Nel ASA-Aktie: Die Anleger halten sich nicht mit Schnee von gestern auf!

Die Q3-Zahlen von Nel ASA waren eine einzige Enttäuschung, dennoch gibt es derzeit einige Gründe für Optimismus.

Auf einen Blick:
  • Nel ASA enttäuschte im letzten Quartal sowohl bei Umsatz als auch Gewinn.
  • Wieder einmal machten die Norweger satte Verluste.
  • Die Aktionäre sehen dem Konzern das allerdings nach.
  • Dafür haben sie auch einige gute Argumente.

Liebe Leser,

Mit Spannung erwarteten die Börsianer in der vergangenen Woche die Zahlen von Nel ASA. Die Aktie des norwegischen Wasserstoffkonzerns stand zuvor unter Dauerdruck und die Euphorie über einen Großauftrag im Sommer war schon wieder vollständig verflogen. Da wären gute Ergebnisse für Q3 Balsam auf die Seele der geschundenen Anteilseigner gewesen. Rein fundamental sollte es aber keine angenehme Überraschung geben.

Im Gegenteil, Nel ASA enttäuschte auf ganzer Linie. Umgerechnet lag der Umsatz bei gerade einmal rund 17,7 Millionen Euro und hätte damit die Erwartungen der Märkte kaum weiter verfehlen können. Gerechnet wurde im Vorfeld mit Umsätzen von ca. 24 Millionen Euro. Nicht nur diese Marke wurde phänomenal unterboten, auch der Vorjahresumsatz in Höhe von rund 22 Millionen Euro hielt einen gebührenden Abstand ein.

Kein schönes Quartal für Nel ASA

Wahrscheinlich wundert es niemanden, dass bei solchen Umsätzen sich auch die Verluste ausgeweitet haben. Beim EBITDA musste ein Minus von über 20 Millionen Euro verbucht werden und unter dem Strich lassen sich die Zahlen kaum in irgendeiner Weise schönreden. Da sollte man meinen, dass die Anleger mit dem nächsten Ausverkauf reagieren würden. Doch am Freitag kam alles anders.

Irgendetwas scheint den Anteilseignern sehr gut gefallen zu haben und die Nel ASA-Aktie konnte sich vor dem Wochenende um 6,4 Prozent in die Höhe bewegen. Natürlich kommt ein solcher Kurssprung nicht von Ungefähr und er lässt sich auch nicht mit einer insgesamt besseren Stimmung im Wasserstoffsektor erklären. Stattdessen liefert Nel den Aktionären eine Aussicht auf bessere Zeiten.

Auf der Überholspur?

Dafür sorgt vor allem ein neuer Großauftrag, der erst vor wenigen Tagen verkündet wurde und im Volumen die Order aus den USA im Sommer noch einmal übertrifft. 58 Millionen Euro soll die Tochter Nel Hydrogen Electrolyseur AS durch einen Deal mit der australischen Woodside Energy einnehmen. Wichtiges Detail dabei: diese und weitere Einnahmen aus neuen Großaufträge wurden bisher noch nicht verbucht. Daraus ergibt sich die Aussicht auf sehr gute Zahlen irgendwann in der Zukunft.

Darüber hinaus hat Nel ASA den Anlegern auch unter Beweis gestellt, dass es derart umfangreiche Aufträge an Land ziehen kann und diese in Zukunft nicht unbedingt Seltenheitswert haben werden. Es macht sich fast ein bisschen Aufbruchstimmung breit. Als würde Nel vor dem großen Durchbruch stehen, auf den viele Anleger schon seit Jahren warten.

Der Blick der Anleger richtet sich klar in Richtung Zukunft, und die verspricht so einiges. Bisher hat Wasserstoff noch nicht annähernd das Potenzial ausgeschöpft, welches dem Energieträger von Experten unterstellt wird. Nel begibt sich gerade in Position um künftig in einem potenziellen Milliardenmarkt ganz oben mitzumischen. Der plötzliche Kurssprung hat daher durchaus seine Berechtigung.

Was den Anlegern noch Hoffnung macht

Zudem dürften die Aktionäre glücklich gewesen sein über die finanzielle Ausgangssituation bei Nel ASA. Mit Cash-Reserven von knapp 350 Millionen Euro werden die Norweger noch einige verlustreiche Quartale wegstecken können, bevor an eine Kapitalerhöhung auch nur gedacht werden muss. Hier droht also erst einmal keine Gefahr einer weiteren Verwässerung. Das ist in diesem Sektor längst keine Selbstverständlichkeit.

Dazu gesellt sich freilich auch noch die Gewissheit, dass vor allem in Europa neue Energieträger gebraucht werden. Erdgas und Erdöl sind zu einer teuren Angelegenheit mutiert. Mit Ausnahme von Ungarn wollen sich so ziemlich alle EU-Staaten von fossilen Brennstoffen verabschieden. Damit das gelingt, ist Wasserstoff mehr oder weniger unverzichtbar. Der Wechsel wird nicht von heute auf morgen stattfinden. Doch es gibt derzeit kaum noch ein denkbares Szenario, in dem Wasserstoff nicht eine tragende Rolle bei der künftigen Energieversorgung in hiesigen Gefilden spielt.

Charttechnisch bleibt Nel ASA angeschlagen

Bis hierher lassen sich also auch ernüchternde Quartalszahlen erstmal gut verkraften. Bleibt noch der Blick auf die Charttechnik, der leider für weniger Euphorie sorgen dürfe. Denn auch mit den ansehnlichen Kursgewinnen vom Freitag bleibt Nel an der Börse schwer angeschlagen. Am Wochenende standen eher überschaubare 1,17 Euro auf dem Ticker. Von einer Trendwende müssen die Aktionäre unterhalb von 1,20 Euro nicht einmal zu träumen wagen.

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6M.
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5J
Max

Im März notierte der Titel zeitweise noch bei gut 1,80 Euro und manch einer hoffte schon auf einen Durchbruch über die psychologisch wichtige 2-Euro-Marke. Vergegenwärtigt man sich, dass der Aktienkurs seither um ein Drittel eingebrochen ist, gibt es nicht unbedingt einen Anlass, um schon die Sektkorken knallen zu lassen. Nel darf also durchaus noch den einen oder anderen weiteren Großauftrag in den nächsten Monaten präsentieren. Ohne derartige Neuigkeiten fallen die kurzfristigen Aussichten weiterhin nicht unbedingt rosig aus.

Fazit: Alles beim Alten

Im Prinzip hat sich bei der Nel ASA-Aktie nach den Zahlen nur erstaunlich wenig verändert. Wie gehabt handeln die Anleger hier eine große Portion Fantasie. Dafür haben sie zwar gute Gründe. Doch es steht weiterhin in den Sternen, ob der Konzern den Erwartungen irgendwann auch gerecht werden kann.

Mutige Anleger erkennen Chancen nicht unweit entfernt von den letzten Jahrestiefstständen. Wer hier investiert braucht aber in jedem Fall eine Engelsgeduld. Selbst im besten Fall dürfte der ganz große Durchbruch noch auf sich warten lassen und nicht ohne Grund sprechen auch Analysten eher für 2024 und darüber hinaus von größeren Chancen. Bis dahin dürfte eine hohe Volatilität zum Alltag gehören und für den Moment kann die Abwärtstendenz noch nicht als überwunden gelten. Da ist es niemandem zu verdenken, erst einmal weiter auf der Seitenlinie auszuharren.

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