Nel Asa-Aktie: Alles vorbei!

Liebe Leserinnen und Leser,

es scheint alles vorbei für Nel Asa, was noch vor einer Woche relativ hoffnungsvoll aussah. Am letzten Tag der Woche hat das Papier in den ersten Minuten noch einmal gut 2 % zugelegt. Dennoch: Über eine Woche wird Nel Asa fast bei +/- 0 % stehen. Das heißt: Der Impuls der vergangenen Woche, der hätte kommen können – nachdem die Behörden einen hohen Subventionsbetrag zur Verfügung stellten – ist verpufft. Es ist unwahrscheinlich, dass die Börsen den Impuls nach 7 bis 10 Tagen oder noch längerem Abstand wieder aufgreifen.

Erneut ist Nel Asa auf sich allein gestellt. Nun stehen die Norweger mit der negativem Stimmung im Markt allein auf weiter Flur. Denn wirtschaftlich betrachtet sind die jüngsten Pfeile erst einmal verschossen. Nun wird die Frage in erster Linie lauten, ob das Unternehmen sich zumindest auf Höhe der aktuellen Untergrenze festsetzen kann.

Nel Asa: Kampf gegen den Trend beginnt jetzt

Die Rückblende: Nel Asa hat vor mehr als einer Woche seine Zahlen zum 4. Quartal bekannt gegeben. Dazu kamen dann die Werte für das gesamte Jahr. Der Umsatz war zufriedenstellend und deckte sich mit den Erwartungen des Marktes, die Nettoverluste fielen etwas höher als gedacht aus.

Entscheidend für die Einordnung des Titels sind zwei andere Aspekte. Die Norweger können aktuell viel zu wenig Aufträge aufweisen, um für die Zukunft eine vernünftige Stimmung zu erzeugen. Zudem gelingt es derzeit nicht, die Unterstützung durch die US-Behörden hinreichend in die Wachstumsphantasie einzuarbeiten.

Ersichtlich hat darunter die Stimmung an den Aktienbörsen gelitten. Der Kurs hat den weit reichenden Abwärtstrend der vergangenen 15 Monate fortgesetzt und versucht nun, sich gegen einen Rutsch unter die Marke von 0,40 Euro zu wehren. Dann würde direkt das neue Jahrzehnt-Tief drohen, das Nel Asa in diesen Tagen sicherlich vermeiden möchte. Denn: Das wären nicht nur neue negative Schlagzeilen, sondern auch negative Impulse, die für Algorithmen eine Rolle spielen dürften. Wie weit Algorithmen hier teils selbsttätig am Markt den Kurs bestimmen, ist nicht bekannt – es liegt jedoch nahe, dass die großen Investoren, so weit sie überhaupt noch aktiv sind, hier eher auf technische Hilfsmittel (zum Teil) zurückgreifen, wenn ohnehin ca. 50 % aller Aktienaktivitäten von Computer-Algorithmen ausgeführt werden sollen.

Kurz: Nel Asa hat ein schiefes und schwaches Chartbild und eine massive Tendenz in der statistisch erfassbaren Entwicklung. Diese Tendenzen können sich kurz-, mittel- und langfristig auch noch verstärken, zeigt die Erfahrung mit Abwärtstrends.

Nel ASA Aktie Chart

Gewiss ist indes nichts. Deshalb ist es ebenso bedeutend, sich die wirtschaftliche Stimmung rund um Nel Asa zu vergegenwärtigen.

Die Zahlen haben einen Konzern präsentiert, der mit einem Minus von ca. 75 Millionen Euro immerhin rentabler arbeitet als das deutlich größere Plug Power. Dennoch verbrennt auch Nel Asa weiterhin fleißig Geld.

Der Markt erwartet für das laufende Jahr allerdings eine Nettoergebnis-Verbesserung: Der Verlust soll nicht mehr ca. 75 Millionen Euro betragen, sondern auf 42,5 Millionen Euro schrumpfen (im Jahr 2025 sollen es dann sogar nur noch -30,5 Millionen Euro sein).

Ob dies gelingt, hängt im Wesentlichen vom Umsatz ab. Bei steigenden Umsätzen (erwartet werden ca. 190 Millionen Euro anstelle von gut 150 Millionen Euro im Vorjahr) kann die Profitabilität steigen. Die Umsatzentwicklung jedoch steht in Frage.

Denn sowohl bei den Auftragseingängen wie im -bestand hat Nel Asa die Finanzmärkte anlässlich der Präsentation der Zahlen enttäuscht. Es sieht nicht unbedingt so aus, als würde Nel Asa in der Auftragsakquise erfolgreich sein. Vielmehr deuten die sinkenden Eingänge (im Vergleich zum Jahr 2022) eher darauf, dass die Aufträge sogar rückläufig sind.

Demzufolge wird es jetzt zur Kernfrage für den Abwärtstrend, ob Nel Asa neue Aufträge, hohe Volumina und dies auch in angemessen schneller Zeit hereinholt.

Direkt daran knüpft auch die zweite gegenwärtige Herausforderung. Denn Nel Asa hat zuletzt eine Zusage von den US-Behörden erhalten, insgesamt mit 75 Millionen Dollar für eine Gigafactory in Michigan gefördert zu werden. Die Mitteilung beschrieb, welche Vorhaben Nel Asa sich davon verspricht und welche Vorteile auch die regionale US-Politik sieht. Die Zusage ist auch ein Vertrauensbeweis oder kann zumindest als solcher gedeutet werden.

Allein: Die Norweger selbst haben die Abwicklung in Frage gestellt. Es hängt alles daran, ob Nel Asa selbst tatsächlich investieren wird. Das allerdings wollte Nel Asa noch nicht zusagen. Letztlich dürfte diese Entscheidung auch davon abhängen, ob wiederum genügend langfristige Abnahmen für die Elektrolyseure vor Ort oder in der Region bzw. dem Bundesstaat zu erwarten sind. Möglicherweise zweifelt der Markt – und ist selbst nach der Ankündigung der hohen, aber noch nicht fließenden Subvention wieder in die Wartestellung im Abwärtstrend übergegangen.

Deshalb ist die Entwicklung im Fazit relativ klar: Der Abwärtstrend, der charttechnisch und auch statistisch sowie technisch (mit enormen Abständen zur 100-Tage-Linie und zur 200-Tage-Linie) belegt werden kann, lebt fort. Kleinere Erholungen wie am Freitag sind im größeren Rahmen unbedeutend, denn auch 2 % oder 3 % Kursgewinn bei einer Marktkapitalisierung von ca. 700 Millionen Euro haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Bewertung. Es geht aktuell für Nel Asa zunächst in erster Linie wohl darum, nicht auf ein neues Jahrzehnt-Tief zu rutschen. Die Impulse durch die staatlichen Zusagen sind verpufft.