Turnaround ist aus wirtschaftlicher Sicht bis dato anhand der vorhandenen Daten nicht in Sicht.
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