Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von Nel ASA ist am gestrigen Dienstag deutlich zusammengebrochen. Am Ende ging es um ungefähr -4,6 % abwärts. Damit reihte sich Nel Asa allerdings auch in die Reihe einiger anderer Wasserstoff-Unternehmen ein, die gleichfalls deutlich abgaben. Nur ist der Fall bei Nel Asa etwas anders gelagert. Dies verdient es, genau hinzusehen.
Nel Asa: Die Kapitalmaßnahme
Der Kursverlust von Nel Asa ist – mutmaßlich – eine Anpassung, die selbst hervorgerufen worden ist. Die Norweger haben dabei eine Kapitalmaßnahme durchgeführt, die es zu berücksichtigen gilt. Sie gaben Aktien heraus, die zum einen die Zahl verfügbarer Aktien am Markt vergrößern und zum anderen eine Preisvorstellung vorgaben, die am Markt dann angenommen wurde.
Konkret: Nel Asa verkaufte den Berichten nach 108 Millionen „neue Aktien“ an institutionelle Investoren. Dies sind typischerweise Versicherungen, Fonds oder andere größere Anteilseigner. Private Investoren kamen nicht in den Genuss, die Papiere zu erwerben. Der Verkaufspreis belief sich auf 14,90 Norwegische Kronen. Dies ist allerdings ein deutlich niedrigerer Kurs gewesen als der vorhergehende Marktpreis, der bei über 16 NOK lag. 14,90 Euro entsprechen umgerechnet bei einem Kurs von 0,89 Euro pro 1 NOK ungefähr 1,333 bis 1,34 Euro. Der Kurs von Nel Asa fiel dann am Aktienmarkt selbst exakt auf diesen Preis. Dies kann letztlich auf den ersten Blick technisch betrachtet nicht verwundern.
Die Norweger haben damit einen Betrag von mehr als 150 Millionen Dollar oder 144,7 Millionen Euro eingenommen. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf gut 2 Milliarden Euro. Der Umsatz im vergangenen, kürzlich abgerechneten Geschäftsjahr belief sich auf 90 Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen, dass die Kapitalmaßnahme durchaus beträchtlich war – immerhin ging es um gut 7 % der Marktkapitalisierung und eine Einnahme, die dem annähernd 1,6fachen des vergangenen Jahresumsatz entsprach.
Entscheidend ist dabei mittelfristig aller Erfahrung nach nicht die Wirkung auf den Aktienkurs, sondern vor allem die Frage, was mit dem Geld geschehen soll. Geld, das sprichwörtlich neu in der Kasse liegt, ist nur dann sinnvoll dort angelegt, wenn das Unternehmen etwas damit anzufangen weiß.
Nel Asa möchte das Geld in die Expansion investieren
Den Angaben zufolge möchte Nel Asa das Geld verwenden, um zu investieren. Unter anderem wird Nel Asa in den USA expandieren, heißt es. Das Unternehmen sieht sich gut aufgestellt im Kampf um das Geld, das aus dem „Inflation Reduction Act“ (IRA) der Regierung kommen kann. 369 Milliarden Dollar werden investiert – etwa in Form von direkten Aufträgen, aber auch Subventionen und vor allem Steuergutschriften. Ein beträchtlicher Anteil geht auch in die Energie.
Nel Asa möchte von diesem Kuchen profitieren. Eine Voraussetzung dafür, daran teilzuhaben, ist die Teilhabe am Produktionsprozess über eine US-Firma – eben hier die Tochter. Deshalb sind grundsätzlich Expansionspläne nicht unrealistisch.
Viel mehr allerdings weiß der Markt derzeit nicht. Ob das Geld für die Pläne gut angelegt ist? Hier zählt das große Bild am Markt.
Nel Asa produziert nicht nur Wasserstoff-Tankstellen, sondern vor allem auch Elektrolyseure. Diese werden für die Produktion von grünem Wasserstoff benötigt. Durch den IRA in den USA soll der Preis für grünen Wasserstoff auf 2,50 Dollar je KG herunter subventioniert werden. Damit würde Wasserstoff aus regenerierbaren Energiequellen konkurrenzfähig zu konventionellem Wasserstoff. Der Markt für Wasserstoffelektrolyseure nun ist damit deutlich stärker als bislang.
IDTechEx, ein britisches Haus, hat vor wenigen Wochen einen Bericht zum Markt herausgebracht, wie Kollegen berichteten. Dabei wurde der Markt auf einen Umfang von mehr als 120 Milliarden Dollar taxiert – bis 2033. Grundlage sei die Bereitschaft von Staaten und Unternehmen – die allerdings mit sanftem politischen Druck, so sei angemerkt – in die Umstellung auf grünen Wasserstoff zu investieren. Das Kapital, das in die Entwicklung dieser Wirtschaft fließt, wird dabei nicht nur von den Staaten getragen (IRA in den USA sowie der New Green Deal in der EU), sondern dann auch von Konzernen.
So sei daran erinnert, dass Amazon, ein Partner von Plug Power, ab 2025 offenbar seine Investitionen massiv erhöht. Plug Power gab im vergangenen Jahr an, damit sei ein Großteil des geplanten Umsatzes für 2025 bei 3 Milliarden Dollar in dem Sinne abgesichert, als eine Zusage von Amazon vorliege – so jedenfalls der Kern der Meldung. Amazon ist dabei nur ein Beispiel für Konzerne, die ihre Energiequellen umstellen werden.
Dass der Markt – wenn sich grüner Wasserstoff und die Produktivität bei der Produktion und Nutzung durchsetzt – kräftig wachsen wird, ergibt sich vor allem auch aus den zu erwartenden Investitionen großer Konzerne.
Hier nun wird wiederum sichtbar, warum zumindest theoretisch die Expansion von Nel Asa nachvollziehbar ist und warum auch Kapital benötigt wird. Große Aufträge wird nur bekommen, wer die Produktion garantieren kann. Große Konzerne haben typischerweise verschiedene Anbieter, bei denen u.a. auch der Zeitfaktor bei der Abwicklung der Bestellung eine Rolle spielen wird.
Nel Asa: Die Kapitalmaßnahme kostet dennoch viel Kraft
Die Kapitalmaßnahme ist dennoch ein Schlag ins Gesicht bestehender Aktionärsverbindungen, so weit diese auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet sind. Damit ist das technische Bild zunächst zerstört. Die 100-Tage-Linie wurde ebenso unterschritten wie der GD200, an dem sich langfristige Trend-Entwicklungen ablesen lassen. Noch fehlen nur wenige Prozentpunkte, um wieder in den formalen Aufwärtstrend zurückzukehren. Dennoch hat sich deutlich mehr Misstrauen in die kurzfristige Bewertung durch den Markt eingeschlichen.
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