Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von Nel Asa ist und bleibt auch am Osterwochenende eines der großen Themen an den Märkten – zumindest dort, wo über die Wachstumsindustrie gesprochen wird. Die Norweger sind mit einem kleinen Abschlag in der vergangenen Woche noch immer in einer Krise. Nun stellt sich die Frage, wann die Trendwende gelingen kann – die vielleicht aus wirtschaftlichen Daten heraus entstehen müsste. Dafür kann es zwei Impulse geben.
Nel Asa: Der 21. April
Der erste mögliche Impuls ist die Jahreshauptversammlung, die am 21. April einberufen wird. Die Zahlen sind an sich – zumindest bezogen auf das vergangene Geschäftsjahr – bekannt. Die Norweger haben bei Umsätzen von ca. 90 Millionen Euro einen Verlust von über 60 Millionen Euro fabriziert. Dies ist nicht verwunderlich – die Zahlen waren bereits zu den Quartalsberichten bekannt geworden, bei der Veröffentlichung des Jahresabschlusses kam es im Kern nur zu einer Bestätigung.
Wichtig wird bei der Jahreshauptversammlung gerade angesichts der jüngsten Entwicklung am Aktienmarkt, dass die Notierungen einen neuen kurzfristigen Impuls erhalten. Die Norweger haben im laufenden Jahr an den Aktienmärkten mittlerweile wieder -9 % verloren. Das ist gegen den Markt schwach, hat aber Gründe. Die Frage lautet, ob Nel Asa bei der Jahreshauptversammlung sofort wieder bessere Impulse legen kann.
Das Chartbild zeigt sehr deutlich, dass Nel Asa an den Aktienmärkten derzeit keinen großen Kredit mehr genießt.
Erst in den vergangenen vier Wochen war es um mehr als -10% abwärts gegangen. Dies kann als klarer Impuls gelten, insofern Nel Asa gar keine wesentlichen Nachrichten mehr abgegeben hat. Das heißt: Der Markt bewertete einfach die Stimmung, die sich aus sich selbst heraus erklärt.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Umso bedeutender sind solche Veranstaltungen wie die Jahreshauptversammlung. Der Kurs der Aktie wird sich nicht sicher, aber doch mutmaßlich von Visionen leiten lassen. Da das Jahr 2022 weitgehend abgehakt ist, kommt es auf den Ausblick für 2024 an. Da stehen einige Fragezeichen im Raum:
- Noch immer ist nicht geklärt – jedenfalls der interessierten Öffentlichkeit an den Börsen -, was mit der Summe von etwa 140 Millionen Euro geschehen wird, die Nel Asa im Zuge einer Kapitalmaßnahme am Markt von institutionellen Investoren eingenommen hat. Die Summe könnte sowohl für Investitionen in die bestehende Produktionskapazität in Europa einsetzbar sein wie auch für die Expansion und Unterstützung der US-Tochter von Nel Asa. Alles ist möglich – doch wie wird die Berichterstattung auf der JHV sein? Davon wird abhängen, wie die größeren institutionellen Investoren die Situation rund um die Norweger nun einschätzen.
- Die zweite Frage richtet sich auf den Auftragsbestand. Die Zahlen für das vergangene Jahr gaben unter anderem her, dass Nel Asa einen Rekordauftragsbestand über 240 Millionen Euro angesammelt hat. Ist dies viel oder wenig? Bei Umsätzen von 90 Millionen Euro im Jahr 2022 ist der Auftragsbestand relativ betrachtet hoch. Bei einer Marktkapitalisierung von zwischenzeitlich 2 Milliarden Euro und einem negativen operativen Ergebnis ist dies wenig. Wie wird sich der Auftragsbestand im ersten Quartal entwickelt haben – und wann werden die Aufträge zu Umsätzen? Dies dürfte die Wahrnehmung der Aktivitäten der Norweger tatsächlich mit beeinflussen.
Die Notierungen werden auch kurzfristig von der Konkurrenz weiterhin beeinflusst. Die Unter den Konkurrenten fällt weiterhin der US-Konzern Plug Power auf. Die US-Amerikaner haben zuletzt in einer Woche -16,2 % abgegeben. Sie erreichten Kurse von deutlich weniger als 10 Euro. Damit ist aus der charttechnischen Sicht der Daumen über den Amerikanern deutlichst gesenkt. Dies kann die Wahrnehmung von Nel Asa nur negativ beeinflussen.
PowerCell Sweden aus dem Nel Asa-Nachbarland Schweden hat in vier Wochen einen Abschlag in Höhe von -23,7 % hingelegt. Auch dies gilt durchaus als belastend, wenngleich PowerCell Sweden deutlich weniger Aufmerksamkeit genießt als noch Nel Asa oder – international – vor allem Plug Power.
Aber: Unter dem Strich ist die Stimmung innerhalb der Branche sicherlich erschütternd schlecht. Die Norweger von Nel Asa leiden also auch unter dem, was der Aktienmarkt insgesamt über die Branche meint.
Wie sieht es langfristig für Nel Asa aus?
Bedeutend ist auch die Frage, wie es für Nel Asa nun langfristig aussehen wird. Die Norweger müssen damit leben, dass es für 2024 sicherlich operativ keine guten Zahlen gibt – jedenfalls noch nicht die Einkehr in die grüne Gewinnzone. Wann aber wird Nel Asa operativ gesund arbeiten?
Diese Frage dürfte gleichfalls darüber mitentscheiden, wann Nel Asa an den Börsen mehr Rückenwind erhält, der auch dauerhaft trägt. Dazu existiert nun eine Prognose, die niemand gerne lesen wird, der oder die mit Nel Asa sympathisiert. Denn die Norweger gaben selbst bekannt, dass die Einnahmen aus Großaufträgen wie dem, der zuletzt von HH2E kam – über den wir hier breit berichteten – erst ab der 2. Hälfte 2024 realisiert würden.
Es würde „Zeit brauchen, bis wir unsere Margen nachweislich verbessern können“, zitiert auch Der Aktionär aus einer Anfrage bei Nel Asa. Es würde noch nicht dafür reichen, zeitnah schwarze Zahlen zu schreiben, heißt es. Das ist bemerkenswert offen. Bloomberg hat Analysten befragt, zitiert der Aktionär weiter. Diese gehen davon aus, dass Nel Asa erst im ersten Quartal 2025 schwarze Zahlen schreiben werde. Sofern diese Wahrnehmung stimmt, kann es dazu kommen, dass Nel Asa allenfalls unter Schwankungen an den Börsen zwischenzeitlich immer mal wieder deutlich zulegt. Offen ist, wann und in welchem Ausmaß dies passiert.
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