Nagarro ist ein international tätiger Anbieter von IT-Dienstleistungen und Digitalisierungslösungen mit Hauptsitz in München. Das Unternehmen fokussiert sich auf maßgeschneiderte Softwareentwicklung, Cloudlösungen und digitale Transformation und gehört zu den wachstumsstarken Tech-Werten aus Deutschland. Seit der Abspaltung von Allgeier im Jahr 2020 hat sich Nagarro im TecDAX und SDAX etabliert – zumindest bisher.
Überraschende Verschiebung: Was Nagarro kommuniziert hat
Am Freitagabend ließ Nagarro mit einer Ad-hoc-Mitteilung aufhorchen: Die Vorlage der Jahreszahlen 2024 wird verschoben. Statt wie geplant Ende April soll der geprüfte Abschluss erst am 15. Mai veröffentlicht werden. Begründet wurde der Schritt mit der Notwendigkeit, zusammen mit einem neuen Wirtschaftsprüfer komplexe Fragestellungen zur Umsatzrealisierung sauber abzuschließen.
Dabei geht es um die korrekte periodengerechte Abgrenzung von Umsatzerlösen – also um die Frage, wann ein Umsatz tatsächlich bilanziell erfasst werden darf. Laut Unternehmen betreffen die Anpassungen lediglich die Gewinn- und Verlustrechnung 2023, nicht jedoch das operative Geschäft bzw. das bereinigte EBITDA in 2023.
Bittere Nebenwirkungen: Indexausschluss droht
Die Verzögerung bleibt nicht ohne Folgen: Weil die Deutsche Börse klare Regeln für die Pflichtveröffentlichungen von Indexmitgliedern hat, könnte Nagarro vorübergehend aus dem TecDAX und SDAX herausfallen. Das Unternehmen rechnet selbst mit diesem Schritt. Solche Ausschlüsse führen oft zu zusätzlichem Abgabedruck, weil Fonds und ETFs, die diese Indizes nachbilden, gezwungen sind, die Aktie zu verkaufen.
Entsprechend fiel der Kurs nachbörslich bei Lang & Schwarz zeitweise um bis zu 9 % auf rund 60 Euro.
Nagarro Aktie Chart
Entwarnung? Prognosen und Dividende bleiben bestehen
Trotz der Hiobsbotschaften bestätigte Nagarro die Prognose für das Geschäftsjahr 2024. Es wird erwartet, dass die gesteckten Finanzziele erreicht werden. Auch an der geplanten Dividende – zwischen 10 % und 20 % des EBIT – hält der Vorstand fest, wenngleich die endgültige Auszahlung noch von der Zustimmung der verschobenen Hauptversammlung Ende Juni abhängt.
Positiv anzumerken ist außerdem, dass die Bilanzproblematik nach Angaben des Unternehmens keine Auswirkungen auf die operative Entwicklung im laufenden Jahr haben soll. Auch sonst seien Nagarro keine weiteren Bilanzrisiken bekannt.
Erster Analyst meldet sich zu Wort
Die Verschiebung des Geschäftsberichts 2024 belaste derzeit zwar die Stimmung rund um den IT-Dienstleister, erklärte Analyst Andreas Wolf von Warburg Research in einer am Montag veröffentlichten Studie. Doch an seiner Bewertung von Nagarro verändere dies zunächst nichts. Warburg hat entsprechend die Kaufempfehlung für die Aktien von Nagarro bestätigt und das Kursziel bei 135 Euro belassen.
Vertrauensfrage: Warum Anleger trotzdem nervös reagieren
Rein sachlich mögen die Verschiebung und die bilanziellen Anpassungen keine fundamentale Bedrohung für Nagarros operatives Geschäft darstellen. Doch aus Anlegersicht zählt auch das Vertrauen – und genau das ist durch die überraschende Ankündigung beschädigt worden.
In einem Umfeld, in dem viele Tech-Werte unter erhöhter Beobachtung stehen und Transparenz besonders hoch bewertet wird, wirkt jede Verzögerung bei der Vorlage von Finanzzahlen wie ein Alarmsignal. Anleger befürchten oft Schlimmeres, auch wenn Unternehmen das Gegenteil betonen. Zudem fällt die Verschiebung zeitlich unglücklich in ein ohnehin schwaches Marktumfeld für kleinere Technologiewerte – ein denkbar schlechtes Timing für eine solche Unternehmensmeldung.
Nagarro-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nagarro-Analyse vom 28. April liefert die Antwort:
Die neusten Nagarro-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nagarro-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 28. April erfahren Sie was jetzt zu tun ist.