Die NanoRepro Aktie ist zuletzt ja kräftig unter die Räder gekommen. Auf Jahres-Sicht hat sich der Aktienkurs dennoch mehr als verdreifacht. Ich selbst bin nicht investiert und überlegte, ein paar Stücke zu kaufen, als die Notierung von den Höchstkursen von über 20 Euro vorigen März auf rund 6 Euro zu Beginn dieser Handelswoche zurückkam.
Ich habe mich (bisher) gegen einen Kauf entschieden. Grundlage meiner Kurz-Einschätzung ist die Analyse des Geschäftsberichts 2020.
Da gibt es – wie so oft im Leben bzw. der eigenen Biographie – Licht und Schatten.
Was mir da gut gefällt: NanoRepro hatte relativ stabile Fixkosten. Das bedeutet im Umkehrschluss: Ein starker Umsatzanstieg führte zu einer erheblichen Ergebnisverbesserung.
Und so war es dann auch: Der Umsatz explodierte von ca. 1,2 Mio. Euro Umsatz 2019 auf 16,9 Mio. Euro Umsatz 2020. Angesichts dieses Umsatzzuwachses von knapp 1.300% war es kein Wunder, dass die NanoRepro Aktie monatelang ein Börsenliebling war.
Das Unternehmen war „vor Corona“ zwar nicht gerade die bildlich gesprochene „Pommes-Bude“, doch 1,2 Mio. Euro Jahresumsatz und rote Zahlen (wie im Geschäftsjahr 2019 gesehen) lockten mich nicht gerade hinter dem Ofen hervor.
Gewiss, NanoRepro hatte damals Selbst-Tests im Angebot, aber z.B. der Markt für Schwangerschaftstests soll hart umkämpft sein (= niedrige Margen) und ein Wachstumsmarkt ist das bei der deutschen Bevölkerung auch nicht unbedingt.
Das änderte sich dann mit Corona (nicht das Bier). Nachdem NanoRepro dann auch COVID-19-Schnelltests im Angebot hatte, kam es zur genannten Umsatzexplosion.
Nun, die Umsätze mit den COVID-19-Schnelltests machten 2020 rund 93% der Umsätze von NanoRepro aus. Da stellt sich mir dann aber natürlich die Frage: Und nach Corona?! Wird der Umsatz dann wieder auf das Niveau von 2019 und davor eingedampft?
Deshalb finde ich hier auch den Blick auf die Geschäftsentwicklung jenseits der COVID-19-Tests interessant. Beispiel oben genannte Schwangerschaftstests:
Dazu heißt es von NanoRepro im Geschäftsbericht 2020 auf S. 15 sinngemäß, dass es da einen „sehr starken Preisdruck“ gibt, da ca. 90 Hersteller Schwangerschaftstests anbieten. Darunter die starke und kapitalkräftige Procter & Gamble.
Die Schlussfolgerung von NanoRepro?
Man habe sich „aus strategischen Gründen gegen das aktive Bewerben dieses Produktes entschieden“.
Könnte übersetzt in etwa bedeuten: Wir erzielen mit den Schwangerschaftstests ohnehin kaum Gewinn bzw. schreiben da Verluste – dann sparen wir uns die Werbung, bringt ja eh nix…
Und wie will NanoRepro auch „künftig ein erkennbarer Marktteilnehmer sein“? Diese Frage wird im Geschäftsbericht gestellt – doch leider nur mit diesem Satz beantwortet, ich zitiere:
„Es ist an dieser Stelle jedoch zu früh, um auf Einzelheiten einzugehen.“
Im Geschäftsbericht stellte sich mir die Frage, warum die selbsterstellten immateriellen Vermögensgegenstände auf „Null“ abgeschrieben wurden – das waren beachtliche Abschreibungen in Höhe von insgesamt knapp 1,9 Mio. Euro. (Der Vergleichswert 2019 lag bei 0,335 Mio. Euro, so NanoRepro).
Insgesamt habe ich hier aufgrund der genannten Gründe keine klare Einschätzung – und in solchen Fällen halte ich persönlich Nichtstun für eine passende Tat.
Ihr Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
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