Liebe Leserin, lieber Leser,
die Entwicklung der Aktie von Nel ASA war seit Ende Juli schon eine wirklich besorgniserregende. Ausgehend von 1,23 Euro waren die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten immer weiter abgefallen, fanden am Montag bei 0,59 Euro aber zunächst einen Boden. Am Mittwochmorgen notierte die Nel-Aktie dann wieder bei 0,67 Euro – doch dann veröffentlichte das Unternehmen die jüngsten Quartalszahlen. Wie ein Stein fielen die Papiere als Reaktion bis auf 0,57 Euro, der tiefste Stand seit Jahren. Wenngleich sich Nel bis zum Wochenende wieder etwas verbessert hat, es war vor allem eine entscheidende Kennzahl, die an der Börse zunächst für Entsetzen sorgte. Nur bei einem nicht.
Nel ASA: Umsatz hui, Auftragseingang pfui
Denn auf den ersten Blick waren die Ergebnisse aus dem 3. Quartal 2024 durchaus vorzeigbar. Nel ASA meldete einen Quartalsumsatz von 405 Mio. Norwegische Kronen (NOK), was 34,24 Millionen Euro entspricht, ein Anstieg um 121 Prozent gegenüber 183 Mio. NOK im Vorjahresquartal. Das EBITDA wies einen Verlust von 109 Mio. NOK aus, (Q3 2022: -214). „Das EBITDA verbessert sich mit steigenden Umsätzen aus großen Elektrolyseurverträgen und einer verbesserten Kostenkontrolle bei Nel Fueling“, wie Nel erläuterte.
Das Wasserstoff-Unternehmen hatte den Umsatz also massiv gesteigert, die (erwarteten) Verluste fast halbiert. Entscheidend bei den Anlegern aber war offenbar ein anderer Umstand: Denn was sich in den vergangenen Monaten bereits abzeichnete, war der nun tatsächlich bestätigte Einbruch bei den Neubestellungen.
- Der Auftragseingang zwischen Juli und September belief sich nach Nel-Angaben auf 352 Mio. NOK (rund 29,76 Millionen Euro)
- Diese Zahl lag 55 Prozent unter den Auftragseingängen des Vorjahresquartals (Q3 2022: 775), hatte sich also mehr als halbiert
- Am Quartalsende verfügte Nel über einen Auftragsbestand von 2.854 Mio. NOK, immerhin 36 Prozent mehr als im dritten Quartal 2022
Erstmals eine Milliarde Umsatz – aber nur in Kronen
Nel Asa war insgesamt bemüht, die positiven Aspekte hervorzuheben. Der Barbestand von 3.799 Mio. NOK am Quartalsende bedeute einen Zuwachs zu Q3/2022 mit 3.520 Mio. NOK. Zudem verwies man auf das Erreichen eines Meilensteins von mehr als 1 Milliarde NOK (1.239 Millionen NOK seit Jahresbeginn 2024) an Umsatz und Ertrag (Umsatz und Ertrag für das Gesamtjahr 2022 lagen bei 994 Millionen NOK).
„Zum ersten Mal haben wir seit Jahresbeginn einen Umsatz von mehr als einer Milliarde NOK erzielt, und es liegt noch ein Viertel vor uns. Gleichzeitig verbessern sich die Margen, da das Unternehmen die Produktion skaliert und rationalisiert“, sagte Håkon Volldal, CEO von Nel. Das zeige, „dass unsere neu umgesetzte Strategie beginnt, echte Wirkung zu zeigen“. Mit steigender Projektgröße, Komplexität und Risiko steige entsprechend der Bedarf an Kompetenz und Erfahrung. Nel sei daher für eine Führungsrolle im großen Stil gut aufgestellt, so Volldal. „Wir sind finanziell gesund aufgestellt und werden nur Verträge mit akzeptablem Risikoprofil abschließen, die einen positiven finanziellen Beitrag leisten“, versicherte er.
Anleger schicken Nel-Aktie weiter nach unten
Nur die Anleger, die vertrauen auf diese Aussagen offensichtlich nicht. Letztlich verabschiedete sich die Nel-Aktie am Handelsplatz Frankfurt bei einem Kurs von 0,59 Euro ins Wochenende. Das bedeutete ein weiteres Minus von gut sechs Prozent auf Wochensicht. Geht man weiter zurück, wird’s zappenduster: Binnen eines Monats haben die die Papiere der Norweger um rund 20 Prozent verbilligt. Innerhalb von gerade einmal drei Monaten verlor Nel ASA mehr als die Hälfte an Börsenwert.
Dieser liegt aktuell noch bei ziemlich genau einer Milliarde Euro. Zur Erinnerung: Anfang Januar 2021, zur Hochzeit des Wasserstoff-Hypes, waren für die Aktie von Nel einst 3,39 Euro aufgerufen worden. Zu diesem Zeitpunkt war das relativ kleine Unternehmen mit etwa 5,7 Milliarden Euro bewertet worden, hat seitdem also mehr als 80 Prozent seiner Markkapitalisierung eingebüßt.
RBC bestätigt extremes Kursziel von 1,86
Einen beirrt das alles nicht, Analyst Erwan Kerouredan von der kanadische Bank RBC: Nel ASA habe insgesamt gut abgeschnitten, schrieb er laut Medienberichten am Mittwoch, direkt nach dem Quartalsbericht. Nel mache „in einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld gute Fortschritte bei der Verlustreduzierung“. Allerdings spürten die Norweger die Auswirkungen der höheren Zinsen und Rohstoffpreise, wodurch Erneuerbare Energie teurer werde, so Kerouredan. Dies könnte die kurz- bis mittelfristigen Aussichten negativ beeinflussen.
- Das hinderte den RBC-Analysten nicht daran, die Einstufung für auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 22 NOK zu belassen
- Umgerechnet 1,86 Euro ist seiner Ansicht nach der angemessene Preis für die Aktie; dafür müsste sie sich im Wert mehr als verdreifachen
Schweizer Bank sagte Nel-Kurssturz voraus
Dass dies geschehen wird, darin sind sich bei weitem nicht alle Beobachter einig. Im Sommer bereits hatte die selbst in größten Schwierigkeiten steckende Credit Suisse vor einem Einstieg bei Nel ASA gewarnt. Die inzwischen von der UBS übernommene Bank hatte das Kursziel damals von 10 auf 8 NOK (0,68 Euro) gesenkt – und war selbst mit dieser negativen Prognose letztlich noch zu optimistisch.
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