Bei Nordex läuft derzeit eine Frist: Und zwar haben Aktionäre, die vor dem 2. Juli 2021 schon Nordex-Aktien hatten, Bezugsrechte erhalten. Für jeweils 11 Nordex -Aktien im Bestand gab es das Recht, 4 neue Nordex-Aktien zu beziehen.
Der Bezugskurs liegt laut Nordex bei 13,70 Euro je Stück.
Da der Bezugskurs zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Details deutlich unter dem aktuellen Nordex-Kurs lag, sackte der Kurs der Nordex-Aktie durch. Ist klar – sonst wäre ja ein risikoloser Gewinn möglich.
So geht es in etwa wieder auf – Nordex-Aktionäre können neue Aktien günstiger als zum aktuellen Kurs beziehen, dafür sind ihre Alt-Bestände weniger wert.
Und warum die ganze Aktion? Nordex erläutert: Es geht um die „Schaffung einer langfristig nachhaltigen Kapitalstruktur in einem Schritt“.
Was bedeutet das in verständlichem Deutsch? Dazu der Blick auf die Bilanz von Nordex.
Die aktuellen Zahlen sind die zum 1. Quartal 2021, die finden Sie auf der Internetseite von Nordex unter der Rubrik „Investoren“.
Da finden sich per 31.3.2021 Aktiva von rund 4,3 Mrd. Euro, darunter z.B. Vorräte im Wert von gut 1 Mrd. Euro. Finanziert wurde das zum 31.3.2021 mit rund 693 Mio. Euro Eigenkapital und – natürlich – auch mit Schulden.
Schulden haben bekanntlich den Nachteil, dass man dafür Zinsen zahlen muss (außer, man ist die Bundesrepublik Deutschland oder die Schweiz…). Bedeutet hier konkret: Im 1. Quartal 2021 hat Nordex für „Zinsen und ähnliche Aufwendungen“ rund 27,6 Mio. Euro gezahlt.
Um das einzuordnen: Im 1. Quartal 2021 lag das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei Nordex bei ca. -55 Mio. Euro.
Nordex: Das hat saisonale Gründe…
…denn wer baut im 1. Quartal 2021 schon gerne beispielsweise Offshore-Windparks auf der Nordhalbkugel?Was aber auffällt: Ein großer Teil des Verlustes im vorigen Quartal kam durch die zu leistenden Zinszahlungen zustande.
Und einen großen Kredit hat der Großaktionär Acciona an Nordex vergeben. Dieser Kredit soll nun in neue Aktien umgewandelt werden. Das geht durch die genannte Kapitalerhöhung: Denn Acciona soll dann eben nicht für die neuen Aktien (die gemäß Bezugsrecht bezogen werden) in „cash“ bezahlen, sondern durch Verzicht auf die Darlehensforderung.
Es soll da um ein Darlehen von 196,6 Mio. Euro gehen.
Wenn das wegfällt, dann fallen damit auch die Zinskosten dafür weg = positiv.
Allerdings werden dann auch die Nordex-Aktionäre „verwässert“, welche die Kapitalerhöhung nicht mitmachen. Denn ihr Anteil steht nun für weniger Anteil am Grundkapital.
Das wird mit dem schönen Begriff „verwässert“ bezeichnet – nach dem Motto, wer ein kleines Glas Wein hat, dem wird dann eben was Wasser reingeschüttet…
Ein Vorteil der Transaktion ist auch, dass die Eigenkapitalquote von Nordex um etwa 11 Prozentpunkte auf 27% steigen soll.
Das wiederum kann es erleichtern, bei Banken Kredite zu erhalten (nur für den Fall, dass das notwendig sein sollte) oder es kann bei Kreditverhandlungen bei Verlängerungen bestehender Kredite dazu führen, dass man die zu zahlenden Prozente etwas drücken kann.
Insgesamt also Licht und Schatten. Tendenziell sehe ich diese Kapitalerhöhung angesichts der bisherigen Bilanzstruktur bei Nordex eher positiv.
Warum ich Nordex dennoch nicht im Depot habe, ist die Profitabilität im operativen Geschäft von Nordex – gemessen an Dingen wie der Ebit-Marge. Mal im Blick behalten.
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
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