Nel ASA-Aktie: Brutales Short-Interest-Verhältnis!

2021 war ein Horrorjahr für die Nel ASA-Aktie. Der neue Auftrag für die US-Tochter könnte nun allerdings der Startschuss für einen langfristigen Turnaround sein.

Die Short-Interest-Ratio ist definiert als das Verhältnis der Anzahl leerverkaufter Aktien zum durchschnittlichen Handelsvolumen des Titels. Während Werte von 1 bis 4 auf eine sehr positive Stimmung deuten, spricht man bei Werten über 10 schon von starkem Pessimismus. Bei Nel ASA steht die Kennzahl laut der Plattform marketbeat.com auf 210!

So lachen sich die vielen Leerverkäufer derzeit ins Fäustchen, da sich die Nel-ASA-Aktie seit einem guten Jahr im Abwärtsstrudel befindet. Mehrmals schien es so, als könne sich der Titel von der scharfen Korrektur in der Green-Tech-Branche erholen, nur um kurz darauf noch weiter abzustürzen. Mittlerweile hat das Papier im Vergleich zum Höchststand Anfang 2021 mehr als zwei Drittel seines Werts eingebüßt und notiert derzeit an der Heimatbörse bei 11,90 norwegischen Kronen (NOK).

Neuer Millionen-Dollar-Auftrag für US-Tochter

Die Wasserstoff-Aktie könnte nun wieder einen Erholungsversuch starten. Wie Nel am Montagmorgen bekanntgab, konnte seine Tochtergesellschaft Nel Hydrogen US einen 5-Millionen-Dollar-Auftrag verbuchen. Ein „ungenanntes Unternehmen für nachhaltige Lebensmittel“ hat demnach PEM-Elektrolyseure zur Erzeugung von grünem Wasserstoff bestellt, die die Nel-Tochter gestaffelt zwischen 2024 und 2024 liefern wird. An der Osloer Börse kam die Nachricht zum Wochenauftakt gut an: Die Nel-Aktie ging mit einem Plus von 5,17 Prozent aus dem Handel.

Ob die erfreuliche Meldung der Nel-ASA-Aktie nachhaltigen Auftrieb verleiht, wird sich zeigen. Perspektivisch profitieren die Norweger als führender Hersteller von Elektrolyseanlagen vom Trend zur Gasproduktion aus erneuerbaren Energien – und das unabhängig vom Anwendungsbereich. Das Unternehmen deckt nämlich die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette ab, vom der Produktion zum Vertrieb über Tankstellen.

Dabei wächst der Abnehmerkreis des Elektrolyse-Spezialisten rasant: Beispielsweise entwickelt Nel mit der US-Firma First Solar ein Photovoltaik-Wasserstoffkraftwerk und baut mit dem spanischen Versorger Iberdrola die größte Anlage für grünen Wasserstoff in Europa.

Probleme mit US-Partner Nikola

Nel ist auch direkt bei einigen Partnern investiert. Die Beteiligung an der dänischen Wasserstoff-Firma Everfuel performt gut, aber das US-Start-up Nikola hat in der Vergangenheit für Probleme gesorgt. Der Truckhersteller hatte bezüglich der Fahrbarkeit seiner Prototypen gelogen, was für Nel ASA sehr teuer war.

Entscheidend ist für die Norweger nun jedoch, wie es operativ bei Nikola weitergeht. Der Elektrolyse-Spezialist plant für den amerikanischen Wasserstoff-Truck-Bauer die notwendige Infrastruktur zu errichten. Die ersten Fahrzeuge sollen schon im kommenden Jahr vom Band rollen. Sollte der Markteintritt von Nikola floppen, müsste Nel mit hohen Millionen-Abschreibungen rechnen.

Der Elektrolyseur-Hersteller ist ohnehin noch ein gutes Stückchen davon entfernt, profitabel zu sein. Für das abgelaufene Jahr rechnen Analysten zwar im Schnitt mit einer Umsatzsteigerung von 25 Prozent auf 815 Millionen NOK. Der Nettoverlust des Unternehmens dürfte jedoch in ähnlichem Ausmaß zunehmen und damit im Bereich von -1,4 Milliarden NOK liegen.

Erste Gewinne 2025?

Sollten die Projekte, die Nel derzeit in der Pipeline hat, annähernd nach Plan laufen, dürfte sich die Nettomarge des Wasserstoffunternehmens in den kommenden Jahren in großen Schritten verbessern. Demnach könnten sich die Einkünfte im Geschäftsjahr 2024 vervierfachen und ein Jahr später für erste Gewinne sorgen.

Was das für die Nel-ASA-Aktie bedeutet? Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 21 (Basis: 2021er Prognose) ist der Wasserstoff-Titel im Branchenvergleich derzeit moderat bewertet. Die lange Korrektur war eine logische Folge dessen, dass der Titel in der Euphorie des Markts zu lange und zu schnell gestiegen ist.

Neue Zahlen könnten das Blatt für die Norweger in den kommenden Quartalen aber wenden. Auch wenn Gewinne noch eine Weile nicht in Sicht sein werden, können Meldungen über gestiegene Auftragsaufkommen für den Elektrolyse-Spezialist wieder klare Kaufsignale senden – und den vielen Shortsellern damit eins auswischen.

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