Liebe Leserinnen und Leser,
Nel Asa entwickelt sich wieder etwas erfreulicher. Endlich, werden zahlreiche Beobachter sagen. Denn das Papier konnte am Freitag in den ersten Stunden gleich 2 % aufsatteln. Die Ergebnisse der Tage zuvor werden damit noch einmal unterstrichen.
Schon am Donnerstag war es für die Norweger um satte gut 4,6 % aufwärts gegangen. Am Mittwoch konnte der Titel ein Plus von 1,7 % für sich verbuchen. Leider aus Sicht der Investoren war der Dienstag mit dem Abschlag von mehr als -6 % eine weniger erfreuliche Vorgabe. Aber: Es gibt auch gute Nachrichten.
Nel Asa: Doch stabiler als gedacht
Derzeit gibt es aus dem Unternehmen heraus kaum neue Nachrichten. Dennoch scheinen sich die Notierungen derzeit etwas besser zu halten als gedacht. Das Unternehmen kann an den Börsen aktuell eine Marktkapitalisierung von gut 1,126 Mrd. Euro vermelden. Das wirkt wie eine unscheinbare Meldung, beinhaltet jedoch eine wichtige Botschaft: Die Aktie bleibt für zumindest einige institutionelle Investoren aus technischer Sicht noch handelbar.
Oft genug verzichten institutionelle Investoren wie Fonds, Family Offices oder auch Versicherungen (sofern die investieren und dann auch noch im Wasserstoff-Bereich) auf Investments, wenn ein Wert weniger als 1 Mrd. Euro Marktkapitalisierung hat. Je geringer die Marktkapitalisierung ist, so die Begründung, desto einfacher ist es, einen Kurs zu manipulieren und nicht gut kalkulierbare Bewegungen zu erzeugen.
Nel Asa zum Beispiel notiert bei weniger als 0,70 Euro. Große Aktienpakete zu einem höheren Preis zu kaufen, ist nicht teuer. Solche Aktivitäten könnten aber den Anschein erzeugen, nun ginge es deutlich bergauf und weitere Investitionen nach sich ziehen. Solche Techniken sind oft genug angewandt worden – und dies möchten solche Investoren verhindern.
Die zweite gute Nachricht: Die Stimmung am Markt für Wasserstoff-Werte insgesamt wird wieder besser. Aktuell läuft die Weltklimakonferenz in Dubai, die ohnehin für erhöhte Aufmerksamkeit sorgt. Tatsächlich aber ist vor allem von Belang, dass der Wasserstoff-Bereich in den USA wieder in der Diskussion ist. Die US-Regierung von Joe Biden möchte Wasserstoff-Hubs etablieren, sieben Stück an der Zahl. Von dort aus soll Wasserstoff zentralisierter produziert und verteilt werden. Dabei ginge es zunächst auch um blauen Wasserstoff, der mithilfe der fossilen Energien hergestellt wird. Die Entwicklung ist deshalb interessant auch für Produzenten von Elektrolyseuren – wie Nel Asa – weil damit die Netze aufgebaut werden, die in späteren Jahren für die Energie-Produzenten und für die Verbraucher von Wasserstoff aufgebaut werden.
Biden wiederum möchte diese Hubs schnell aufbauen, auch in zwei der sogenannten „Swing-States“, die bei den US-Wahlen entscheidend sein werden. Es geht auch um Wählerstimmen, die am Ende über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen sehr stark mitentscheiden werden. Deshalb wird zügig Geld fließen.
Ob der Markt diesen Vorgang in Gänze aufgenommen hat, ist selbstverständlich unklar. Dennoch zeigen die Aktivitäten, dass es noch Potenziale gibt – und zwar deutliche, jedenfalls in den USA.
Der Crash der Wasserstoff-Industrie bei den sogenannten Pure Playern wie Nel Asa oder auch Plug Power würde damit etwas unwahrscheinlicher. Die Börsen scheinen in Teilen zumindest gleichfalls nicht daran interessiert, die Karte „Crash“ noch weiter auszuspielen. Dies wird auch sowohl am Chartbild wie auch an den Kursstatistiken sichtbar. Die werden zumindest in den vergangenen Tagen bei der Bodenbildung für Nel Asa – vorsichtig formuliert – etwas stabiler.
Die Aktie kämpft zumindest dagegen an, unter die Grenze von 0,60 Euro zu fallen.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
In der Statistik wird auf der anderen Seite das große Dilemma dennoch deutlich. Der Kurs ist seit Jahresanfang um ganze -49 % gefallen. Wirtschaftlich betrachtet ist das ein Pfund.
Denn Nel Asa selbst hat gegenüber den Schätzungen zum Jahresergebnis eigentlich sehr wenig geändert. Das Umsatzvolumen – geschätzt – liegt für das laufende Jahr bei etwa 140 Millionen Euro. Das ist alles wie erwartet. Die Verluste können den bisherigen Zahlen nach um 5 % bis 10 % höher als gedacht ausfallen. Das allerdings begründet den hohen Kursverlust nicht.
Somit ist und blieb bislang die Stimmung wohl entscheidend für den Kursverfall. Zwischenzeitlich hat die Börse schlicht und ergreifend den Glauben daran verloren, hier noch einen Wachstumspfad zu sehen – die Branche insgesamt, auch Aktien wie die von Plug Power, verlor mächtig (und in einer noch größeren Dimension).
Deshalb ist es aktuell Abwägungsfrage, ob die Branche – zum Beispiel mit Blick auf die USA – wieder an Fahrt aufnimmt oder aufnehmen kann und wie lange dieser Prozess im Zweifel noch dauern wird. Die Analysten sind bei Unternehmen wie Plug Power, auch der britischen ITM Power und eben Nel Asa durchaus zuversichtlich.
Gerade Nel Asa hat nun weiterhin Analysten auf seiner Seite, die einen Kurs von ca. 0,95 Euro als angemessen erachten. Ob dies am Ende der Zielkurs z. B. binnen von 12 Monaten sein wird, kann derzeit niemand abschätzen. Aber: Ein Crash scheint zunächst abgewendet, die Bodenbildung nimmt Konturen an und die Regierung in den USA gibt etwas mehr Tempo vor. Das zumindest kann die nun bessere Stimmung am Wasserstoffmarkt und die immer noch begrenzt zuversichtlichen Schätzungen der Analysten sicherlich noch erklären. In den kommenden Tagen steht die kleine Zwischenerholung auf dem Prüfstand. Dann wird sich zeigen, ob hier eventuell doch nur spekuliert worden ist.
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